Problemkind Straßenbau in Friedrichsbrunn Problemkind Straßenbau in Friedrichsbrunn: An langer Umleitung führt kein Weg vorbei

Allrode/Friedrichsbrunn - Dass wegen des Ausbaus der Ortsdurchfahrt nun auch Nebenstraßen in Friedrichsbrunn gesperrt sind, sorgt im Nachbarort Allrode für Ärger: Um in das eigentlich wenige Kilometer entfernte Friedrichsbrunn zu kommen, muss jetzt die offizielle Umleitung über Alexisbad, Gernrode und Thale genutzt werden. Das sei „das Zehnfache“ der sonstigen Strecke, schimpft Sigmar Nordhaus aus Allrode. Betroffen sind von der Sperrung auch die Grundschüler aus Allrode, Bärenrode und Güntersberge.
Statt um 7.10 Uhr fahre das Taxi nun um 6.30 Uhr ab. Ein gerade eingeschulter Sechsjähriger, der deshalb um 5.30 Uhr aufstehe, sei - bis der Unterricht um 7.40 Uhr in Friedrichsbrunn beginne - schon zwei Stunden auf den Beinen, heißt es aus Elternkreisen. Auch die Rückfahrt sei nun deutlich länger. Für die Eltern stellt sich die Frage, ob man diese Sperrung nicht in die Ferien hätte legen können.
An der langen Tour wird wohl kein Weg vorbeiführen
Die Anordnung der Straßenverkehrsbehörde, sofort auch die Nebenstraßen zu sperren, „hat uns von der Geschwindigkeit her überfahren“, sagt Frank Hirschelmann, Amtsleiter Bürgerdienste bei der Stadt Thale. Um den Kindern aus Allrode, Bärenrode und Güntersberge zu ersparen, ab der Ersatzhaltestelle des Busses zu laufen, fahre die Stadt sie seit einem Jahr mit Shuttle-Taxis direkt zur Schule.
Doch an der langen Tour - sie soll ab 2. September gefahren werden, bis der Bus ab 11. wieder normal verkehrt - werde wohl kein Weg vorbeiführen.
Wegen der „akuten Entscheidung“ der Straßenbehörde sei keine Zeit für eine Reaktion gewesen. „Wir wären da auch für jeden Hinweis dankbar. Wir können die Taxen doch nicht über die Wiese oder durch den Wald fahren lassen“, sagt Frank Hirschelmann.
Sigmar Nordhaus: „Wir haben das Gefühl, man wird hier oben vergessen.“
Betroffen seien auch Allröder, die im Nachbarort arbeiteten, sagt Nordhaus. Dass als Alternative für die Fahrt nach Friedrichsbrunn auch die Route über Treseburg benannt worden sei, „ist eine Sauerei“, sagt er mit Blick auf den Zustand der sehr schmalen Straße - die trotzdem durch die Busse befahren werde - voller Flicken und Löcher. „Wir haben das Gefühl, man wird hier oben vergessen.“
Vollsperrung hätte von Anfang an erfolgen müssen
Die Ortsdurchfahrt habe von Anfang an unter Vollsperrung gebaut werden müssen, sagt Michael Schanz, Leiter des Regionalbereiches West der Landesstraßenbaubehörde. Die nächste Umleitung, die für anderthalb Jahre in der Lage sei, den Verkehr aufzunehmen, führe wegen des weitmaschigen Straßennetzes im Harz über Güntersberge, Alexisbad, Ballenstedt und Bad Suderode.
Daher sei diese Strecke die offizielle Umleitung - auch weil sie den Lkw-Verkehr aufnehmen muss, weshalb die Straße über Treseburg nicht geeignet sei. Sie vorher zu erneuern und zu verbreitern hätte „ein Vielfaches der Baumaßnahme in Friedrichsbrunn gekostet und wäre ohne erhebliche, zeitaufwendige planerische Vorbereitung“ nicht möglich gewesen. Eine Nutzung der Straße mit Pkw sei natürlich möglich.
Wie Schanz weiter erklärt, gebe es in Friedrichsbrunn oder im näheren Umfeld keine Straßen und Wege, die die Anforderungen an eine Umleitungs erfüllten. Eine Beschränkung der Sperrung auf die Sommerferien sei wegen des Bauablaufs nicht möglich, die „bedauerlichen Auswirkungen“ auf den Schulbusverkehr und andere Beteiligte „für einen glücklicherweise überschaubaren Zeitraum“ leider unvermeidbar.
Nicht genügend Platz für eine halbseitige Sperrung
Der aktuelle dritte Abschnitt beim Ausbau der Landesstraße sei noch einmal unterteilt gewesen, erklärte Manuel Slawig, Sprecher des Landkreises Harz. Zunächst habe von Allrode kommend noch bis zur Siptenfelder Straße gefahren werden können, sei innerörtlich eine Umfahrung möglich gewesen.
Mit dem Baufortschritt sei nun der gesamte Abschnitt gesperrt - eine halbseitige Sperrung sei wegen der geringen Ausbaubreite nicht möglich. Weil es auch keine Umfahrungsmöglichkeit auf untergeordneten Straßen gebe, müsse die Umleitung aus Richtung Allrode für zweieinhalb Wochen gefahren werden. Für den ÖPNV - und damit den Schülerverkehr - seien Ersatzhaltestellen eingerichtet. Der Landkreis werde aber wegen der Schülerbeförderung noch einmal das Gespräch mit den Harzer Verkehrsbetrieben und der Stadt Thale suchen. (mz)