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18. Tour im Natur- und Geopark Harz Der Preußische Saalstein bei Suderode ist eine Wanderung wert

Regionalverband Harz und MZ folgten dem Vorschlag von Beate Lazic. Regen spült auch Brom- und Heidelbeeren blank: Darf man naschen?

Von Petra Korn 01.09.2021, 10:00
Mit Regenschutz und Schirm geht es auf Pfaden, die teils Bächlein geworden sind, durch den Wald.
Mit Regenschutz und Schirm geht es auf Pfaden, die teils Bächlein geworden sind, durch den Wald. Foto: J. Korn

Bad Suderode/MZ - „Hat jeder die eindrucksvolle Fernsicht genossen?“, witzelt Uwe Kramer. Denn vom Preußischen Saalstein, einer Felsformation hoch über Bad Suderode, bietet sich ein fantastischer Ausblick: Wald, kleine Häuser, Felder, der Anhaltische Saalstein - an Tagen mit besserem Wetter.

An diesem Sonntagnachmittag jedoch: nichts. Der Blick verliert sich im dichten Grau, während es unablässig regnet. „Ich kann nur jedem empfehlen, bei schönem Wetter wiederzukommen“, sagt Uwe Kramer, ehe er die Gruppe der Wanderer weiterführt in Richtung der Viktorsklippen.

Insgesamt 17 Teilnehmer sind am Sonntagnachmittag der Einladung des Regionalverbandes Harz und der MZ-Lokalredaktion Quedlinburg zu einer Wanderung zu Lieblingsorten von MZ-Lesern gefolgt - der inzwischen 18. Tour im Natur- und Geopark Harz. Das Ziel ist diesmal der Preußische Saalstein, der Lieblingsort von Beate Lazic aus Quedlinburg. Wobei es unterwegs Einblicke in Geschichte und Natur gibt.

17 Wanderer sind der Einladung des Regionalverbandes Harz und der MZ gefolgt

Vom Start am Felsenkeller geht es durchs Kalte Tal - und vorbei an einem unscheinbaren Bauwerk mit großer Bedeutung: „Es umschließt den Behringer Brunnen“, erklärt Uwe Kramer. Ist doch in der Erschließung dieser Calciumsole-Quelle die Entwicklung Bad Suderodes zum Kurort begründet.

An Grenzsteinen vorüber führt der Weg hinauf zur heutigen Landesstraße Richtung Friedrichsbrunn - 1888 im sogenannten Drei-Kaiser-Jahr fertiggestellt, wie Uwe Kramer erklärt. Dort legt der Wanderführer kurz die Hand auf einen großen Felsbrocken, fordert die Teilnehmer auf, sich dieses Gestein noch einmal genau anzusehen.

„In zehn Minuten werden wir eine Überraschung erleben.“ Denn dort ist das Gestein nicht mehr - wie eben noch - Grauwacke, sondern: Granit. „Vulkanisches Gestein“, erklärt Horst Schöne, der bis zu seinem Ruhestand im Rahmen seiner Arbeit bei der Stadtverwaltung Quedlinburg auch für Bad Suderode zuständig war, Vorsitzender des Harzklub Zweigvereins Harzgerode ist und am Sonntag an der Wanderung teilnimmt.

Der Regen spült nicht nur die Steine auf dem Weg blank - sondern auch die Brom- und Heidelbeeren, die am Wegrand locken. Darf man naschen? „Wir sind nicht im Naturschutzgebiet, sondern in einem Landschaftsschutzgebiet“, erklärt Klaus George, Geschäftsführer des Regionalverbandes Harz. Da dürfe auch der Weg verlassen, dürften Beeren und Pilze gesammelt werden - „aber nur für den Eigenbedarf“.

Nichts zum Sammeln, aber etwas zum Anschauen sind die an Beeren erinnernden hellen Kugeln an der Unterseite eines Eichenblattes, auf die Klaus George oben am Preußischen Saalstein aufmerksam macht: sogenannte Gallen, entstanden durch den Stich einer Wespe, die so ihr Ei abgelegt hat.

Das Blatt hat sich um die verletzte Stelle verdickt, darin wächst der Wespen-Nachwuchs heran. Bringe man den Saft einer solchen Galle mit Eisen, beispielsweise einem alten Nagel zusammen, entstehe „wunderbare blaue Tinte“.

Statt Aussicht: Blick ins Grau
Statt Aussicht: Blick ins Grau
Foto: Petra Korn

Und die „Saalsteine“? Im Mittelalter, erklärt Klaus George, gab es Bücher, in die Besitzrechte eingetragen wurde. Die Sal- oder auch Saalbücher. Um zu beschreiben, bis wohin der Besitz ging, wurden natürliche Gegebenheiten genutzt - wie die eindrucksvollen Felsen der „Saalsteine“.

Auf dem weiteren Weg lässt Uwe Kramer den Bogen zu den Viktorsklippen aus - „das lohnt sich nicht, die Sicht ist nicht besser“ - und lenkt die Blicke auf den Wald, der nun aus Kiefern besteht. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts sei hier reiner Laubwald gewesen - bis der durch die vielfältige Nutzung wie ausgeräumt ausgesehen habe.

Eichen und Buchen seien sehr anspruchsvolle, nicht überall pflanzbare Arten gewesen - weshalb Fichten und Kiefern gewählt wurden. Durch ein Nebental geht es wieder hinunter ins Kalte Tal, an der Lessinghöhle, wo einst nach verwertbaren Erzvorkommen gesucht wurde, vorbei zurück zum Felsenkeller.

Uwe Kramer macht auf das Felsgestein am Wegrand aufmerksam und verspricht ?eine Überraschung?.
Uwe Kramer macht auf das Felsgestein am Wegrand aufmerksam und verspricht ?eine Überraschung?.
Foto: Petra Korn

„Trotz des Wetters eine schöne Runde“, findet Uwe Kramer - und für ihn „eine Abrundung“: Habe er doch 2013 auch die Wanderung zum Anhaltischen Saalstein geführt. Beate Lazic freut sich, dass sich keiner der Mitwanderer vom Regen habe davon abbringen lassen teilzunehmen.

Im Gegenteil: Unterwegs wird die Tour kurzerhand zum Ausflug in den Regenwald erklärt. „Gerade wegen des Regens sehr gut“ hat Kerstin Garske aus Harzgerode die Wanderung gefallen. Das Geräusch des Regens im Wald, das ganz frische Grün - „das war schon recht einzigartig“, findet sie. „Und die schöne Aussicht kann man sich auch später noch mal angucken.“