Extrem-Sportlerinnen Extrem-Hindernislauf: Zwei Frauen aus dem Harz wollen wie Männer ihre Grenzen ausloten
Thale - „Unvorbereitet sollte niemand solch ein Rennen aufnehmen“, sind sich Franziska Erdmann und Claudia Garn einig. Die jungen Damen haben sich extremen Hindernisrennen verschrieben, bei denen Herausforderungen zu bestehen sind, die bis an die Schmerzgrenze und manchmal darüber hinaus gehen.
Ob steile Holzwände, Traktorreifen, Betonröhren, Drahthindernisse, Balancierbalken oder das auch im Sommer eisgekühlte Wasser - die Ideen, um den Teilnehmern solcher Wettbewerbe immer neue Hürden auf den kilometerlangen Weg zu legen, kennen keine Limits. „Auch Unterschiede zwischen Frauen und Männern werden nicht gemacht“, weiß die 29-jährige, die alle nur Franzi rufen. Trotzdem finden immer mehr Frauen Gefallen an diesen anspruchsvollen Herausforderungen.
„Alle wollen ihre individuellen Grenzen ausloten“
Franzi aus Zilly bei Osterwieck, die in jungen Jahren gelaufen ist und sich später in Fitnessstudios ausgetobt hat, beendete schon einige Wettbewerbe erfolgreich, wie kürzlich die Premiere von „Getting Tough - Beat the Summer“ in Mellrichstadt (Bayern), an der Grenze zu Thüringen. „Vor drei Jahren kam ich dazu, weil ich nicht mehr allein trainieren wollte.“
Die wichtigsten Ziele für jeden sind die Medaille im Ziel, nachdem alle Hindernisse ohne Strafen oder große Zeitverluste absolviert wurden, sowie der Kampf um besondere Armbänder, die während des Rennens an einzelnen Stationen vergeben werden.
„Man muss den eigenen Schweinehund überwinden und sich auch mal richtig schmutzig machen können“, nennt Franziska Erdmann Gründe fürs erfolgreiche Durchhalten. Dabei sei die Motivation bei den Frauen keine andere als bei Männern: „Alle wollen ihre individuellen Grenzen ausloten.“
33-Jährige entdeckte den Extremsport für sich
Das Premiere-Rennen für Claudi, so der Spitzname von Claudia Garn, steht noch aus. „In der Schule habe ich Volleyball gespielt und bin gelaufen“, blickt die 33-Jährige auf ihre sportlichen Ambitionen der Kindheit und Jugend zurück. Die Ehefrau von Thomas Garn, der in Thale vor etwa fünf Jahren mit den „Silverbacks Harz“ eine verschworene Truppe Gleichgesinnter ins Leben rief, hat diesen Extremsport erst für sich entdeckt, nachdem sie sich um den Familiennachwuchs gekümmert hatte.
„Seit gut einem Jahr trainiere ich jetzt für den ersten Start“, erzählt Claudia Garn. „Damit will ich genau das vermeiden, worüber die anderen nach den Wettkämpfen immer wieder schimpfen: Ungeübte, die mit mangelnder Kraft und Geschicklichkeit schnell die Nachfolgenden behindern und für Staus sorgen.“
Kleines Trainingsgelände im eigenen Garten
Auch wegen solcher Starter sei es günstig, zu den ersten auf der Strecke zu gehören, ergänzt Tom, wie ihr Ehemann von allen genannt wird. Der Organisator und Trainer weiß aber, wie es geht: „Frühzeitiges Anmelden sichert niedrige Startnummern, um vor den anderen auf die Strecke gelassen zu werden.“
Für die intensiven Kraftübungen und die Vorbereitung auf Elemente hat Thomas Garn längst den eigenen Garten in ein kleines Trainingsgelände umgestaltet. „Er versteht es, mit seinen Übungsplänen stets Abwechslung ins Training zu bringen und keine Monotonie zuzulassen“, wird er gelobt. Meist sind sie dreimal pro Woche aktiv, trainieren aber wegen unterschiedlicher Wohnorte bei längeren Läufen auch mal allein oder mit anderen Partnern.
Neben ausreichend Ausdauer und Bewegungsgefühl spielt die Kraft eine wichtige Rolle, aber auch die gegenseitige Hilfe. „Aus unserem Team sollen möglichst alle durchkommen“, betont Franziska Erdmann. „Ist es geschafft, spornt es uns auch an, weitere harte Hindernisläufe zu bestehen“, ergänzt Garn. „Für die nächsten Rennen sind längst frühe Startnummern reserviert.“ Trotz aller Anstrengungen sind sich alle einig: „Der Spaß muss immer im Vordergrund stehen.“ (mz)