Entwicklung von Harzgerode Entwicklung von Harzgerode: Mehr Zuzüge, aber sinkende Einwohnerzahl
Harzgerode - Im Fußball und Eishockey wird ein dreimaliger Tor-Erfolg als Hattrick bezeichnet. Die Statistik kennt dafür keinen Namen. Fakt aber ist: Harzgerode hat im dritten Jahr in Folge einen positiven Wanderungssaldo. Auch 2019 zogen mehr Leute in die Stadt, als aus ihr wegzogen. Es waren so viele wie noch nie in den letzten Jahrzehnten: 98.
Damit standen 316 Zuzüge 218 Wegzügen gegenüber. 2018 belief sich das Plus auf 50, 2017 auf 18 Einwohner. Für Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) ist das eine erfreuliche Entwicklung. Wenngleich sie sich nicht auf die Einwohnerzahl niederschlägt: Die ist weiter rückläufig.
Zu groß ist die Schere zwischen Geburten und Sterbefällen. Weise erinnert aber an Zeiten, in denen die Stadt jedes Jahr noch zwischen 100 und 200 Menschen verloren habe.
Entwicklung von Harzgerode: Ein langer Prozess
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gab es 1995 – damals gehörten die heutigen Ortsteile der Einheitsgemeinde Stadt Harzgerode der Verwaltungsgemeinschaft Unterharz an – noch 11.061 Einwohner.
Im Jahr 2000 hatte Harzgerode 10.427 Einwohner; 2003 fiel die Zahl unter die 10.000er-Marke, 2008 lebten dort keine 9.000 Menschen mehr.
Einwohner, die man über eine so lange Zeit verliere, gewinne man nicht in ein bis zwei Jahren zurück, sagt Weise, vielmehr handele es sich um einen langen Prozess. Und es sei gut, den nun angestoßen zu haben.
Entwicklung von Harzgerode: Internetseite informiert über das Leben, Wohnen und Arbeiten in der Stadt
Auf der Agenda stehen noch weitere Projekte wie die Umgestaltung des Stadtparks und der Bau eines Vitalzentrums. Es gibt auch eine Internetseite, auf der sich Zuzugswillige über das Leben, Wohnen und Arbeiten in der Stadt informieren können. Die aktuellen Zahlen sprechen für Weise eine deutliche Sprache.
„Die Frage ist ja, was wäre passiert, wenn wir nichts gemacht hätten?“, sagt er. Für ihn steht fest: „Wir sind attraktiver geworden.“ Und das zu beeinflussen sei, was man als Stadt machen könne. In einem anderen Punkt, wenn es um die Geburtenrate gehe, seien Land und Bund gefragt, etwas zu tun, um Familien mit Kindern zu fördern - etwa bei den Kita-Beiträgen oder Studiengebühren - und Mütter zu unterstützen, die benachteiligt seien im Job.
Der Blick in die Statistik zeigt: Gerade mal 34 Geburten gab es 2019 in Harzgerode, sogar noch 12 weniger als 2018. Zum Vergleich: In der Stadt Seeland, ähnlich groß, wurden beinahe doppelt so viele Kinder geboren.
Nach Angaben von Kirsten Reuner, Mitarbeiterin im Einwohnermeldeamt, hatte die Einheitsgemeinde am 31. Dezember 2019 7.730 Einwohner und damit um die 30 weniger als noch ein Jahr zuvor.
In Harzgerode selbst lebten 3.234 Menschen, in Königerode als zweitgrößtem Ortsteil 729. Und es gibt genauso viele Dankeröder wie Neudorfer: 672. Der kleinste Ortsteil ist Bärenrode mit 18 Einwohnern. Innerhalb der Stadt gab es über die aufgeführten Zu- und Wegzüge hinaus 272 Umzüge zwischen den Ortsteilen. 3.217 Einwohner wurden 2019 60 Jahre alt oder älter, 1.437 Einwohner waren jünger als 30.
Entwicklung von Harzgerode: 161 Sterbefälle, die meisten in der Kernstadt
Im gesamten Stadtgebiet kam es zu 161 Sterbefällen, die meisten – 65 – waren in Harzgerode zu verzeichnen, in Neudorf waren es 34, in Schielo 15. In allen drei Orten gibt es - wie auch in Königerode - Alten-Wohn- und Pflegeeinrichtungen; ein Umstand, der sich natürlich in der Statistik niederschlägt - auch in den Zuzügen. Das Gesamtergebnis schönen sie Weise zufolge nicht: Die Zahlen seien mehr oder weniger stabil, an den Kapazitäten der Einrichtungen habe sich ja nichts geändert, sagt er.
Entwicklung von Harzgerode: Weniger Leerstand
Welchen Einfluss die Zuzüge haben, offenbart der Wohnungsmarkt: Mit einem „klaren Ja“ beantwortet Nicolas Maksimcev, Geschäftsführer der Harzgeröder Wohnungsgesellschaft mbH, die Frage, ob sich der Leerstand im vergangenen Jahr reduziert habe.
„Das kann man an unserem Bestand leerer Wohnungen sehen, der ist merklich geschrumpft“, sagt Maksimcev. Es gebe auch viele Nachfragen, sagt er. Der Geschäftsführer spricht aber auch von einer Herausforderung: Denn „um vermieten zu können, muss was getan werden“. Das führe auch zu Wartezeiten. (mz)