Musiker Nicky Garratt Obermannhof in der Breiten Straße: Warum Rockmusiker Nicky Garratt seine Band "Hedersleben" nannte

Hedersleben - Wieso kennen viele Amerikaner das kleine Harzörtchen Hedersleben? Ein Grund dafür sind einerseits junge Austauschschüler, die sich jedes Jahr im Kloster auf das Leben in deutschen Familien vorbereiten.
Ein weiterer ist der britische Rockmusiker Nicky Garratt, der an der Westküste der USA lebt und seinem Beruf nachgeht, aber mit dem Dorf eng verbunden ist.
Nicky Garratt: Seit einigen Jahren besitzt er ein Grundstück im Vorharzdorf
Ausgerechnet „Hedersleben“ gab er seiner Band als Namen - und nicht ohne Grund. Schließlich besitzt Garratt in diesem Vorharzdorf seit einigen Jahren in der Breiten Straße ein Grundstück. Es ist bei den Einheimischen besser als Obermannhof bekannt.
Dieser war Anfang des 18. Jahrhunderts als Versorgungshof für das Kloster Adersleben entstanden. Im Wappen über der sanierten Pforte ist noch die frühere Besitzerin - Elisabeth Paula von Ringen, Äbtissin der Propstei in Adersleben - sowie 1739 als Baujahr zu erkennen.
Obermannhof in Hedersleben: Von vielen Pächtern und Eigentümern bewohnt
Später wurde der Hof mit dem zweistöckigen Verwalterwohnhaus im Fachwerkstil von verschiedenen Pächtern und Eigentümern bewohnt und bewirtschaftet. Als die letzten Mieter den Bauernhof in Hedersleben verlassen hatten und ihn die Gemeinde per Immobilienfirma auch online zum Kauf anbot, schlug Garratt zu.
„Wir“ - damit meint er sich und seine Freundin aus Hannover - „suchten eine gemeinsame Wohnmöglichkeit und zugleich Ruhe für neue Ideen“, blickt er auf die Entscheidung für genau diesen Ort zurück.
Nicky Garratt: Wohnen in oder in der Nähe von Quedlinburg
Obwohl der 1955 in Leicestershire (Großbritannien) geborene Mann durch Konzerte Deutschland schon gut kannte, gab es nur ein Ziel: „In oder in der Nähe von Quedlinburg.“
Denn eher zufällig entdeckte der vielseitig interessierte Nicky Garrett in jungen Jahren bei der Suche nach dem Begriff „Quasar“ (siehe unten) in der britischen Enzyklopädie unter gleichem Anfangsbuchstaben ein Foto des Quedlinburger Schlossberges, „mit tollen alten Mauern und Türmen“.
Ihn faszinierte diese Stadt - und deutsche Musik. „Mein Lieblingskomponist ist Bach“, bekennt er.
Nicky Garratt: Hedersleben ist ein guter Name für die Band
„Hedersleben ist ein guter Name für die Band“, erklärt der 62-Jährige. „Durch das vierfache ,e’ hat er einen wunderbaren Klang, auch im Englischen.“
Zudem würde er im Gegensatz zu anderen Bandnamen vorab wenig über die musikalische Ausrichtung verraten, die er selbst als „Progressive Rock“ beschreibt, und damit bei vielen großes Interesse wecken.
Während der Tourneen mit der Band, erst Ende vergangenen Jahres war er mit dem britischen Altrocker Nik Turner von „Hawkwind“ („Silver Machine“) in den USA und Kanada unterwegs, würde er Fragen dazu aber ganz einfach beantworten: „A little german village“ („Ein kleines Dorf in Deutschland“) - mehr nicht.
Nicky Garratt: Als Vollblutmusiker früh das Gitarrenspiel gelernt
Garratt erlernte schon früh das Gitarrenspiel und gehörte 1977 zu den Gründern der englischen „UK Subs“. Sie wurde sogar bei einer BBC-Umfrage als beste Punkrock-Band der Welt geehrt.
„Es war ein Ausscheidungswettbewerb, bei dem wir im Finale gegen die bekannteren ,Sex Pistols‘ gewannen“, erinnert sich der Vollblutmusiker noch daran.
Für die Songs von „Hedersleben“ lässt sich Garratt auch auf dem Harzer Anwesen inspirieren.
Schon im Debütalbum „Upgoer“ von 2013 stellte er eine Verbindung zu Quedlinburg und dem Himmel her, „verstärkt durch das Pechschwarz oberhalb Hederslebens, wo Meteore den Sommernachthimmel erleuchten“, wie er auf der Website selbst erklärt. Inzwischen arbeitet er bereits am fünften Album, auch im Harz.
Nicky Garratt: Kochbuch mit veganen Gerichten verfasst
Von Garratt, dem bekennenden Vegetarier, gibt es sogar ein Kochbuch mit veganen Gerichten, „aber alle ohne Tofu“, wie er betont.
Die Anregungen habe er meist in Indien, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika gefunden. „Ich habe alles selbst gekocht“, erzählt er, „nachdem ich auf Tourneen oft Probleme hatte, passende Speisen für mich zu finden.“
Als er die Gerichte bei seiner Party den Gästen anbot, sei eine Verlagsmitarbeiterin auf die Idee gekommen, daraus ein Buch zu machen. Stolz berichtet Nicky: „Es ist für den Verlag inzwischen das meistverkaufte Werk.“
Vollblutmusiker Nicky Garratt besucht seine Mutter immer im Sommer in England
Meist im Sommer besucht er seine bereits 93-jährige Mutter in England, verbringt aber auch Zeit in Hedersleben. „Es ist immer eine Mischung aus Bauen und Kunst“, erklärt er. Einerseits schreibe er neue Songs und musiziere mit gleichgesinnten Kollegen aus Deutschland. Andererseits möchte er aber auch die Gebäude sanieren.
„Leider fehlt mir einfach die Zeit, um mehr bewirken zu können“, bekennt er. „Dabei möchte ich doch so viel wie möglich von dem alten Ensemble erhalten.“
Er bedauert: „Leider mussten sogar schon einzelne Gebäudeteile abgerissen werden, weil sie zusammenzustürzen drohten.“
So lange er noch mit der Band unterwegs ist, sei es für ihn aber schwierig, erklärt der dunkelhaarige Musiker, der Maulbeerbäume liebt und schon drei auf dem Hof stehen hat.
Er könne sich durchaus vorstellen, sein Haus in Amerika aufzugeben und im Harz zu leben, sagt er. Um sofort einzuschränken: „Ich will mich jetzt aber noch nicht festlegen.“
Weitere Informationen zur Band gibt es unter www.hedersleben.com
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Mit Quasar wird laut Wikipedia der aktive Kern einer Galaxie bezeichnet, der im sichtbaren Bereich des Lichtes nahezu punktförmig - wie ein Stern - erscheint und sehr große Energiemengen in anderen Wellenlängenbereichen ausstrahlt. Der Name leitet sich von „quasi-stellar radio source“ („sternartige Radioquelle“) ab. (mz)
