Mittelalterliches Spektakel Mittelalterliches Spektakel in Ermsleben: Wie im Auenland

Ermsleben - „Wir wussten, dass es hier nur schön sein kann, als wir den vollen Parkplatz gesehen haben.“ Bärbel und Rainer Witte aus Köthen waren am dritten Advent erstmals bei der Burgenweihnacht auf der Konradsburg Ermsleben und kamen aus dem Staunen kaum heraus. „Dabei sind wir kein klassischer Weihnachtsmarkt“, betonte Christa Wycisk.
Sie gehört zum Förderkreis Konradsburg, der das mittelalterliche Spektakel seit 1997 organisiert. Dieses Jahr war sie „froh, dass die nächsten Verkehrseinschränkungen erst nach dem Wochenende beginnen“. Manche seien über die zwei Euro Eintritt zuerst irritiert, begeistert war schlussendlich noch jeder.
Mitglieder des Förderkreises Konradsburg machen alles selbst
Der Weihnachtsmarkt, der keiner sein will, bestach nicht zuletzt durch seine historische Kulisse. Eines der Erfolgsgeheimnisse war sicher hausgemacht: „Hier kommt nichts aus der Tüte, unsere Mitglieder machen alles selbst“, lobte Wycisk ihre 220 Mitstreiter.
Cindy Schnapperelle und ihr Mann wurden „erst im September vom Bürgermeister als Mitglieder eingesammelt“, erzählte Norman lachend. „Wir sind beide naturpatriotisch, da war das keine große Frage“. Auch ihr elfjähriger Sohn Lauris half an der Gulaschkanone inmitten der Burgmauern.
Nicht weit entfernt, hinter dem Feuerzangenbowle-Kessel und Ständen voller Leckereien, gab es sogar eine echte Kanone. Die siebenjährige Sophie aus Aschersleben beobachtete die Soldaten der Interessengemeinschaft „Artillerie 1810 Sachsen“ beim Böllerschießen genau. Ein lauter Knall. „Ich glaub’, ich hab’ mir die Ohren gebrochen“, klagte sie in Richtung von Bruder Marius, bevor beide drauflos kicherten.
Das Treiben auf der spätromanischen Burg vergaß seine jüngsten Besucher wahrlich nicht: Stockbrot am Lagerfeuer, Geschichten in der Märchenstube oder eine Fahrt im Karussell? Die meisten nahmen alles mit und lachten obendrein mit Gaukler Rebasius Funkenflug, der die Burgenweihnacht bereits seit Beginn in bester Till-Eulenspiegel-Manier verzaubert.
Karl-Heinz Korporal war ein toller Weihnachtsmann
Dem konnte nur einer die Show stehlen: Weihnachtsmann Karl-Heinz Korporal. „Er hat das wirklich toll gemacht“, schwärmte Claudia Kurbjuhn aus Aschersleben – wenngleich Töchterchen Martha mit knapp anderthalb Jahren davon noch nicht allzu viel mitbekommen hat. Ihre Konradsburger hätten „immer neue Ideen“, so Christa Wycisk mit Blick auf die Scheune, die erst 2015 öffnete.
Derweil schlängelte sich eine Besucherkette in den Weihnachtskeller. Durch die kleine Tür, fast wie bei den Hobbits im Auenland, gelangte man auf den Kunst- und Handwerksbasar – während es draußen dunkel wurde, lenkte Lichterglanz die Aufmerksamkeit hier auf Glaswaren, Steinschmuck, Honig oder hölzerne Schwibbögen.
Auch in den alten Stuben gab es Handgemachtes, zum Beispiel aus Kräutern. Mit ihrem Angebot wolle Sabine Sauerbier „das Gespür für heimische Kräuter wecken“.
Gaya von der Schalkenburg kocht über offenem Feuer
Nebenan in der Schwarzen Küche kochte Gaya von der Schalkenburg für die Besucher über dem offenen Feuer. Wer Lust auf eine kleine Geschichtsstunde hatte, konnte im Brunnenhaus einen Blick in 47 Meter Tiefe werfen.
Per Esel-Tretrad wurde das Wasser seinerzeit nach oben befördert. Den Esel gibt es heute nicht mehr, dafür das Rad – mancher junge Besucher überzeugte sich selbst davon, wie gut es noch funktioniert. (mz)
