Transall in Wernigerode Flugzeugmuseum Wernigerode: Eine Gams auf dem Dach

Wernigerode - Eine Gams wird künftig auf dem Dach des Luftfahrtmuseums Wernigerode zu sehen sein. Was das mit Luftfahrt zu tun hat? Die Gams, wie die Gämse von Jägern genannt wird, ist das Wappentier des Lufttransportgeschwaders (LTG) 61, das auf dem Fliegerhorst Penzing in Bayern stationiert ist.
Eine Transall C-160 des Geschwaders - die Jubiläums-Transall 51+01 in silberner Sonderlackierung mit Gamskopf - soll Anfang 2018 zum Hingucker des Museums werden.
Lieber Ausstellungsstück als zur Verschrottung
Aufmerksam wurde Museumseigentümer Clemens Aulich auf die „Silberne Gams“ durch die Vebeg GmbH (Treuhandgesellschaft zur Verwertung von ausgemustertem Eigentum des Bundes und anderer öffentlicher Auftraggeber).
Über diese würde das Museum seit 30 Jahren Flugzeuge kaufen. „Wir hatten uns schon mal für eine ,Sonderlackierte Transall’ beworben - die ging aber im letzten Moment nach Holland“, erzählt Aulich.
Umso größer sei die Freude, dass es bei dieser Maschine nun geklappt habe. „Die Bundeswehr ist glücklich, dass die Maschine so prominent ausgestellt wird - und eben nicht verschrottet wird“.
Sonderlackierung wie einst zur Auslieferung
Bis 14. Dezember ist die Transall der LTG 61 - das älteste Geschwader der Bundes - auf dem Fliegerhorst Penzing in Bayern stationiert.
Ihre Sonderlackierung erhielt die „Silberne Gams“ erst im Frühjahr - anlässlich des 60. Geschwaderjubiläums. Auf den runden Geburtstag folgt am 31. Dezember seine Auflösung.
Die Lackierung der Jubiläums-Transall erinnert daran, wie die Transalls, die Anfang der 1970er ausgeliefert wurden, aussahen.
Auch die Triebwerke werden ausgebaut
Erwartet wird die Maschine Mitte Dezember auf dem Flugplatz in Ballenstedt. „Nach der Landung wird die Maschine professionell demontiert“, so Aulich weiter.
Das heißt, die Triebwerke werden abgebaut, die Tragflächen in drei Segmente geteilt und verladen sowie das Seiten- und Höhenleitwerk demontiert. Auch die Fahrwerke werden für den Transport abgenommen.
„Dauern wird das Ganze etwa acht Wochen, die Maschine bleibt so lange natürlich auf dem Flugplatz in Ballenstedt“, führt Clemens Aulich aus.
Besichtigt werden könne das Flugzeug in dieser Zeit zwar nicht - am Tag der Landung sei das aber möglich, verrät der Geschäftsführer.
Transport nach Wernigerode in Einzelteilen
Ist die Transall schließlich in die nötigen Einzelteile zerlegt, geht es nach Wernigerode.
„Das schwierigste ist der Rumpf“, weiß der Experte. Der Rumpf hat eine Länge von 32 Metern und dabei einen Durchmesser von 4,2 Metern. Eine Spezialfirma übernehme deshalb den Transport.
Die Tragflächen und Leitwerke würden ebenfalls in Lkw nach Wernigerode zum Luftfahrtmuseum gebracht.
Zwei Kräne müssen anrücken und Montage kann beobachtet werden
Ist alles am Zielort angekommen, wird es erneut spannend. Zunächst kommen die Fahrwerke wieder ans Flugzeug. Danach soll der Rumpf auf das Museumsdach gehoben werden.
Dafür müssen gleich zwei Kräne anrücken, die jeweils eine 300-Tonnen-Last aushalten.
„Anschließend erfolgt auf dem Dach die Remontage der Tragflächen, Triebwerke und Leitwerke“, erklärt Clemens Aulich. Dafür sind erneut etwa acht Wochen angesetzt.
„Die Montagearbeiten werden recht spektakulär und können natürlich beobachtet werden . Ein Betreten der Baustelle ist natürlich nicht gestattet -, aber aufgrund der Größe der Maschine kann man das auch aus sicherer Entfernung beobachten.“
Museumsbesucher können die Transall nach fertigem Aufbau besichtigen. Ein Treppenaufgang sei schon gebaut.
„Auf dem Dach gibt es eine Besucherterrasse - mit spektakulärem Blick auf Wernigerode und den Harz.“ Auch für Veranstaltungen könne das Flugzeug genutzt werden.
*********************************************
Die Transall C-160 ist ein in deutsch-französischer Kooperation entwickeltes und gebautes taktisches Transportflugzeug mittlerer Größe. Aufgrund der Bauweise ist die Transall ausgezeichnet für den Einsatz auf Behelfsflugplätzen geeignet. Sie ist insgesamt 32,4 Meter lang und 12,36 Meter hoch. Die Propeller haben einen Durchmesser von je fast 5,5 Metern.
Die Maschine ist ein für den militärischen Einsatz entwickeltes zweimotoriges Transportflugzeug mit auf dem Rumpf montierten Flügeln, die eine Spannweite von 40 Metern haben. Das Leitwerk wurde möglichst hoch angebracht, um die Fracht über eine große Rampe im Heck aufnehmen und je nach Einsatzauftrag im Flug absetzen zu können.
Der Laderaum ist 13,51 Meter lang, hat eine durchgängige Höhe von 2,98 Meter und eine Breite von 3,15 Metern. Zur Erweiterung des genutzten Ladevolumens können Teile der Fracht auch auf der Laderampe verzurrt werden, die 3,70 Meter lang ist.
Das Cockpit ist über eine kleine Treppe mit dem Laderaum verbunden. Der gesamte Rumpf ist als Druckkabine ausgelegt, die auf einen Druckunterschied von bis zu 0,32 bar belüftet wird. Dies ermöglicht eine Reiseflughöhe von über 8.000 Metern. Leer wiegt die Transall 28,5 Tonnen. Starten kann sie mit einem Maximalgewicht von fast 50 Tonnen. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 455 Kilometern pro Stunde.
(mz)