Eisenhüttenverein in Mägdesprung Hirsche werden endlich geheilt
Die Kunstgussfigurengruppen in Mägdesprung können endlich restauriert werden. Die Sparkassenstiftung unterstützt das Vorhaben.
Mägdesprung/MZ - Für den „Besiegten Hirsch“ und den Akademiehirsch, die an der Ortsdurchfahrt von Mägdesprung stehen, geht es schon bald in die Kur: In der Kunstschmiede Althammer in Leipzig sollen die beiden berühmten Figuren von Johann Heinrich Kureck (1821 bis 1889) in den kommenden Monaten restauriert werden. Für den Eisenhüttenverein Mägdesprung „Carl Bischof“ geht damit ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung.
Möglich macht das eine Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Harzsparkasse und der Sparkassenstiftung der Kreissparkasse Quedlinburg. Über die konkrete Fördersumme wird sich wie üblich ausgeschwiegen. Nur Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU), der die beiden Hirschfiguren als „letztes markantes Überbleibsel der Eisenhütte vor Ort bezeichnete“, nannte eine Zahl: Mit 10.000 Euro unterstützt die Stadt die Restaurierung. Deren voraussichtliche Kosten wurden von Seiten des Vereins in einem früheren MZ-Bericht auf rund 70.000 Euro geschätzt.
„Unser Verein und ich empfinden es als große Wertschätzung“
Schon lange haben die Mitglieder versucht, das für den Erhalt der Skulpturen erforderliche Geld aufzubringen, mussten dabei mehrere Rückschläge einstecken. Nicht nur, dass sie sich zunächst vergebens um eine finanzielle Förderung des Vorhabens bemüht hatten: Die ohnehin schon vorhandenen Schäden an den Figurengruppen wurden noch größer, als Unbekannte sich an ihnen vergriffen, den „Besiegten Hirsch“ seines Vorderlaufs beraubten und sich am Geweih des Akademiehirsches zu schaffen machen.
Umso größer ist ihre Freude jetzt: „Unser Verein und ich empfinden es als große Wertschätzung“, sagt Elisabeth Haferland, die Vorsitzende des Eisenhüttenvereins, in Richtung der Geldgeber und spricht von einem „besonderen Tag für den Verein und für Mägdesprung“. Seit vielen Jahren engagieren sich sie und ihre Mitstreiter schließlich schon, um die Bedeutung Mägdesprungs in der Eisen- und Zinkgussproduktion wieder ins allgemeine Bewusstsein zu rücken.
Mägdesprung hatte große Bedeutung beim Kunstguss
Vor 375 Jahren wurde die Eisenhütte gegründet. Und durch Kureck, der Anfang der 1840er Jahre von Herzog Alexander von Anhalt Bernburg an die Hütte berufen wurde, erreichte der Mägdesprunger Eisenkunstguss Weltniveau. Er war ein Meister seines Fachs, betrieb intensive Naturstudien und schuf beeindruckende Tierplastiken.
„Es ist schon faszinierend, welche Bedeutung Mägdesprung für den Kunstguss gehabt hat“, sagt Michael Ermrich, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Er schätzt das Engagement des Vereins, Industriegeschichte erlebbar zu machen. Mit Wilfried Schlüter, dem Stiftungsratsvorsitzenden der Stiftung der Kreissparkasse Quedlinburg, und dem Vorstandsvorsitzenden der Harzsparkasse, Haiko Elschner, ist er in den Harzgeröder Ortsteil gekommen. Mit dabei hatten sie die Förderzusagen. Zusagen, weil auch ein zweiter Antrag des Vereins positiv beschieden werden konnte - über ein Vorhaben, das dieser schon beinahe abgeschrieben hatte, das jetzt aber doch umgesetzt werden kann.
Arbeiten werden einige Monate dauern
In der Berliner Bildhauerwerkstatt Hoferick werde auch noch eine sogenannte Plinthe, ein naturalistisch gestaltet Untergrund, modelliert, erklärt Wolfdieter Ludwig. Er ist Schriftführer im Eisenhüttenverein und war maßgeblich beteiligt an der Vorbereitung des Projekt. Die Plinthe wird in der Eisengießerei Lauchhammer gegossen und in Leipzig mit dem dann restaurierten „Besiegten Hirsch“ zusammengebracht. Der stand noch bis Ende der 1980er Jahre stand auf einem gusseisernen Waldboden. Dann musste der Sockel reichen. Wegen Korrosionsschäden wurde der alte Untergrund damals nicht wiederverwendet.
Ludwig rechnet damit, dass die Arbeiten einige Monate in Anspruch nehmen werden. Zeit, die der Verein nutzen will, einen neuen Sockel für den „Besiegten Hirsch“ zu errichten. Überhaupt solle der gesamte Platz neu gestaltet, ein würdiges Umfeld geschaffen werden, sagt Bürgermeister Weise. Der Stadt gehört das 500 Quadratmeter Areal, das der Eisenhütte früher als Ausstellungsgelände diente. 2010 kaufte sie es samt der Figuren. (mz)