1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Heimatmuseum Ditfurt präsentiert sich nach Lockdown in neuer Qualität

Schmiede, Stall, Puppenstube Heimatmuseum Ditfurt präsentiert sich nach Lockdown in neuer Qualität

Auf mehr als 1.000 Quadratmeter Fläche sind 10.000 Exponate aus dem ländlichen Raum zu sehen. Welche Rolle eine Urkunde in Übersee spielt.

Von Uta Müller 27.06.2021, 15:00
Girlinde Gelfert und Michael Wölfer vom Heimatmuseum in Ditfurt sitzen in der „guten Stube“ am feierlich gedeckten Kaffeetisch.
Girlinde Gelfert und Michael Wölfer vom Heimatmuseum in Ditfurt sitzen in der „guten Stube“ am feierlich gedeckten Kaffeetisch. (Foto: Uta Müller)

Ditfurt - Die Freude beim Heimatverein Ditfurt ist groß, endlich wieder Besucher willkommen heißen zu dürfen, nachdem das Heimatmuseum nun viele Monate geschlossen war. Seit Anfang Juni hat das Museum wieder offiziell seine Pforten geöffnet, um den Gästen die Geschichte ihrer Heimat näherzubringen.

Das Museum befindet sich auf einem ehemaligen Amtshof des früheren Stifts Quedlinburg und besteht aus mehreren Gebäuden, die einst Pferde-, Schaf- sowie Ochsenstall beherbergten. Im Hof steht ein Taubenturm. Auf einer Ausstellungsfläche von mehr als 1.000 Quadratmetern steht eine Vielfalt von über 10.000 Exponaten aus allen Bereichen des ländlichen Lebens zur Besichtigung.

Seife und Soda durften an einem Waschtag um 1935 nicht fehlen.
Seife und Soda durften an einem Waschtag um 1935 nicht fehlen.
(Foto: Uta Müller)

Wie Michael Wölfer, Vorstandsvorsitzender des Heimatvereins, erklärt, ist das Haus in der Hauptstraße 19 ein bäuerlich und handwerklich geprägtes Museum.

Trotz der monatelangen Zwangspause haben die Museumsmitarbeiter nicht Däumchen gedreht. Dass hinter den Kulissen keine Langeweile „geschoben“ werden muss, kann Mitarbeiterin Gerlinde Gelfert nur allzu gut unterstreichen. Bewahrende sowie dokumentierende und forschende Arbeiten konnten während der pandemiebedingten Schließung der Ausstellung intensiviert werden, erklärt sie.

„Allein im Januar haben wir rund 400 alte Karteikarten mit Nummern schriftlich ins Heft aufgenommen sowie im Computer elektronisch gespeichert“, sagt Gerlinde Gelfert vom Heimatverein. Ab Februar wurden Puppenwagen, Puppen und Spielzeug vom Fundus ins Haupthaus gebracht.

Ungefähr 300 Posten wurden gereinigt, fotografiert und ins Inventar-Register übertragen. Ab Mitte März wurden in der Heimatstube das Spielzimmer, Arbeitszimmer, die Wohnstube – oder auch gute Stube – das Kinderzimmer, Schlafzimmer, die Küche und das Ankleidezimmer kontrolliert, fährt die Museumsmitarbeiterin fort.

Die liebevoll eingerichtete Puppenstube steht in der Heimatstube.
Die liebevoll eingerichtete Puppenstube steht in der Heimatstube.
(Foto: Uta Müller)

Dabei wurde alles einzeln ausgeräumt, gesäubert, die Inventarnummern verglichen, fotografiert und wieder eingeräumt. „Das waren allein über 1.600 Objekte“, erklärt Gelfert. Im Museumsbereich wurde alles aufgefrischt und Ausstellungsräume wurden ausgetauscht. Bis in den letzten Winkel wurde geräumt und geputzt.

Unterstützt wurden Wölfer und Gelfert dabei von sogenannten ergänzenden Beschäftigten, Ein-Euro-Jobbern und einer geringfügig beschäftigten Mitarbeiterin im Museum. Der sonstige Vereinsinhalt besteht aus vorwiegend ehrenamtlicher Arbeit, wie Michael Wölfer erklärt.

„Es ist ganz wichtig, dass wir unsere Vereinsarbeit wieder in Gang bringen“, so Wölfer. Der große Komplex inklusive der drei Gebäude müsse unterhalten werden. Darüber habe man sich in der Ruhezeit Gedanken gemacht und Ideen für neue, themenbezogene Ausstellungen geplant.

Heimatverein Ditfurt bereitet mehrere Ausstellungen und einen Flohmarkt vor

So befinde sich beispielsweise eine Bilderausstellung mit Malern und Hobbykünstlern aus dem Ort in Vorbereitung. Eine Spielzeugausstellung, eine Ausstellung zur Wäsche und Mode vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart stehen auf der Liste. Der Flohmarkt vom 27. bis 29. August wird die erste Veranstaltung nach der coronabedingten Schließzeit sein.

Wölfer hofft, seinen Besuchern noch in diesem Jahr ein ganz besonderes Kleinod präsentieren zu können. Eine Schenkungsurkunde von Hermann von Stein, General der Königlich-Preußischen Artillerie und seinerzeit Staats- und Kriegsminister des Landes. Diese Urkunde, am 25. Februar 1917 in Ditfurt unterzeichnet, belegt eine Schenkung sowie Umbenennung des Gemeindeparks in General von Stein-Park.

Das Gegenstück dieser Urkunde, welches sich eigentlich im Besitz der Gemeinde befinden müsste, gilt seit Ende des Krieges als verschollen. Das in Leder eingebundene Buch trägt die Initialen Hermann von Steins und darunter eine Inschrift der Gemeinde Ditfurt.

Neben einer voll ausgestatteten Schmiede, verschiedenen Waagen und Gewichten, einer Wirtschaftsküche und einer Imkerei findet man im Ochsenstall auch Kutschgeschirr für Pferde.
Neben einer voll ausgestatteten Schmiede, verschiedenen Waagen und Gewichten, einer Wirtschaftsküche und einer Imkerei findet man im Ochsenstall auch Kutschgeschirr für Pferde.
(Foto: Uta Müller)

„Die Urkunde wurde im Nachlass eines Nachfahren der Familie in Brasilien gefunden“, so Wölfer. Der Nachlassverwalter sei auf die Gemeinde zugekommen und wolle das Dokument den Ditfurtern überlassen.

Wölfer kann seine Freude kaum in Worte fassen. Für ihn wäre die Urkunde in der Ausstellung des Museums die absolute Krönung. Es sei alles mit Bürgermeister Matthias Hellmann (FDP) abgesprochen. Aber weitere, nicht ganz unwesentliche Details zur Überführung aus Südamerika wolle er noch nicht bekannt geben. (mz)