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Domstollen Halberstädter Dom: Im Keller warten 2.500 Stollen auf ihren Verkauf ab 1. Dezember

Von Rita Kunze 27.10.2018, 07:57
Bäcker­meis­ter Mathias Hlady legt die Dom­stol­len in die Regale. Dort reifen sie fünf Wochen lang.
Bäcker­meis­ter Mathias Hlady legt die Dom­stol­len in die Regale. Dort reifen sie fünf Wochen lang. Marco Junghans

Halberstadt - Der Halberstädter Dompfarrer Torsten Göhler ist gebürtiger Dresdner und weiß, was den Unterschied zwischen einer Stolle und einem Stollen ausmacht: „Eine Stolle ist leicht und krümelig. Ein Stollen ist schwer, gewichtig und nicht unbedingt der Figur zuträglich. Und sehen Sie ihn an: Er symbolisiert das Christuskind, und das hat sein Gewicht.“

Ganze 2.500 Stück dieser Weihnachtsspezialität, die - dick mit Puderzucker bestreut - in ihrer Form an ein in Tücher gewickeltes Neugeborenes erinnert, haben Mitarbeiter der Halberstädter Bäcker- und Konditoren GmbH am Donnerstag 15 Stufen hinab in den Remterkeller des Halberstädter Domes getragen.

2.500 Stollen lagern im Remterkeller des Halberstädter Domes

Dort reifen sie nun fünf Wochen lang, bis die Adventszeit beginnt. „Es ist der perfekte Ort“, sagt Domschatz-Sprecherin Claudia Wyludda. Im Remterkeller, direkt unter der Winterkirche des Domes, über der sich wiederum die Teppichkammer des Domschatzes befindet, wird es nicht kühler als 10 und nicht wärmer als 16 Grad.

Die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 50 und 70 Prozent. Der Keller bietet genau das, was die Stollen brauchen. Er bietet aber noch mehr. Claudia Wyludda betrachtet das Ganze zusätzlich von der spirituellen Seite: „Der Dom ist ein Kraftort seit 1.200 Jahren, die Menschen glaubten daran, dass die Kraft der Reliquien, die im Dom aufbewahrt wurden, auf dessen Inneres übergeht.

Der Remter entstand im 13. Jahrhundert, in der ersten Bauphase des Doms

Wenn man diesen Hintergrund betrachtet, dann ist es schon etwas Besonderes, die Stollen hier zu lagern. Sie sind an diesem besonderen Ort gut aufgehoben.“ Der Remter entstand im 13. Jahrhundert, in der ersten Bauphase des Doms, als zweigeschossiger Bau.

„Während die Säle im Erd- und Obergeschoss als repräsentativer Versammlungsraum und Speisesaal des Domkapitels genutzt worden sind, wurden im Keller bereits im Mittelalter Lebensmittel gelagert, sicher auch Wein“, sagt die Sprecherin.

Der erste Stollen wird traditionell am 1. Dezember angeschnitten

Der erste Stollen wird traditionell zum Adventsläuten am 1. Dezember um 18 Uhr bei einer Andacht im Dom angeschnitten. Ein viel beachtetes Ereignis mit rund 800 Teilnehmern; vor der Andacht sind die Kinder auf dem Domplatz eingeladen, mit Klingeln und Glöckchen möglichst lautstark die Glocken des Domes zu wecken. Klappt das, läuten sie.

Danach sind die Domstollen in den Filialen der Halberstädter Bäcker- und Konditoren GmbH, auf dem Weihnachtsmarkt am Dom und im Domschatz erhältlich.

Domstollen werden seit drei Jahren angeboten

In diesem Jahr gibt es 500 Stück mehr als 2017 - wegen der hohen Nachfrage. „Den Domstollen gibt es seit drei Jahren, und er war von Anfang an ausverkauft“, sagt Claudia Wyludda.

Anfragen kommen laut Unternehmen von Bayern bis Rostock aus ganz Deutschland. Gefragt sind vor allem die ein Kilogramm schweren Exemplare, angeboten werden aber auch halb so schwere Stollen.

Sie alle werden aus schwerem Hefeteig mit viel Butter, spanischen Mandeln, australischen Sultaninen, Zucker und anderen Zutaten geknetet. Die genaue Würzmischung ist ein Betriebsgeheimnis.

Ein Euro pro verkauftem Stollen kommt dem Domschatz zugute

Das Halberstädter Unternehmen backt den Domstollen seit drei Jahren. „Die GmbH hatte die Idee und ist auf die Gemeinde zugekommen“, so die Domschatz-Sprecherin. Pro verkauftem Stollen komme ein Euro der Präsentation des Domschatzes zugute.

Ganzjährig zu haben - und ganzjährig eine Spende wert - ist das Dombrot aus Urgetreidesorten. Von jedem verkauften Laib kommt ein Euro dem Domschatz zugute. Mit seiner Jahreszahl 1491 erinnert es an die Domweihe.

Inspiriert wurden die Bäcker von einem mittelalterlichen Mahlstein im Dom, mit dem wahrscheinlich Mehl für Hostien gemahlen wurde. Das Mehl für das Brot wird in der Thalenser Mühle Schröder gemahlen. (mz)