1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Harz
  6. >
  7. 30 Jahre: Brigitte Finger schließt Lücke in der Ortschronik in Weddersleben: 30 Jahre seit 1990 stehen aus

EIL

30 Jahre Brigitte Finger schließt Lücke in der Ortschronik in Weddersleben: 30 Jahre seit 1990 stehen aus

Von Benjamin Richter 09.06.2020, 07:56
Brigitte Finger blättert im zwölften und bisher letzten Teil der Wedderslebener Ortschronik. Der Band endet mit dem Jahr 1990.
Brigitte Finger blättert im zwölften und bisher letzten Teil der Wedderslebener Ortschronik. Der Band endet mit dem Jahr 1990. B. Richter

Weddersleben - Fürs Erste hat sich Brigitte Finger „nur“ 17 Jahre Ortsgeschichte mit nach Hause genommen. Drei prall gefüllte Sammelbände, immerhin. Zahlreiche Zeitungsartikel sind darin eingeheftet, dazwischen Sitzungsprotokolle aus dem Ortschaftsrat und Mitschriften von Veranstaltungen.

Die 72-Jährige, die den Posten der ehrenamtlichen Ortschronistin übernommen hat, weiß jedoch, dass noch etwas mehr Arbeit auf sie zukommt: Der momentan letzte Teil der Dorfchronik endet 1990.

Bevor sie daran geht, diese Lücke von gut und gerne 30 Jahren zu schließen, will Brigitte Finger erst einmal alles verfügbare Material beieinander haben. „Ich möchte demnächst zum Rathaus nach Thale fahren, um zu gucken, was dort noch im Archiv zu finden ist“, legt sie dar.

Ihr Vorgänger Hans-Joachim Lerche hat Brigitte Finger zahlreiche Dokumente hinterlassen

Ihre Hauptquelle, aus der auch die drei Sammelbände stammen, ist jedoch der Hort an Dokumenten, den ihr Vorgänger Hans-Joachim Lerche hinterlassen hat. Er starb vor wenigen Jahren.

Als festgestanden habe, dass Brigitte Finger seine Nachfolge in dem Ehrenamt antritt, habe sie Kontakt zu seinen Verwandten geknüpft und sei dann recht unkompliziert an die gesammelten Schriftstücke und Fotos gekommen.

Daneben hat sich die gebürtige Sächsin, die seit 1995 in Weddersleben wohnt, den zwölften Teil der Ortschronik aus dem Gemeindebüro geborgt. Er deckt die Zeit von den späten 1960er Jahren bis zur Wende ab.

„Ob ich meine Chronik genauso aufbaue, weiß ich noch nicht“, erklärt Brigitte Finger mit Blick darauf, dass der von Hans-Joachim Lerche vorgelegte Band sowohl nach Jahren als auch nach Themen geordnet ist.

„Ich muss erst mal erforschen, was ich für Möglichkeiten habe, und dann einen Plan erstellen, wie ich das ganze Material sortiere“, gibt die Rentnerin zu bedenken, für die die neue Aufgabe noch ziemlich ungewohnt ist.

Brigitte Finger arbeitete bis zur Rente im Saatgutgroßhandel

„Ich habe so etwas noch nie gemacht“, gibt Brigitte Finger zu, die bis zu ihrem Ruhestand im Saatgutgroßhandel tätig war. Dass sie sich für das im Frühjahr ausgeschriebene Ehrenamt beworben hat, daran habe ihr Sohn einen Anteil.

„Er meinte, das sei doch spannend und genau das, was ich gerne mache“, erinnert sie. Tatsächlich mache ihr das Beobachten von Zusammenhängen seit jeher viel Freude, und auch das Schreiben liege ihr. So fiel letzten Endes die Entscheidung positiv aus.

„Wenn es dann nicht klappt, kann ich immer noch sagen: Nee, ich schaffe es nicht“, hält sich Brigitte Finger eine Option offen. Als Rentnerin, merkt sie an, bringe sie jedoch noch eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Amt mit: Zeit.

Von der großen Lücke in der Ortschronik, setzt Finger hinzu, habe sie erst erfahren, als sie den Entschluss bereits gefasst hatte. Als sie das erzählt, wirkt sie nicht so, als habe diese Entdeckung sie abgeschreckt. Vielmehr sind ihre Pläne seitdem fortgeschritten: Eine Digitalisierung hat Finger ins Auge gefasst, will den Bestand scannen. Und - das gehöre dazu - künftig mehr „das Ohr am laufenden Geschehen haben“. (mz)