1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Feuerwehren im Landkreis Harz: Feuerwehren im Landkreis Harz: Im Wertewandel

Feuerwehren im Landkreis Harz Feuerwehren im Landkreis Harz: Im Wertewandel

Von Rita Kunze 08.06.2018, 07:58
Im Landkreis gibt es rund 2 700 Feuerwehrleute, in der Woche fehlen tagsüber dennoch Einsatzkräfte.
Im Landkreis gibt es rund 2 700 Feuerwehrleute, in der Woche fehlen tagsüber dennoch Einsatzkräfte. dpa

Thale - Wenn es irgendwo brennt im Landkreis Harz, ein Sturm Bäume auf Straßen stürzen lässt, Hochwasser hereinbricht oder Ölspuren nach Verkehrsunfällen zu beseitigen sind, dann sind sie da: Rund 2.700 Feuerwehrleute versehen in den Wehren des Landkreises ihren Dienst.

Statistisch gesehen ist das etwa ein Prozent der gesamten Bevölkerung des Kreises.

Zum ersten Mal seit zehn Jahren verzeichnen die Feuerwehren im Landkreis Harz nun einen leichten Mitgliederanstieg.

Feuerwehren im Landkreis Harz: Wehren wurden verstärkt

Entgegen dem bundesweiten Trend, betont Marcus Meier, der Leiter der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Thale, wurden die Wehren im vergangenen Jahr um 47 Mitglieder verstärkt.

Das hört sich bei insgesamt 114 Ortsfeuerwehren nach sehr wenig an, für Meier ist es trotzdem ein Erfolg, denn „vorher ging es nur bergab“.

Allerdings bleibe der Verlust von mehr als 400 aktiven Feuerwehrleuten bestehen, die in den zurückliegenden zehn Jahren den Dienst quittiert haben.

Feuerwehren im Landkreis Harz: Trend setzt sich fort

Die Zahlen sind zu finden im Jahresbericht 2017 für den abwehrenden Brandschutz und die technische Hilfeleistung im Landkreis Harz, der sich wiederum auf Angaben der Ortsfeuerwehren, Kommunen und der Einsatzleitstelle stützt.

Fazit dieser rund 30 Seiten starken Situationsbeschreibung: Die Feuerwehren verlieren an Potenzial für die Gewinnung ehrenamtlicher Einsatzkräfte.

Meier geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt.

Feuerwehren im Landkreis Harz: Gesellschaft im Wertewandel

Gründe sieht er im „Wertewandel in der Gesellschaft, der für ehrenamtliches Engagement weniger Raum lässt“, in einer älter werdenden Bevölkerung und in der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Die spiegelt sich in der Einsatzbereitschaft vieler Wehren wider: „Von 114 Ortsfeuerwehren sind derzeit 71 von Montag bis Freitag in der Zeit von 6 bis 18 Uhr nur bedingt einsatzbereit“, sagt Meier.

Das heißt, dass weniger als sechs Mann zur Verfügung stehen.

Feuerwehren im Landkreis Harz: Weite Wege zur Arbeit

Das liege daran, dass die Feuerwehrleute zum Teil erhebliche Anfahrtswege zur Arbeitsstelle hätten oder Fahrgemeinschaften bildeten und damit ohne eigenes Auto zur Arbeit kämen.

Viele würden auch auf Montage arbeiten. Die Situation sei seit Jahren bekannt, so dass bei größeren Einsätzen mehrere Feuerwehren parallel alarmiert würden.

Feuerwehren im Landkreis Harz: Vorgaben wurden gelockert

Im Jahr 2008 seien noch 89 Feuerwehren tagsüber nicht einsatzbereit gewesen, sagt Meier.

„Diese positive Entwicklung ist jedoch eher den neuen gesetzlichen Regelungen zu geringeren Mindeststärken in den einzelnen Ortsfeuerwehren aufgrund der Gebietsreform geschuldet als einer positiven Personalentwicklung im ehrenamtlichen Bereich.“

Auch die gleichzeitige Mitgliedschaft in mehreren Wehren am Wohn- und Arbeitsort habe keine nennenswerten Verbesserungen gebracht.

Feuerwehren im Landkreis Harz: 40 Jahre und älter

Die Mehrheit der aktiven Einsatzkräfte sei derzeit 40 Jahre alt und älter, sagt Meier.

Mit dem Mitte 2017 in Kraft getretenen neuen Brandschutzgesetz für das Land werde die Altersgrenze für den aktiven Dienst in der Feuerwehr „quasi aufgehoben“, so der Feuerwehrmann.

„Inwieweit das zur Entlastung der Personalsituation vor dem Hintergrund der gesundheitlichen Tauglichkeit beiträgt, bleibt abzuwarten.“

Feuerwehren im Landkreis Harz: Zuwachs bei der Jugend

Aber immerhin: Auch die Jugendfeuerwehren haben Zuwachs; 73 neue Mitglieder gibt es. Für Meier ein gutes Zeichen: „Es läuft auch ohne Kampagne“, sagt der FTZ-Leiter mit Blick auf die Werbeaktion des Landes.

Das fördert die Jugendfeuerwehren auch finanziell. Im vergangenen Jahr flossen so mehr als 19.900 Euro in Form von Fördergeldern in den Landkreis Harz. (mz)