"Schattengrund" Krimi "Schattengrund" im ZDF: Thriller mit Josefine Preuß wird in Schierke gedreht

Schierke - Immer wieder fallen kleine Schneeflocken, als sich eine Prozession durch den Harzort Schierke bewegt. Vier Männer heben die Statue der Heiligen Barbara auf die Schultern. Ministranten schwenken das Weihrauch-Gefäß und tragen Kreuze. Vor ihnen läuft der Pfarrer, hinter ihnen gehen rund 60 dunkel gekleidete Menschen.
Sie alle sind Komparsen, so wie Schierke zum fiktiven entlegenen Dorf Siebenlehen im Harz wird. Das ZDF dreht hier den Thriller „Schattengrund“ nach dem Bestseller von Elisabeth Herrmann.
Pastorin der Christusgemeinde berät die Crew
Kerstin Schenk hat einen für sie ungewöhnlichen Platz in der vierten Kirchenbankreihe eingenommen: Die Pastorin von der evangelischen Christusgemeinde Wernigerode-Schierke predigt nicht, sondern ist in der Schierker Bergkirche nur Statistin. Hier trifft Kirchen-Profi auf Film-Profis.
Kerstin Schenk berät die Crew und besonders Oliver Stritzel, der den Dorfpfarrer gibt, wenn es um Fragen der Lithurgie, das richtige Bekreuzigen und den Gesang geht. Ihre Tochter Tabea hält die Stimmgabel ans Ohr, um den rechten Ton für die Aufnahmen zu finden.
Komparsen müssen das Bergmannslied lernen
Schließlich haben alle Komparsen das Bergmannslied zu Ehren der Heiligen Barbara lernen müssen, so dass während der Prozession durch Schierke immer wieder von Knappen, Geistern und der Barbara gesungen wird. Die Ministranten, die der Prozession voranschreiten, hat Pfarrerin Schenk mitgebracht. Es sind ihre Konfirmanden, deren Engagement sie sich für die Schierker Szenen bei der Casting-Agentur und im Gespräch mit dem Regisseur auserbeten hat.
Das alte Pfarrhaus von Schierke und das leider ebenso leerstehende benachbarte Hotel „König“ bauten die Filmemacher für den Thriller um. Schließlich kommt dem namensgebenden Gebäude eine besondere Bedeutung zu: Die Studentin Nico Wagner (Josefine Preuß) reist von Berlin in das entlegene Dorf im Harz und tritt eine seltsame Erbschaft an - das geheimnisvoll wirkende Haus „Schattengrund“, einen Besen, einen Stein und eine Streichholzschachtel. Harz-Landschaft und -Mythen spielen in dem Film eine große Rolle.
Drei Kameras sind im Einsatz, um die Szene aufzunehmen
Immer wieder setzt sich der Prozessionszug in Bewegung, erklingt das Lied. Teilweise drei Kameras sind im Einsatz, um die Szene aufzunehmen. Dann fällt die Klappe, der Umzug ist im Kasten. Pause für die Komparsen, denen der beginnende Winter langsam durch die wärmende Bekleidung kriecht.
Auch dicke Ski-Unterwäsche und warme Socken helfen nicht immer. Während sie im Schierker Rathaus wärmenden Kaffee und Tee schlürfen oder Mittagbrot essen, treffen weitere Komparsen ein. Die Statisten werden während des Gottesdienstes die Kirchenbänke füllen. So viele Besucher wünscht sich jeder Pfarrer sonst im realen Kirchenleben.
Im Rathaus Schierke gibt es Kaffee und Tee
Die Crew baut um. In der Bergkirche werden Schienen verlegt, auf denen die Kamera dahingleitet. Riesige Schirme stehen von außen vor den kunstvollen Bleiglasfenstern des Gotteshauses, so dass es durch die Strahler dann im Kircheninneren wie am Tage wirkt, während vor der Tür der Abend anbricht.
Die Komparsen stehen in Grüppchen und warten, dass das Aufbruchsignal in Richtung Kirche kommt. Dreh-Geschichten machen ihre Runden. Der Harz gilt ja nicht erst seit George Clooney als beliebte Location für Filmteams aus vielen Ländern. „Bei Alles Klara gab es immer ein tolles Catering“, mault jemand über die Bratwürste. Von zickigen Stars und der Autogramm-Sammlung wird erzählt.
Eine alte Frau mustert alle Komparsen sehr genau. Sie sucht nicht etwa jemanden, sondern ihren Mantel, den sie aus Versehen auf die Kostümstange gehängt hatte und der jetzt einen Mann mit Pferdeschwanz wärmt. Helga erinnert sich an das preisgekrönte Drama „Frantz“, wo sie zu sehen war, während ihr Nachbar von den Quedlinburger Dreharbeiten zu „Das kleine Gespenst“ berichtet. „Um 8 sollten wir da sein, um 17.30 Uhr hatte ich meine einzige Szene. Im Film sah man dann nur mein Auto.“
Neulinge erfahren knapp den Inhalt des Films
Die Neu-Komparsen erfahren knapp den Inhalt des Filmes, in dem sie vielleicht zu erkennen sein könnten: Nico hat als Kind ihre Ferien in Siebenlehen verbracht, bis das Unglück geschah: Nicos Freundin Fili Urban starb bei einem winterlichen Ausflug der beiden Mädchen in einem still gelegten Silberbergwerk. Nun schlägt Nico die geballte Feindschaft des Dorfes entgegen, wird sie doch für Filis Tod verantwortlich gemacht. Sie hat zunächst keine Erinnerung an das damalige Geschehen. Eigentlich sollte sie den Ort besser wieder verlassen, aber ein Erdrutsch hat ihn von der Außenwelt abgeschnitten.
Nico überlebt einen Anschlag auf ihr Leben. Sie muss herausfinden, wer sie umbringen wollte und wirklich Schuld an Filis Tod hat. Deren Eltern (Oliver Stokowski und Tanja Schleiff), ein dörflicher Außenseiter (Daniel Zillmann) und selbst der Pfarrer verhalten sich in Nicos Augen verdächtig.
So kommt es in der Bergkirche zu einer großen Szene. Aus den dicht besetzten Reihen brechen sich Hass und Ablehnung gegen die junge Frau bahn. Einzig Leon Urban (Steve Windolf), Filis Cousin, ist auf ihrer Seite. Mit seiner Hilfe begibt sich Nico auf eine gefährliche Spurensuche. Die Kirchenszene ist abgedreht, die Scheinwerfer gehen aus. Drehschluss für den Tag.
Noch bis 7. Dezember dreht Constantin Television GmbH im Harz. Danach folgen Aufnahmen in Berlin. Die meisten Komparsen, die zum Dreh aus Hannover und Magdeburg, Quedlinburg, Halberstadt und Blankenburg anreisten, werden erst zur Filmpremiere sehen, wie das Werk gelungen ist.
Die Schierker Kirchgemeinde von Kerstin Schenk plant jedenfalls für die Preview des Films, dessen Ausstrahlungstermin noch nicht feststeht, eine besondere Überraschung rund um ihre Film-Kirche.
(mz)