"Das ist schwer zu verkraften" Harzsparkasse schließt Geschäftsstelle Ditfurt bei Quedlinburg: Künftig kommt der Sparkassenbus

Ditfurt - „Für uns ist das ein schwerer Schlag“, sagt Ditfurts Bürgermeister Matthias Hellmann (FDP) zu den Plänen der Harzsparkasse: Die will ihre Geschäftsstelle im Ort zum Jahresende schließen. „Wir haben schon die Grundschule schweren Herzens abgeben müssen, und wir müssen jetzt wieder etwas abgeben. Das ist für Ditfurt schwer zu verkraften.“
Begründet worden sei die Schließung mit einer mangelnden Auslastung der Filiale - „Ich kann das nicht feststellen. Wenn ich wegen diverser Vereinskonten dort war, war ich nie der einzige Kunde.“ - und der in den Nachbarorten Hedersleben und Wegeleben vorhandenen Filialen.
Sparkassenbus soll künftig Kunden in Ditfurt Bankdienstleistungen bieten
Nach Ditfurt solle künftig der Sparkassenbus kommen; das „ist meiner Ansicht nach für einen Ort wie Ditfurt deutlich zu wenig“, sagt der Bürgermeister. „Damit wäre sicher die Grundversorgung für die älteren Bürger gedeckt, aber ob man dann ein Geschäft mit Neukunden machen kann...“
Matthias Hellmann verweist darauf, dass es in Ditfurt fünf Einzelhandelsgeschäfte gebe, in denen mit Bargeld bezahlt werde, ebenso bei den fahrenden Händlern, die in den Ort kämen. Verständnis für die schwierige Situation der Harzsparkasse vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase sei da, sagt der Bürgermeister, der aber auch auf den öffentlichen Versorgungsauftrag verweist.
„Neben der Komplettschließung und dem Bus gibt es ja noch eine andere Lösung“, sagt Hellmann und nennt einen SB-Standort, an dem Ein- und Auszahlungen, Überweisungen usw. an Automaten möglich sind. „Das würde ich als bessere Lösung empfinden.“
Bürgermeister Matthias Hellmann hätte eine Selbstbedienungs-Filiale besser gefunden
Mit einer Schließung der Filiale würde in Ditfurt wieder eine Infrastruktureinrichtung fehlen - und das, wo sich die Einwohnerzahl zuletzt doch positiv entwickelt habe. Und wegfallen würde auch die Gewerbesteuer, die an die Gemeinde gezahlt worden sei, so Hellmann.
„Wir schließen nicht gern Geschäftsstellen“, sagt Wilfried Schlüter, Vorstandsvorsitzender der Harzsparkasse. „Aber man wird zu solchen Schritten gezwungen“, ergänzt Vorstand Haiko Elschner und verweist auf das Kundenverhalten wie durch den Zinsmarkt nicht vorhandenes Geld.
Hintergrund für die Schließung von insgesamt fünf Geschäftsstellen zum Jahresende sei „das wirklich veränderte Kundenverhalten“, so Wilfried Schlüter: Kunden kämen nicht mehr in dem Maße in die Geschäftsstelle, um Serviceleistungen in Anspruch zu nehmen, wie das früher der Fall gewesen sei.
Online-Banking spiele hier eine Rolle, die Möglichkeit, vielerorts bargeldlos zu bezahlen oder sich an Supermarktkassen mit Bargeld zu versorgen. Für die Harzsparkasse bedeute das zu überlegen, Dienstleistung zu konzentrieren.
Sparkassen-Vorstände Wilfried Schlüter und Haiko Elschner weisen auf das Online-Banking hin
In Ditfurt seien die Kundenfrequenzen „so, dass es sich nicht rechnet, die Filiale aufrechtzuerhalten“, so Haiko Elschner, ohne konkrete Zahlen dazu zu nennen. Und Ditfurt, so Wilfried Schlüter, liege genau zwischen Wegeleben, wo es eine Geschäftsstelle gebe, und Hedersleben, wo sich eine moderne Geschäftsstelle direkt neben einem Einkaufsmarkt befinde.
Hinzu komme, dass für einen Erhalt der Filiale in Ditfurt „immens investiert“ werden müsste; warum hier in der Vergangenheit unter ihren Vorgängern nichts passiert sei, dazu können die Vorstände nichts sagen.
Investiert werden müsste auch, um die Geschäftsstelle, in der es keinen Geldautomaten gibt, zu einer SB-Stelle umzugestalten. Haiko Elschner wirft die Frage auf, ob Geldautomat, Überweisungsterminal und Kontoauszugsdrucker die Zukunft seien, wenn man Kontoauszüge jederzeit über ein elektronisches Postfach einsehen, Überweisungen über die Internetfiliale von zu Hause aus tätigen könne und immer mehr Zahlungsvorgänge bargeldlos erfolgen würden.
Die beiden Angestellten aus Ditfurt arbeiten künftig in Hedersleben
Die Investitionen, die für eine Umrüstung in eine SB-Stelle erfolgen müssten, seien „betriebswirtschaftlich nicht zu begründen“, so Wilfried Schlüter.
Die beiden Mitarbeiterinnen aus der Ditfurter Geschäftsstelle werden künftig in Hedersleben tätig sein. Und nach Ditfurt wird zweimal pro Woche der Bankbus kommen. Zwei dieser mobilen Geschäftsstellen gibt es; „und wir sind der Meinung, dass wir mit beiden Bussen die Grundversorgung in den Orten abdecken können“, so Wilfried Schlüter.
Wie Haiko Elschner ergänzt, entwickelten sich mit Veränderungen auch neue Wege; er verweist hier auf das Beratungsangebot, das in der Quedlinburger Turnstraße zur Verfügung stehe.
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Zum Jahresende wird die Harzsparkasse insgesamt fünf Geschäftsstellen schließen. In der Region Quedlinburg betrifft das neben Ditfurt auch die Geschäftsstellen in Neinstedt und Friedrichsbrunn. Geschlossen werden sollen zudem die Geschäftsstellen in Schierke und im Spiegelsbergenweg in Halberstadt. Laut Vorstand wird die Harzsparkasse dann noch mit 31 Filialen präsent sein. (mz)