Deutsche Welle Evangelische Stiftung Neinstedt ist weltweit im Fernsehen
Für die kirchliche Sendereihe „Glaubenssachen“ wurde ein Dokumentarfilm produziert. Wie der entstanden ist.

Neinstedt/MZ - Maracas und Schellenreife erklingen in den Händen der Schüler, die ihren Lehrer bei seinem Gitarrenspiel begleiten. Dazu erklärt eine Stimme aus dem Off, dass Musik und rhythmische Spiele den Kinder helfen würden, sich selbst besser wahrzunehmen. Dadurch könnten sie ein Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl entwickeln.
Es ist der Musikunterricht in der Neinstedter Johannenschule, in den Schulleiterin Grit Paeschke einem Kamerateam der Deutschen Welle vor Kurzem Einblick gewährt hat. Regisseur Uwe Dieckhoff aus Berlin hat sich darüber hinaus in vielen weiteren Bereichen der Evangelischen Stiftung Neinstedt umgesehen.
Entstanden ist dabei der Dokumentarfilm „Nächstenliebe an der Teufelsmauer“, der nun im Rahmen der Kirchensendereihe „Glaubenssachen“ im Programm und auf der Internetseite des Senders veröffentlicht worden ist.
Beim Triathlon für Athleten mit geistiger Behinderung war der erste Drehtag
Durch Freunde, legt Stiftungsreferent Andreas Damm dar, sei der Filmemacher aus der Hauptstadt auf die Neinstedter Stiftung aufmerksam geworden. Da der Regisseur schon mehrmals Filme im Auftrag der Deutschen Welle produziert habe, sei daraus die Idee entstanden, die Evangelische Stiftung aus dem Dorf am Harzrand, die ein wichtiger Ort der Diakonie in Deutschland sei, dem Sender als Thema vorzuschlagen.
Gesagt, getan: Am 4. September, dem Sonnabend des Triathlons „Hölle Special“ für Athleten mit einer geistigen Behinderung, sei der erste Drehtag gewesen. Das dort entstandene Filmmaterial findet sich gleich zu Anfang des neuen Beitrags sowie an dessen Ende wieder.
Weitere sechs Tage hintereinander hätten Dieckhoff und sein Team in und um Neinstedt gedreht, unter anderem in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM), der Pflege von Menschen mit schwerstmehrfacher Behinderung auf dem Osterberg und in Gernrode, wo eine neue Mehrgenerationen-Wohnanlage entsteht. Neben Dieckhoff bestand das Team aus zwei weiteren selbstständigen Filmemachern an den Kameras.
Auch Szenen aus den Gemeinschaftsbereichen der Wohneinheiten in Neinstedt sind zu sehen. Wie wurden die Bewohner auf den ungewohnten Filmdreh vorbereitet? „Die Bewohner wurden durch die Betreuer informiert“, sagt Andreas Damm, der zu bedenken gibt, dass der Filmbeitrag nicht authentisch geworden wäre, wenn keine Bewohner gezeigt worden wären.
Weitere Dreharbeiten fanden in Werkstätten, Wohnungen und in der Pflege statt
Bei der Durchsicht des entstandenen Materials hätten die Filmemacher die Stiftung gut mit eingebunden. „Es ging ja nicht darum, jemanden bloßzustellen“, so der Pressereferent. Letztlich seien Sequenzen gewählt worden, die das Okay von den Betreuern erhalten hätten.
Die Doku, die auch einen Blick auf die über 170-jährige Geschichte des Sozialdienstleisters wirft und sich mit der Aufarbeitung der Euthanasie im Dritten Reich auseinandersetzt, ist inzwischen bereits ins Englische, Spanische und Arabische übersetzt worden.
Über die entsprechenden Kanäle des Senders werde der Beitrag an mehreren Tagen und zu wechselnden Uhrzeiten weltweit ausgestrahlt, sei außerdem jederzeit auf der Webseite der Deutschen Welle abrufbar, schildert Andreas Damm.
„Wir sehen es als Chance, uns über die Bundesgrenzen hinweg vorstellen zu können“, ordnet der Stiftungsreferent ein und berichtet, dass man von einigen Partnerorganisationen im Ausland schon positive Rückmeldungen zu dem Film erhalten habe.
„Wir sehen es als Chance, uns über die Bundesgrenzen hinweg vorstellen zu können.“
Andreas Damm, Pressereferent der Stiftung Neinstedt
Dass in Neinstedt, bei der Stiftung, fürs Fernsehen gedreht werde, komme gar nicht so selten vor, sagt Damm, zwei bis drei Kamerateams schauten in der Regel im Jahr vorbei. Zumeist handle es sich jedoch um das Regionalfernsehen - die Deutsche Welle als Sender mit internationalem Publikum habe die Einrichtung zum ersten Mal bei sich begrüßen dürfen.

Ursprünglich, merkt der Referent an, sei geplant gewesen, den 26-minütigen Film in Anwesenheit des Regisseurs beim Jahresempfang der Stiftung zu zeigen. Die für den 17. November geplante Veranstaltung ist aufgrund der angespannten Infektionslage allerdings bereits ins kommende Frühjahr verlegt worden.
Angesichts abgesagter Feiern in den Wohnbereichen, in denen sich die Stiftung um die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft kümmere, sei das das Gebot der Stunde, betont Andreas Damm. Nun hoffe man auf eine Beruhigung der Corona-Lage, um in ein paar Monaten miteinander zu den Themen Nachhaltigkeit und ethische Maßstäbe ins Gespräch zu kommen.