1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Attraktion im Luftfahrtmuseum: Luftfahrtmuseum Wernigerode: Die perfekte Illusion vom Fliegen

Attraktion im Luftfahrtmuseum Luftfahrtmuseum Wernigerode: Die perfekte Illusion vom Fliegen

Von Sabine Herforth 20.10.2017, 07:55
Mathias Kögler (rechts) begleitet die Simulationen als erfahrener Pilot, damit der erste Flug nicht direkt in einem Absturz endet.
Mathias Kögler (rechts) begleitet die Simulationen als erfahrener Pilot, damit der erste Flug nicht direkt in einem Absturz endet. Chris Wohlfeld

Wernigerode - Ein kräftiger Zug am Hebel, gefolgt von einem bedachten Tritt auf das Pedal, dann mit ganz viel Gefühl den Steuerknüppel nach vorn drücken - und schon ist die Bell einige Meter in der Luft.

Jeder noch so kleine Ruck ist spürbar, wie ein Schlagloch auf der Landstraße. Die Geschwindigkeit des Helikopters, wenn er über die Dächer jagt, lässt den Magen kribbeln - die perfekte Illusion, denn nur das flaue Gefühl ist echt.

Attraktion im Luftfahrtmuseum Wernigerode: Als Co-Pilot am Steuer

Im Luftfahrtmuseum Wernigerode gibt es eine neue Attraktion: Ein Flugsimulator, in dem Besucher selbst als Co-Pilot am Steuer einer Bell UH-D1 fliegen können.

Es ist der einzige Simulator seiner Art in Mitteldeutschland, erklärt Marketingleiter Mario Schmidt.

„Das Cockpit ist ein Originalsimulator von der Bundeswehr gewesen“, erzählt Mathias Kögler vom Luftfahrtmuseum.

In Bückeburg hätten Jungpiloten im dortigen Schulungszentrum mit dem Gerät vorrangig den Blindflug - also den Instrumentenflug - geprobt. „Das heißt, die Scheiben waren alle abgedunkelt.“

Attraktion im Luftfahrtmuseum Wernigerode: Alles so realistisch wie möglich

Für das Luftfahrtmuseum wurde der Simulator so umgebaut, dass die Sicht wieder frei ist und eine Software den Flug samt Bild simuliert - „so realistisch wie möglich“, fügt Kögler an.

Deshalb hebt die Bell auch mitten im Kaukasus am Schwarzen Meer ab und bietet einiges fürs Auge.

Alle Anzeigen und Instrumente seien funktionstüchtig und zeigen beispielsweise Flughöhe, Drehmoment oder Geschwindigkeit an.

Mit einem Knopfdruck erwacht auch die Geräuschkulisse des Helikopters zum Leben. Eine Kuppelleinwand sorgt für einen wirklichkeitsnahen Blick in die Landschaft.

„Dadurch dass wir 210 Grad Sicht haben, wird das Gehirn getäuscht und man kommt sich so vor, als wenn man sich wirklich bewegt“, sagt Simulator-Pilot Kögler.

Doch der Schein trügt. Die scheinbar eng geflogene Kurve, der drastische Sinkflug und selbst die ruckelige Landung - alles Einbildung! „Der Simulator steht komplett starr, es kommt einem nur so vor“, betont Schmidt.

Attraktion im Luftfahrtmuseum Wernigerode: Und das Gehirn lässt sich immer wieder täuschen

Doch wider besseres Wissen lässt sich das Gehirn erneut täuschen, als der Hubschrauber bedrohlich zu schwanken beginnt, weil der unerfahrene Co-Pilot zu hastig am Steuerknüppel zieht.

Das Bild vor der Frontscheibe kippt immer mehr. Mathias Kögler verhindert den nahenden Absturz nicht, bleibt gelassen sitzen, während die Katastrophe ihren Lauf nimmt, der Boden unausweichlich näher kommt.

Sekunden später ist die Bell ein Totalschaden - die Passagiere unverletzt. Der nächste Versuch glückt deutlich besser, aber das Landen ist auch in einer Illusion eine echte Herausforderung.

„Ich versuche uns noch mal lebend runterzubringen“, sagt Kögler und lacht. Das Fliegen hat er sich selbst beigebracht - im eigenen Simulator, den er sich im Keller zusammengebaut hat. „Das ist viel, viel Übung“, gibt er zu.

Attraktion im Luftfahrtmuseum Wernigerode: Die Bell - die Harley Davidson der Hubschrauber

In Fachkreisen würde die Bell auch als Harley Davidson der Hubschrauber gehandelt, weil sie noch komplett auf mechanische Bedienung zurückgreife.

„Das heißt, der Pilot fliegt den Hubschrauber selber. Bei heutigen Helikoptern wird alles per Computer gesteuert. Der Pilot ist quasi nur noch Systemmanager“, führt Kögler aus.

Ganz anders die Bell: „Sie ist vom Fliegen her sehr anspruchsvoll, weil man selber fliegen muss. Es gibt keinen Computer, der einen dabei unterstützt.“

Einige Piloten, die selbst noch eine Bell geflogen seien und von dem Simulator gehört hätten, hätten sich bereits im Museum gemeldet, um noch einmal am Steuerknüppel ihrer Maschine sitzen zu können.

Attraktion im Luftfahrtmuseum Wernigerode: Zwei Bell gibt es noch in Deutschland

„Heute gibt es noch zwei Bell in Deutschland als SAR-Hubschrauber - also militärische Rettungseinheiten“, weiß Kögler. Nach und nach würden die Maschinen ausgemustert.

Neben der Bell UH-1D gibt es im Luftfahrtmuseum auch die Möglichkeit, den Flug mit einer Messerschmidt BF-109 zu simulieren.

******************************************************

Die Mitteldeutsche Zeitung verlost zweimal zwei Gutscheine für je 30 Minuten Flug im Simulator inklusive Eintritt ins Luftfahrtmuseum. Wer gewinnen will, muss bis Sonntag, 22. Oktober, einfach an [email protected] mailen oder eine Postkarte an die MZ-Lokalredaktion, Blasiistraße 7 in 06484 Quedlinburg schicken. Name und Anschrift nicht vergessen! Aus allen Einsendungen werden am Ende unter Ausschluss des Rechtsweges die Gewinner gezogen.

****************************************

Das Luftfahrtmuseum hat auch in Sachen Audioführung ein neues Angebot entwickelt. So können sich Besucher künftig direkt ins WLan-Netz des Museums einloggen und sich per Smartphone durch die Ausstellungsräume führen lassen. Damit werden die bisherigen Audiogeräte abgeschafft, mit denen Gäste durch die Ausstellungsräume gehen konnten.

Die Benutzung sei einfacher als bisher, erklärt Marketingleiter Mario Schmidt. Man wählt sich einfach in das Netzwerk ein, scannt dann einen QR-Code, und los geht’s. „Das macht die Sache viel effektiver“, so Schmidt. Alternativ könne die Webseite „Fly“ auch so angewählt werden. Mit der Audioführung „Co-Pilot“ geht es dann wahlweise in Deutsch, Englisch oder Niederländisch durch die Ausstellungsbereiche. Unterteilt werden die Angebote zudem in Führungen für Erwachsene und Kinder. „Wer kein Smartphone hat, kann an der Kasse kostenlos ein Tablet ausleihen“, fügt Schmidt an. (mz)

Die Instrumente und Anzeigen machen die Illusion perfekt.
Die Instrumente und Anzeigen machen die Illusion perfekt.
Wohlfeld