Landtagswahl 2021 CDU lässt AfD im Harzkreis hinter sich
Die Menschen im Landkreis Harz wählen ähnlich wie der Landesdurchschnitt. Wie der Sonntag an den Wahlurnen verlaufen ist.
Quedlinburg/Gernrode/Neinstedt - Die CDU ist auch im Harz der klare Sieger der Landtagswahl - das wird schon gegen 20.30 Uhr nach der Auszählung von 162 der 216 Wahlbezirke klar. Um diese Zeit liegen die Christdemokraten mit gut 38 Prozent uneinholbar auf Platz 1 vor der AfD (22 Prozent). Die Linke hat fast 5 Prozentpunkte verloren, die SPD ist unter die 10-Prozent-Markte gerutscht, und die Grünen kommen gerade noch auf 4 Prozent. Das Endergebnis liegt erst nach Redaktionsschluss vor.
Für Katrin Kluge gibt es am Wahlsonntag eine Premiere. Erstmals ist die Justiziarin der Quedlinburger Stadtverwaltung Wahlvorsteherin. Immer wieder betreten Bürger das Wahllokal in der Kindertagesstätte „Gernröder Spatzen“. Schon kurz nach dem Mittag liegt hier die Zahl der Wähler auf dem Level der dort abgegebenen Briefwahlstimmen - rund ein Drittel der etwa 1.100 Gernröder Stimmberechtigten. „Eine recht gute Wahlbeteiligung“, urteilt Katrin Kluge. Ihr Wahllokal ist eins von insgesamt 13. „Wir sind prima auf die etwas anderen Bedingungen durch Corona vorbereitet“, erklärt sie und weist auf die „Einbahnstraßenregelung“, die alle Besucher des Wahllokals auf Abstand hält. Wer seine Maske vergessen hat, erhält Ersatz, die Kugelschreiber werden wie die Oberflächen in den Kabinen immer wieder desinfiziert.
Neben Katrin Kluge sitzen Carolin Winter und Petra Fricke sowie Alex Busch im Wahlbüro. „Niemand wurde zwangsverpflichtet, alle sind freiwillig hier. Als Stadt haben wir uns gefreut, dass Bürger uns hier bei den Landtagswahlen so unterstützen und wir schon recht früh alle Wahlvorstände ehrenamtlich besetzt hatten“, so die Justiziarin.
Auch im Wahllokal, das bei der Wowi in Quedlinburg seinen Platz gefunden hat, reißt der Wählerstrom nicht ab. Schlag 17.54 Uhr gibt dann der letzte Wahlberechtigte hier seine Stimme ab. Pünktlich sechs Minuten später schließt das Wahllokal, und das Team um Wahlvorsteherin Nicole Risse öffnet die versiegelte Wahlurne. Die Auszählung beginnt.
„Jeder, der Interesse zeigt, kann hier bei uns in der Evangelischen Stiftung zur Wahl gehen. Wir haben es so organisiert, dass dafür Begleiter für unsere Wahlberechtigten zur Verfügung stehen“, berichtet Andreas Damm, Sprecher der Einrichtung in Neinstedt. „Im Fachkrankenhaus wurde die Möglichkeit geschaffen, dass Patienten, die ihr Wahlrecht daheim nutzen wollen, eine Beurlaubung beantragen konnten.“ Damm unterstreicht, dass in den verschiedenen Bereichen der Stiftung die Fragen von Politik, Demokratie, von Parteien und Mitbestimmung nicht nur eine Rolle spielen, wenn der Landtag gewählt werde. „Wir setzen auf inklusive politische Bildung.“
Die Evangelische Stiftung Neinstedt gilt dabei als einer der Vorreiter auf diesem Gebiet im Land. Bereits zu den vorigen Landtagswahlen konstatierte man, dass die Rechte der Klientel, die hier betreut und gefördert werde, „in diesem Land noch nicht perfekt umgesetzt“ seien. Auch in der Öffentlichkeit spiele das Thema selten außerhalb von Sonntagsreden eine Rolle. Wer fragt schon, ob Mitbürger, die blind, taub, von Epilepsie, Beinamputation oder Downsyndrom betroffen sind, wählen können und überhaupt dürfen?
Warum sollen die Bewohner der Neinstedter Stiftung nicht wählen dürfen, wer künftig Betreuungssätze anhebt, das Blindengeld festlegt oder das Geld bewilligt, um die Werkstätten modern auszustatten oder Freizeitangebote zu finanzieren? So fragen durchaus nicht nur Betreuer in der Stiftung: „Welche Partei hat ihr Wahlprogramm in leichter Sprache vorgelegt?“ Wer wisse zudem vor Ort, dass als Hilfsmittel eine Schablone mit Braille-Schrift beantragt werden kann. Die wird nur einmal genutzt und dann vernichtet. Zudem gibt es den Wahlzettel in einer Hörversion, heißt es vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dessen Landesverein bei der Wahl dafür Verantwortung trug.
Bei der Bundestagswahl am 26. September gibt es 299 Wahlkreise, also 299 Stimmzettel und so 299 unterschiedliche CDs, die betroffene Bürger anfordern könnten, wenn sie so demokratisch mitwirken wollen. (mz)