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Ausstellung Farbe und viel Licht im Kloster Hedersleben

Eine retrospektive Werkschau der gebürtigen Halberstädter Künstlerin Annedore Policek ist im Kloster Hedersleben zu bestaunen.

Von Uta Müller 30.08.2021, 10:00
Das Kloster Hedersleben zeigt in einer Ausstellung Arbeiten von Annedore Policek.
Das Kloster Hedersleben zeigt in einer Ausstellung Arbeiten von Annedore Policek. Foto: U. Müller

Hedersleben/MZ - Die Abendsonne scheint durch die großen Glasfenster des Kreuzgangs im Kloster Hedersleben. Das warme Licht fällt auf die Werke der Künstlerin Annedore Policek. Ein passendes Ambiente, wie die Künstlerin meint und welches die Bilder noch geheimnisvoller erscheinen lässt.

„Da sehen meine Bilder gleich doppelt schön aus“, sagt die Künstlerin. Das Kloster Hedersleben zeigt in einer Ausstellung bis zum 31. Oktober die Arbeiten der Grafikerin und Malerin Annedore Policek. Fast 90 Werke der Künstlerin wurden dafür vom Kuratorenteam rund um Matthias Behne vom Büro für Visuelle Kommunikation „laut wie leise“ in Halle und Kunsthistorikerin Josephine Rex ausgewählt und sind ab Sonnabend im Kreuzgang des Klosters zu bestaunen.

Frauen und Kinder sind beliebte Motive

Frauen und Kinder sind beliebte Motive der 1934 in Halberstadt geborenen Künstlerin und erscheinen in klaren Formen und Farben. Einige Werke zeigen zarte, weiße Porzellanpüppchen, ordentlich aufgereiht stehen sie auf einem Stück von einer Blockflöte. Einst von ihrer Tochter beim Spielen im Sandhaufen neben dem Werk der Puppenfabrik in Pößneck gefunden, bilden sie mit an der Ostsee gesammelten Steinen, Textilresten und Blumen den Teil eines großen Ganzen. Ein Wesen wirft aus seinen lilafarbenen Augen einen scheuen Blick in die Welt hinaus.

Porzellanpuppen. Werk von Annedore Policek um 1985.
Porzellanpuppen. Werk von Annedore Policek um 1985.
Foto: Matthias Behne

Reisen nach Russland und Italien schaffen neue Reize. Annedore Policek hat sich von ihren Studienreisen nach Russland, in die Ukraine und Tadschikistan immer wieder inspirieren lassen. „Literarische Themen und politische Ereignisse fließen in ihre Arbeiten mit ein“, sagt Stefanie Demmel. Die Gestalterin hat sich während der Erstellung einer digitalen Dokumentation für die „Werkdatenbank Bildender Künstler Sachsen-Anhalts“ zusammen mit Fotograf Matthias Behne intensiv mit vielen Arbeiten Policeks auseinandergesetzt. „Zentralasien wird eine Überwältigung von Farbe und Licht.“

Einem Acrylbild aus dem Jahr 1989 gab sie den profanen Titel: „Markt in Duschanbe“. Immer wieder findet sich die Faszination für das Bewegte, den Tanz, das Feiern, das Kostümieren in all seinen schillernden, leuchtenden, bewegten Farbigkeiten, sagt Stefanie Demmel. Ein kräftiges Ultramarinblau erscheint als wiederkehrender Begleiter. „Beständiger Schöpfungsquell bleibt ihr Garten in Halberstadt, die Natur, die Freude und Halt bietet“, so Demmel. Gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang Policek, mit dem sie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden in den 1960er Jahren Wandmalerei studierte, erarbeitete sie vielzählige Wandgestaltungen. Einiges ist noch erhalten, so ihre früheste Arbeit - ein Glasmosaik am ehemaligen Gesellschaftshaus in Wanzleben.

Linolschnitt "O.T." von Annedore Policek von 2020.
Linolschnitt "O.T." von Annedore Policek von 2020.
Foto: Matthias Behne

Wie das dichte Miteinander von Pflanzen in einem Garten, so vielfältig und unterschiedlich zeigt sich das Werk von Annedore Policek. Ruhende Porträts neben kleinteiligen Figurenkompositionen, abstrakte Formen in kräftigen Farben neben zarten Naturstudien in Pastell, schwungvolle Skizzen neben mehrfarbigem Linoldruck. „Ich bin schon ganz schön alt und habe immer gearbeitet, da kommt einiges zusammen“, sagt Annedore Policek.

Das Kloster in Hedersleben ist ein stiller Ort, in dem Besucher in sakraler Atmosphäre die Werke in aller Ruhe betrachten können. Eröffnet wird die Ausstellung am heutigen 28. August um 17 Uhr und wird von Bildhauer Daniel Priese unterstützt. Weiterhin ist im Rahmen der Kulturtage Kloster Hedersleben am 25. September um 11.30 Uhr eine Führung mit der Künstlerin geplant. Die Ausstellung wird ermöglicht und gefördert durch Freunde & Förderer Kloster Hedersleben e.V. und der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt.