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Der Harz versinkt im Weiß Der Harz versinkt im Weiß: Winterwartung gelockert - das ist zuviel Schnee

Von Benjamin Richter 08.02.2021, 07:56
Bald nur noch ein weißer Hügel: Geduld - und einen Schneeschieber - braucht am Sonntag, wer trotz Warnung mit dem Auto unterwegs sein will.
Bald nur noch ein weißer Hügel: Geduld - und einen Schneeschieber - braucht am Sonntag, wer trotz Warnung mit dem Auto unterwegs sein will.  Fotos (2): Richter

Harzgerode/Thale - Besonders dick sind sie nicht, die Flocken, die der Wind am Sonntag bei minus sieben Grad durch die Harzer Straßen treibt. Aber es sind viele. Weil der viel beschworene Jahrhundertschnee bereits am Sonnabend einsetzt, türmt sich der Pulverschnee vielerorts am Sonntagmorgen wadenhoch. Und es schneit einfach weiter. Was manchen zu einem Skilauf durch ansonsten meist schneefreie Vorharzortschaften wie Derenburg inspiriert, bringt diejenigen, die den Verkehr am Laufen halten sollen, an ihre Grenzen.

So lockert die Stadt Harzgerode am Vormittag ihre Straßenreinigungssatzung und macht dies über das soziale Netzwerk Facebook publik. „Aufgrund der - auch für unsere geübte Region - außergewöhnlichen Situation“ habe man sich in Absprache mit dem städtischen Winterdienst entschieden, die Regeln auf das Wesentliche zu reduzieren. „In einigen Straßenzügen ist teils überhaupt keine Winterwartung auf Gehwegen und Fahrbahnen mehr möglich.“

Zugang zu den Grundstücken schaffen

Die Anweisung der Ordnungsverwaltung lautet daher, von der Fahrbahn aus zumindest einen Zugang zum Grundstück zu schaffen und den Schnee nur eine Schneeschieberbreite, also 70 bis 80 Zentimeter, von den Gehwegen zu beräumen. Die Stadt bittet außerdem, keine Hydranten mit Schnee zu bedecken und geräumte Bereiche bei einsetzender Glätte zu bestreuen.

„Wir können der Stadt Harzgerode nur beipflichten“, schreibt die Freiwillige Feuerwehr Güntersberge auf ihrer Facebook-Seite. Vorsicht sei geboten, Autofahrten sollten der Rutschgefahr wegen vermieden werden.

„Wir haben uns für den Einsatzfall schon vorbereitet“, fügen die Kameraden hinzu und stellen Bilder ihrer Fahrzeuge, an denen sie kurzerhand Schneeketten aufgezogen haben, zu dem Post. Ähnliche Fotos sind am Sonntag bei vielen weiteren Harzer Wehren, etwa auch in Thale, zu sehen.

Die Thalenser Floriansjünger müssen bis zum Nachmittag zweimal ausrücken, um für den Rettungsdienst Patienten durch Treppenhäuser zum Rettungswagen zu tragen. Die Quedlinburger Wehr hat demgegenüber zwar keine Einsätze, hält aber an den Standorten in Quedlinburg und Gernrode je eine Gruppe à sechs Kameraden in Bereitschaft, um im Falle der Alarmierung gleich ausrücken zu können. Wie der stellvertretende Stadtwehrleiter Sebastian Petrusch mitteilt, ist die Bereitschaft bis sechs Uhr am Montagmorgen angeordnet.

Das Auto soll stehen gelassen werden. Also mit dem Zug fahren? Auch diese Option fällt aus, wie Matthias Neumann, Pressesprecher des Bahnunternehmens Abellio, erklärt: „Infolge heftiger Schneeverwehungen ist der Zugverkehr in Mitteldeutschland erheblich eingeschränkt.“

Am Sonntagmorgen habe Abellio Mitteldeutschland den Betrieb im gesamten Netz einstellen müssen; bis nachmittags konnte lediglich die Verbindung zwischen Halle und Weimar wieder aufgenommen werden. „Fahrgäste werden dringend gebeten, auf jedwede Fahrten zu verzichten, bis sich die Wettersituation verbessert“, appelliert Neumann.

Zu mehr Unfällen als sonst sei es durch die außergewöhnliche Wetterlage nicht gekommen, berichtet Rene Compera, Polizeioberkommissar beim Revier Harz - der Wert liege auf dem Niveau der Vorwochenenden. „Die Menschen waren vernünftig und sind zu Hause geblieben“, lobt der Einsatzbeamte. So habe die Polizei wieder die Möglichkeit eines vermehrten Ausflugsverkehrs in den Oberharz auf dem Schirm gehabt, der zuletzt öfter zu beobachten war - „aber aufgrund der Witterung war dieser gleich null“.

Der Deutsche Wetterdienst warnt indes für den gesamten Landkreis Harz von Sonntagabend bis Montag um 18 Uhr vor strengem Frost, also einer Temperatur von unter minus zehn Grad. Die Schneefreunde unter den Harzern dürfte es freuen. (mz)

Carl Louis Münch hilft mit der Schneefräse seines Vaters Thomas, den Gehweg in der Friedrichsdorfstraße in Bad Suderode freizuräumen. Es ist Münch zufolge der erste Einsatz für das bereits im Jahr 2013 angeschaffte Gerät.
Carl Louis Münch hilft mit der Schneefräse seines Vaters Thomas, den Gehweg in der Friedrichsdorfstraße in Bad Suderode freizuräumen. Es ist Münch zufolge der erste Einsatz für das bereits im Jahr 2013 angeschaffte Gerät.
Anders
Kai-Uwe Scheffler und Freundin Karo fahren am frühen Sonntagmorgen auf einer mit Schnee bedeckten Straße auf ihren Skiern durch Derenburg.
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Bein/dpa
Das Schneechaos hat trotz allem seine idyllischen Seiten. Impression vom Markt in Bad Suderode.
Das Schneechaos hat trotz allem seine idyllischen Seiten. Impression vom Markt in Bad Suderode.
Anders
Auf den Schienen geht nichts mehr. Sie liegen, wie an der Margaretenstraße in Thale, unter weißen Massen begraben.
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Richter