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Obstbau in Aspenstedt „Die Marienkäfer machen einen tollen Job“

Warum Carsten Kundts Früchte öfter auf dem Wolfsburger Markt stehen als auf heimischen Tischen und er Himbeeren pflücken lässt.

Von Uwe Kraus 04.08.2021, 10:00
Carsten Kundt freut sich über die guten Himbeererträge.
Carsten Kundt freut sich über die guten Himbeererträge. Foto: Uwe Kraus

Aspenstedt/MZ - „Die Marienkäfer machen einen tollen Job“, freut sich Carsten Kundt und blickt in das Folienzelt, in dem sich seine Mutter Heike um die Gurkenpflanzen kümmert. Von ihr hat er 2015 das Obstbau-Unternehmen in Aspenstedt übernommen. „Wir setzen nicht auf den Chemiebaukasten sondern auf Pflanzenschutz mit Nützlingen.“

„Natürlich verkaufen wir hier direkt neben unseren Flächen und den Gewächshäusern, aber hauptsächlich vermarkten wir unsere Früchte auf dem Wolfsburger Wochenmarkt. Unser Credo heißt: Regional und Saisonal. Das nehmen die Kunden in den alten Bundesländern noch besser an, die solche Produkte noch stärker wertschätzen. Dort geht man eben seit Jahrzehnten zum Bauern, kauft dort seine Kartoffeln und Eier.“

„Der Trend bewegt sich wieder hin zum bewussten Kaufen“

Früher war der DDR-Bürger Selbstversorger und hat fast alles im Garten angebaut. Später griff die Mentalität „Geiz ist geil“. Doch Carsten Kundt spürt: „Der Trend bewegt sich wieder hin zum bewussten Kaufen.“ Sein Ziel: „Wir wollen das Einkaufen noch stärker zum Erlebnis machen.“

Es sei eine schöne Sache, dass zunehmend Kunden aus der Gegend zwischen Harz, Wernigerode und Halberstadt vorbeischauten. „Bei uns gibt es seit drei Jahren das weit und breit einmalige Angebot, Himbeeren zu pflücken“, erzählt er und zeigt auf seine Büsche, deren Früchte reihenweise ganz unterschiedliche Rot-Färbungen präsentieren. Ganz bewusst habe er unterschiedliche Sorten angepflanzt. „Früher standen die Kunden auf späte Sorten, heute geht es darum, möglichst früh mit den Beeren auf den Markt zu kommen. Mein Telefon stand wieder nicht still, weil alle wissen wollten, wann es denn losgeht.“

„Wir produzieren nicht unterm Dach, sondern unter freiem Himmel“

Der Unternehmer zeigt seinen Besuchern gern, wie die Pflanzen aussehen und diskutiert mit ihnen, warum es fast rund ums Jahr in Supermärkten die roten Früchte gibt und womit das bezahlt werde. Sein Konzept bewährt sich, seine Himbeer-, Johannisbeer- und Brombeerfelder sieht man direkt von der Bundesstraße 79 aus, seinen Verkaufsstand ebenso. Einmal im Jahr reist eine mobile Apfelsaft-Presse aus Sachsen an.

„Da kommen vorne die Äpfel rein, hinten wird der Saft gezapft.“ Die Kunden sehen die kurzen Wege von den vier Folienzelten, zwei mit Tomaten, je eins mit Gurken und Paprika, bis in die Stiegen im Hofladen. Das schaffe Vertrauen zum Erzeuger, ist sich der Obstbau-Profi sicher. Er hat seinen Beruf „von der Pike auf“ gelernt. Mit 16 Jahren ging er ins „Alte Land“, um Obstbauer zu lernen, später hat er seinen Fachschulabschluss in Stade gemacht, um in die alte Heimat zurückzukehren.

„Wasser bleibt das A und O für alle Kulturen“, betont der Experte. „Wir produzieren nicht unterm Dach, sondern unter freiem Himmel. Da ernten wir nicht alle Jahre gleich erfolgreich. Bei Äpfeln und Kirschen hat uns dieses Jahr der Frost einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei den Beeren bin ich guter Dinge.“ Carsten Kundt schaut zufrieden über die Beerenobstplantage. Er weiß, wie viel Arbeit hier nicht nur im Boden steckt. „Ich bin frohen Mutes, dass unsere beiden Jungs, die sind drei und neun, das schätzen lernen. Jetzt freue ich mich erst mal, dass sie freudig mitwirtschaften.“