1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. Wie vor 60 Jahren: Ditfurt bei Quedlinburg: Mitglieder vom Heimatverein ernten eine Morgen Weizen mit historischem Mähbinder

Wie vor 60 Jahren Ditfurt bei Quedlinburg: Mitglieder vom Heimatverein ernten eine Morgen Weizen mit historischem Mähbinder

Von Uwe Kraus 26.07.2018, 10:54
Der Falla Pony-Mähbinder aus dem Museum in Ditfurt erntet den Morgen Weizen ab, den die Agrargenossenschaft für die historische Ernte stehen gelassen hat.
Der Falla Pony-Mähbinder aus dem Museum in Ditfurt erntet den Morgen Weizen ab, den die Agrargenossenschaft für die historische Ernte stehen gelassen hat. Uwe Krauss

Ditfurt - „Nicht Mantel, Mandel“, korrigiert Heimbert Zander am Feldrand. „Eine Mandel, das sind 16 Garben, die früher zum Trocknen zusammengestellt wurden.“ Konrad Buchholz ergänzt: „Jeweils acht von beiden Seiten und am Giebel noch eine, damit der Wind nicht reinfegt.“

Doch das Getreide, das unweit der Bodebrücke von Ditfurt geerntet wird, ist knochentrocken und wird nicht aufgestellt, sondern ins Museum gefahren. Nicht, dass der Weizen von der Fläche der Agrargenossenschaft museumsreif ist, er wird dort nur eingelagert.

Heimatverein lädt am 7. Oktober zum Erntedankfest ein

„Den brauchen wir zum Schaudreschen beim Erntedankfest am 7. Oktober“, erklärt Girlinde Gelfert, die Vorsitzende des Heimatvereins Ditfurt. Dort erleben die Gäste sowohl den Dreschflegel in Aktion als auch Dreschkästen - vom Stiften-Drescher bis zu großen Maschinen.

Rund 20 Mitglieder und Freunde des Vereins nutzen die Vormittagsstunden zur Mahd. Eine Fläche von einem Morgen, das ist ein Viertelhektar, haben die Landwirte der Agrargenossenschaft für die historische Ernte stehen lassen.

Wofür sie mit ihrer modernen Technik, Klimaanlage und GPS inklusive, nur wenige Minuten benötigt hätten, das zählt beim historischen Mähbinder eher nach Stunden. Aber wie bei den großen Brüdern, steht auch beim Museumsstück der Wasserwagen am Feldrand, denn die Sonne brennt unbarmherzig.

Der Wasserwagen steht zur Sicherheit am Feldrand

„Das ist ein Exponat aus unserem Heimatmuseum“, erzählt Girlinde Gelfert. „Das haben die Männer wieder aufgebaut.“ Die seien auch „in die Jahre gekommen“, meint sie augenzwinkernd. „Früher sind sie noch mit der Sense übers Feld, um fürs Schaudreschen das Getreide vom Halm zu holen. Dann haben wir die Garben aufgestellt.“

Interessierte Zuschauer des Technikspektakels sind Lilli und Luise. „Meine Ferienkinder“, bemerkt Sabine Fischbach, die zum Heimatverein zählt und ihre Enkelinnen mitgebracht hat, während der Opa zu den Erntehelfern gehört. „Das ist Technik eurer Ururgroßeltern, die sonst als Leihgabe im Museum steht“, erzählt sie ihren Lüneburger Gästen, die so eine Getreidemahd noch nie miterlebt haben.

„Unser Heimatverein bewahrt die Traditionen”

Sabine Fischbach fühlt sich als Ur-Ditfurterin. „Ich bin sogar hier im Ort geboren“, sagt sie stolz. „Da freut es einen natürlich, wenn unser Verein die Tradition bewahrt.“ Girlinde Gelfert fügt an, dass zunehmend jüngere Einwohner den „Alten“ über die Schultern schauen, damit die Bräuche weiter gepflegt werden und man weiß, wie die alte Technik bedient wird. Wenn man die Männer an diesem Sommertag unweit der Bode schwitzen sieht, weiß man, was Handarbeit bedeutet.

„Unterdessen währen die Vorbereitungsarbeiten schon länger als das Mähen“, sind sich Winfried Pohle und Girlinde Gelfert einig, während ihre Mitstreiter den Mähbinder für den Ernteeinsatz vorbereiten. Der dürfte bereits in den 1930er Jahren hier über die Felder gerollt sein, sind sich die Ditfurter Experten sicher.

„So ein Pony-Binder war damals schon was“, erinnern sich die alten Bauern. Bei dem Namen ging es nicht um die Tiere, sondern die Größe des Erntegerätes. Die Landwirte freuen sich, dass gegen Mittag sämtliche Getreidegarben aufgeladen sind und auf einem historischen Hänger ins Museum fahren. (mz)

Die erfahrenen Mitglieder des Heimatvereins prüfen das Erntegut und den Schnitt des historischen Erntegerätes.
Die erfahrenen Mitglieder des Heimatvereins prüfen das Erntegut und den Schnitt des historischen Erntegerätes.
Uwe Krauss
Viele eifrige Hände helfen in Ditfurt beim Mähen. Sabine Fischbach etwa packt die Getreidebunde.
Viele eifrige Hände helfen in Ditfurt beim Mähen. Sabine Fischbach etwa packt die Getreidebunde.
Uwe Krauss