1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Haiyan Bai bietet in Thale chinesische Teezeremonien an

Porträt Haiyan Bai bietet in Thale chinesische Teezeremonien an

Die Teemeisterin beherrscht auch Kampfkünste wie Kung Fu. Was die 42-Jährige noch ausmacht.

Von Uta Müller 03.09.2021, 14:00
Haiyan Bai bereitet eine chinesische Teezeremonie vor.
Haiyan Bai bereitet eine chinesische Teezeremonie vor. Foto: uta Müller

Thale/MZ - „Mithilfe der chinesischen Teezeremonie können wir unsere innere Ruhe finden“, begrüßt Teemeisterin Haiyan Bai ihre Gäste. Alle Bewegungen, die sie macht, sind bewusst und sehr ruhig. „Ich mache keine Bewegung oder Handlung per Zufall. Alles hat seinen genauen Ablauf“, sagt Haiyan Bai.

Sie trägt einen transparent-roten Kimono, darunter schimmert ein weißes Kleid. Ein Teil ihrer dunklen Haare ist zu einem Knoten zusammengebunden. Sie strahlt Ruhe und Kraft zugleich aus. Es wird nicht nur einfach Tee getrunken. „Die Teezeremonie ist eine Kunst und Meditation. Tee ist weniger ein Getränk, er ist auch Medizin“, so die Teemeisterin.

Per Zufall wurde der Tee entdeckt

China gilt als die älteste Teekultur weltweit, mit über 5.000-jähriger Geschichte. Gemäß einer chinesischen Legende fielen zufällig einige Blätter des Teestrauchs in die Tasse eines chinesischen Kaisers, der gerade heißes Wasser trank. Die Art und Weise der Zubereitung hat sich aber über die Jahrhunderte entwickelt. Die Gong Fu Cha, die chinesische Teezeremonie, beginnt damit, dass die Teemeisterin die Kanne und auch die Teeschalen mit heißem Wasser ausspült. Dies dient zur Reinigung und Vorwärmen der Kanne. Nun werden die Teeblätter in ein kleines Tonkännchen gegeben und mit heißem Wasser aufgegossen.

Für den Tee wird frisches, gefiltertes Wasser verwendet, das nur einmal aufgekocht wird. Sie fühlt mit ihren Handflächen am Tonkännchen die optimale Temperatur zwischen 75 und 80 Grad Celsius. Dieser erste Aufguss heißt „Aufguss des guten Geruchs“ und wird sofort in die Schalen gegossen, aber nicht getrunken. Der erste Aufguss hat den Zweck, die Blätter zu öffnen und einen Teil der bitteren Geschmacksstoffe zu lösen. Zugleich erfüllt er den Raum mit einem angenehmen Duft.

Der zweite Aufguss ist der „Aufguss des guten Geschmacks“

Der zweite Aufguss, der „Aufguss des guten Geschmacks“, wird nach etwa 15 bis 30 Sekunden in die Teeschalen gegossen. Dies kann - je nach Teequalität - bis zu zehnmal wiederholt werden. Diese „Aufgüsse der langen Freundschaft“ ziehen immer 10 Sekunden länger als der vorherige Aufguss. So hat jeder Aufguss ein anderes Aroma und einen anderen Geschmack, erklärt Teemeisterin Haiyan Bai.

Ihr Leben lang hat sich die 42-Jährige den fernöstlichen Kampfkünsten gewidmet und die Kunst der traditionellen chinesischen Teezeremonie erlernt. Meisterin Haiyan stammt aus Henan in China. Die Stadt am Gelben Fluss ist die Geburtsstätte der chinesischen Kultur und des Wushu, der Kriegskunst. Gegenüber in den Bergen liegen die Shaolin-Klöster. In ihrer Heimat hat die Meisterin des 5. Duan eine Schule für Kampfkunst geleitet. Zusammen mit ihrem Mann, Meister Cheng Lijun, Träger des 6. Duans, gab sie weltweit Unterricht und trat bei Shows auf, bevor sie vor sieben Jahren nach Deutschland kam.

Ausschlaggebend für diese Entscheidung war der Kampf ihres Mannes mit einem Deutschen, der unbedingt die Kampfkunst erlernen wollte. Sie folgte ihm, um die Familie mit den beiden mittlerweile fast erwachsenen Kindern wieder zu vereinen. Vor zwei Jahren haben sie sich mit ihrer Kampfkunstschule und einem Teehaus in Thale niedergelassen. Neben Taijiquan und Shaolin Gonfu lehren sie auch Qigong, geben Seminare in Traditioneller Chinesischer Medizin und der traditionellen Teezeremonie, veranstalten aber auch chinesische Kochkurse.

Weitere Infos und Anmeldung unter www.wenwu.de