Sensationsfund am Bodetal? Hobby-Forscher Heinz A. Behrens entdeckt Himmelsscheibe bei Thale: Sensationsfund auf Rosstrappe?

Thale - Es ist ein Tag wie viele andere im Jahr 2013, Heinz A. Behrens geht mit seiner Frau auf der Rosstrappe spazieren wie schon unzählige Male zuvor. Die beiden ahnen nicht, dass sie an diesem ihnen so vertrauten Ort diesmal etwas entdecken werden, das ihnen zuvor jahrelang entgangen war. Und doch war es die ganze Zeit da.
„Wir sind da bestimmt x-mal drüber gelaufen und haben nichts gesehen“, blickt der Vorsitzende der Nordharzer Altertumsgesellschaft zurück. An jenem Tag 2013 waren er und seine Frau zur rechten Zeit am rechten Fleck: Das Sonnenlicht fiel in einem Winkel auf den Thalenser Felsen, der die Kanten einer sonderbaren Einkerbung deutlich werden ließ.
„Ich war in diesem Moment wie elektrisiert“, erinnert sich Behrens. War er hier, nur vier Meter von dem berühmten „Hufabdruck“ entfernt, auf ein bislang unbekanntes Zeugnis der frühen Besiedlung des Bodetals gestoßen? Auf die erste Verblüffung folgte Tatendrang: Mithilfe von Folie und Filzstift skizzierte der Altertumsforscher das Ritzbild, das er anschließend am PC digitalisierte.
Die Skizze zeigt einen Kreis, eine Mondsichel sowie mehrere Punkte und Striche
Auf dem Bild ist ein großer Kreis zu sehen, in dem eine Mondsichel und mehrere Punkte und Striche liegen. Die Zeichnung geht auch außerhalb des Kreises weiter. Für Behrens ist die Sache nach kurzer, aber intensiver Betrachtung klar: „Aus meiner Sicht kann man den Fund als Sternenscheibe von Thale bezeichnen.“
Demnach könnten die Menschen, die vor 1000 bis 3000 Jahren auf der Rosstrappe lebten, in dem Gestein einen Teil des von hier aus sichtbaren Sternenhimmels sowie markante astronomische Daten festgehalten haben. Behrens hat in seiner Skizze unter anderem Symbole für Sommer- und Wintersonnenwende, Tag-und-Nacht-Gleiche sowie das Auftreten eines Schaltmonats markiert.
Die Plejaden sowie die Sternbilder Orion und Waage seien zu erkennen, erklärt Heinz A. Behrens
Auch die Sonne, die Sterngruppe der Plejaden und die Sternbilder Orion und Waage seien zu erkennen, so der Experte. Erstaunlich ist der Fund auch deshalb, weil die Rosstrappe aus Granit besteht. „Der ist sehr hart und dementsprechend lange wird es gedauert haben, hier etwas einzuritzen“, erläutert Heinz A. Behrens.
Gravuren wie die von ihm entdeckte, man spreche auch von „Graffiti“, finde man häufiger in Sandstein. Ob es sich bei dem Bild tatsächlich um eine neue „Himmelsscheibe“ handelt, konnte bisher nicht zweifelsfrei ermittelt werden.
Behrens hat sich bereits mit zwei Fachleuten über seine Entdeckung ausgetauscht und auch einen wissenschaftlichen Artikel dazu publiziert. Untersuchungen zum Verwitterungsgrad des Gesteins im Bereich der Zeichnung würden nahelegen, dass das Ritzbild in der Tat mehrere hundert Jahre alt sei, ergänzt Behrens.
Exponierte Orte wie die Rosstrappe, legt der Vorsitzende dar, wurden von den Menschen in früheren Jahrtausenden häufiger als Siedlungsorte ausgewählt. Eine klare Absage erteilt Behrens allerdings der Legende vom Sprung der Brunhilde über das Bodetal: „Das ist kein Hufabdruck. Wir haben es vielmehr mit einem Kultbecken zu tun.“
Vertiefungen deuteten darauf hin, dass ein Kessel im Becken platziert wurde. Ihre Opfergaben an die Götter hätten die Menschen damals praktischerweise gleich den Steilhang hinunterwerfen können. (mz)