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Baumhaus in der Kita Die Kinder der Naturgruppe in Radisleben haben jetzt noch mehr Abwechslung beim Spielen

Warum es nicht nur an der Rutsche lange Warteschlangen gibt.

Von Rita Kunze 15.09.2021, 10:00
Begeistert nehmen die Kinder der Naturgruppe ihre Baumhausrutsche in Besitz.
Begeistert nehmen die Kinder der Naturgruppe ihre Baumhausrutsche in Besitz. Foto: Kunze

Radisleben/MZ - Jauchzend und jubelnd nehmen die Mädchen und Jungen ihr neues Spielgerät in Besitz: Am großen Walnussbaum im Garten der Kindertagesstätte „Domänenhof“ in Radisleben steht jetzt ein Baumhaus, das die Einrichtung für ihre Naturgruppe angeschafft hat. Und die weiß den Neuerwerb zu schätzen; kaum dass sie auf der grünen Rutsche nach unten gesaust sind, klettern die Kinder auf der Holztreppe nebenan hinauf, um gleich noch einmal zu rutschen. Pausenlos.

Weil die Kita so einen schönen großen Baum hat, gab es den Wunsch nach einem Baumhaus schon länger. Möglich gemacht haben ihn schließlich die Hilfe des Allianz Kinderhilfsfonds mit einer Spende von 3.000 Euro und die Unterstützung der Dachbaukunst Quedlinburg GmbH, die das Haus gebaut hat.

„Donnerstags sind wir immer im Wald, ansonsten ziehen wir mit dem Bollerwagen los und erkunden die Natur“

Für die Naturgruppe ist das Baumhaus, das auch Sitzmöglichkeiten bietet, ein Gewinn. Denn ihr Name ist Programm: Die Zwei- bis Sechsjährigen sind vorrangig draußen, und das Baumhaus ist „eine neue Möglichkeit, den Tag zu verbringen“, sagt Erzieherin Franziska Backoff, die die Gruppe betreut. Auf dem baumbestandenen Gelände gibt es statt eines altbekannten Sandkastens eine Buddelecke, in der die Kinder graben oder Dämme bauen können.

Außerdem wird auf vorgefertigtes Spielzeug weitgehend verzichtet, sagt Backoff: Gespielt wird mit dem, was die Natur hergibt. „Donnerstags sind wir immer im Wald, ansonsten ziehen wir mit dem Bollerwagen los und erkunden die Natur“, beschreibt die Erzieherin das Konzept. So lernen die Kinder, ihre Umwelt besser zu verstehen, wenn Getreidesorten näher betrachtet und nach der Ernte die Stoppelfelder entdeckt werden. Doch auch in der eigenen Einrichtung gibt es viel zu erkunden. Erdbeeren, Äpfel oder Pflaumen werden gemeinsam verarbeitet, sagt Franziska Backoff.

Die Kinder seien auch nicht so oft krank, beschreibt sie ihre Erfahrung. Und: „Sie können gut klettern“, hat sie bei den Kindern festgestellt, die viel im Freien spielen. „Wir haben überlegt, auch Schlafplätze in der Natur zu schaffen“, sagt Einrichtungsleiterin Anja Amft. „Mit dem Baumhaus haben wir mehr Möglichkeiten.“

Ein Podest für die Krippengruppe

Auch andere Projekte sollen den Alltag in der Kindertagesstätte verbessern helfen und abwechslungsreicher gestalten. So gebe es in der Spielscheune inzwischen ein großes Trampolin. Weitere Projekte stehen an: „Die Krippengruppe wünscht sich ein Podest, damit die Kinder aus den Fenstern schauen können“, sagt Anja Amft. Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz, sodass die Fenster bleiben müssten, wie sie sind. Aber ein Podest im Raum kann helfen, den Ausblick auch für die Jüngsten zu ermöglichen.

Der Domänenhof hat ein besonderes pädagogisches Konzept, denn auf seinem Gelände gibt es auch Tiere, zu denen die Kinder unmittelbaren Kontakt haben können: Ponys, Lamas und Kleintiere gehören dazu. Die Einrichtung habe Fördergeld bekommen, um an der Stallanlage bessere Bedingungen für die Ponys und Lamas zu schaffen, so Anja Amft. Gleichzeitig soll der Weg zur Anlage verbessert und auch für Rollstuhlfahrer besser nutzbar gemacht werden, „damit wir Teilhabe gewährleisten können“, so die Einrichtungsleiterin.

Das Konzept der Einrichtung - und ihrer Naturgruppe - kommt bei Eltern gut an. „Im Moment ist die Warteliste lang“, sagt Franziska Backoff, die derzeit 14 Mädchen und Jungen betreut. Das gelte für die ganze Einrichtung, ergänzt Anja Amft. „Wir sind jetzt schon bei Aufnahmedaten für August 2023“, sagt die Einrichtungsleiterin. Da im Domänenhof auch Kinder mit besonderem Förderbedarf betreut werden können, sei diese Situation gerade für solche Kinder schwierig, sagt Amft, die das bedauert: „Diese Kinder brauchen die Hilfe ja jetzt und nicht in zwei Jahren.“