Evangelische Stiftung Neuer Saal der Begegnung soll freien Blick auf Spielplatz bieten: Stiftung Neinstedt investiert auf Marienhof

Neinstedt - Blaue Planen an den Dachschrägen, robuste Holzgerüste und Kabel, die sich quer über den Boden winden: Dass das Obergeschoss des Hofladengebäudes auf dem Neinstedter Marienhof derzeit eine Baustelle ist, ist nicht zu übersehen.
Günter Kurczyk tritt an eines der Fenster auf der Ostseite und blickt bedächtig hinaus. „Hier kommt ein Panoramafenster hin“, kündigt der Bereichsleiter Arbeiten und Begleiten der Evangelischen Stiftung Neinstedt an.
Die Idee: Von dem Raum der Begegnung, der in naher Zukunft auch größeren Gruppen genügend Platz bieten soll, soll die Sicht frei sein auf den im Oktober 2020 eröffneten Erlebnisspielplatz, den frei stehenden Backofen und das nahe gelegene Bodeufer. Auch ein kleiner Balkon ist vorgesehen.
Ein Panoramafenster soll freie Sicht bieten auf den Erlebnisspielplatz
Die Bauarbeiten, während derer der Hofladenbetrieb in der Etage darunter weiterläuft, sind Teil eines Maßnahmenpakets, das für die stiftungseigene Landwirtschaft vor allem ein Raumproblem lösen soll. „Wir stoßen platztechnisch an unsere Grenzen“, macht Kurczyk deutlich.
Deshalb soll sich bald auch im Parterre etwas bewegen, genauer gesagt: der Hofladen. Nach aktuellem Planungsstand soll er innerhalb des Gebäudes auf die dem Parkplatz zugewandte Seite umziehen - in einen Raum, in dem er vor Jahren schon einmal ansässig war.
Das schafft Platz für den Cafébetrieb, der sich momentan noch einen Bereich mit dem Laden teilt und diesen künftig für sich haben soll. Auch im Außengelände des Marienhofs soll weiter Neues entstehen: So ist das Stiftungsareal mit dem Erlebnisspielplatz „Engelsmühle“ nicht ausgeschöpft, er soll in einem nächsten Schritt bis unmittelbar vor die Autobrücke über die Bode erweitert werden.
Im Spielplatz-Umfeld soll in Zukunft, sobald die Corona-Verordnungen wieder eine Nutzung der hölzernen Erlebniswelt zulassen, ein Imbisswagen Snacks und Softeis verkaufen.
Auf diese Weise, beschreibt Andreas Kilkis, Betriebswirt der Werkstatt für behinderte Menschen, könne der Besucherverkehr angesichts der Pandemie weiter entzerrt werden, weil die tobenden Kinder nicht extra vom Spielplatz ins Gebäudeinnere gehen müssten, um an Speisen und Getränke zu kommen.
Auf dem Marienhof arbeiten inzwischen 60 Menschen mit Behinderung
Entzerren - für Kilkis ist das eines der Stichworte bei der zukunftsorientierten Gestaltung des Marienhofs. Denn wo Gäste nicht auf einem Fleck, sondern in kleineren Grüppchen verteilt stünden, mache das die Lage leichter handhabbar, nehme den Druck raus - und schaffe geeignete Bedingungen für Arbeitsplätze für Menschen mit einer Behinderung.
Diese zu schaffen, so der Betriebswirt, sei das primäre Ziel aller Bemühungen um den Umbau des Landwirtschaftskomplexes. Wobei schon viel passiert sei, wie Stiftungsreferent Andreas Damm einordnet:
Aus einem einfachen Bauernhof mit einem Landwirt und zwei Angestellten habe sich der Marienhof mittlerweile zum Arbeitgeber für 60 Menschen mit einer Behinderung entwickelt, die auch in den Bereichen Gärtnerei und Landschaftspflege tätig sind.
Der Thalenser Stadtrat hatte in seiner Sitzung Ende Februar den Weg für eine Änderung des Flächennutzungsplans sowie den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für den Umbau frei gemacht (die MZ berichtete).
„Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir refinanzieren wollen und müssen“
Nun muss noch der Landkreis grünes Licht für die künftige Ausweisung der Flächen als „Sondergebiet ESN“ geben. Um für alle Fälle gewappnet zu sein, habe die Stiftung bereits weitere Vorhaben, wie das Anlegen von Bedarfsparkflächen im Bereich hinter den Gewächshäusern, in den Bebauungsplan aufgenommen, ohne derzeit konkret deren Umsetzung vorzubereiten.
Die teilweise Umgestaltung eines Wohngebäudes für Ferienwohnungen, von der zwischenzeitlich im Rathaus die Rede war, sei nicht vorgesehen. Anders sieht es laut Kurczyk bei den Stellplätzen neben dem Hofladen aus: Sie zu erweitern, sei fest geplant.
Zudem soll der Verkehr künftig per Einbahnstraßenregelung durch das Areal geleitet und dazu eine Ausfahrt ausgebaut werden.
„Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir refinanzieren wollen und müssen“, lenkt Günter Kurczyk den Blick aufs Thema Geld. Mehrere große Vorhaben, darunter die Brücken über den Mühlgraben und die Bode für insgesamt rund 800.000 Euro, habe die Stiftung in den vergangenen Jahren realisiert, um den Marienhof für Besucher besser erreichbar zu machen.
Damit sich das rechne, hoffe man darauf, dass die Gäste in den kommenden Monaten und Jahren tatsächlich zahlreich kämen. (mz)