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Selketal Brauchtumsgruppe macht aus Präsentation einer Infotafel in Güntersberge ein kleines Fest

„Wir haben gar nicht mehr gewusst, dass wir überhaupt noch eine Stimme haben“, sagt die Chorleiterin.

Von Susanne Thon 08.07.2021, 10:00
Wenn schon, denn schon: Die Brauchtumsgruppe Selketal nutzt die erste Gelegenheit, die sich ihr zum Singen bietet. Und bei einem Lied bleibt es nicht.  An der Selke-Köte hat der Regionalverband eine neue Informationstafel aufgestellt.
Wenn schon, denn schon: Die Brauchtumsgruppe Selketal nutzt die erste Gelegenheit, die sich ihr zum Singen bietet. Und bei einem Lied bleibt es nicht. An der Selke-Köte hat der Regionalverband eine neue Informationstafel aufgestellt. (Foto: Susanne Thon)

Güntersberge/MZ - Präsentiert der Regionalverband Harz als Natur- und Geoparkträger irgendwo im Harz eine neue Informationstafel, dann erfolgt das in der Regel nach einem festen Schema. Da werden ein paar Worte gesprochen – von Geschäftsstellenleiter Klaus George, den jeweiligen Bürgermeistern, manchmal auch Vereinsvertretern. Dann wird enthüllt. Überraschungen? Gibt’s eher selten.

Umso größer war deshalb die, für die die Brauchtumsgruppe Selketal am Montag gesorgt hat. In ihren Trachten haben die Sänger und Sängerinnen an der Selke-Köte, einer einst vom Harzklub-Zweigverein nachgebauten Köhlerhütte, zwischen Güntersberge und Hirschbüchenkopf Aufstellung genommen, stimmen ein altbekanntes Harzlied an, das von der Köhlerliesel.

Auf die „Köhlerliesel“ folgt ein weiteres Lied, dann ein Gedicht

Dann noch eins und noch eins. Und ein Gedicht. Es ist ein kleiner Auszug aus dem großen Repertoire. Auf anderthalb Stunden bringt es das bunte Programm der dem Harzklub angegliederten Brauchtumsgruppe. Die unsagbare Freude der Mitglieder darüber, nach so langer Zeit endlich wieder singen zu dürfen, ist spürbar.

„Im März vergangenen Jahres hatten wir unseren letzten Übungsabend“, sagt Erika Hegemann, auch etliche geplante Auftritte seien ausgefallen. „Wir haben gar nicht mehr gewusst, dass wir überhaupt noch eine Stimme haben“, so die Chorleiterin.

Als dann die Anfrage vom Regionalverband kam, ob die Gruppe zur Präsentation ein Lied singen könne, reagierte sie deshalb auch erst mal verhalten, musste erst mal alle fragen. „Aber nicht einer hat gesagt, ich will nicht“, alle seien sie dabeigeblieben, und „wir haben gesagt: Wenn wir rausgehen und singen, dann machen wir auch ein Fest daraus.“ Und so wurde im Vorfeld gebacken, wurden Schnittchen geschmiert und nach dem Auftritt werden schnell Tische und Stühle herangeschafft, um die den Nachmittag gemeinsam ausklingen zu lassen.

Geschäftsstellenleiter George und Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU) steht die Überraschung ins Gesicht geschrieben. „Das ist was Besonderes. So eine Übergabe hatten wir auch noch nicht“, sagt Weise. Und George, nachdem der letzte Takt verklungen ist: „Schritt für Schritt kehrt die Lebensfreude zurück. Das haben wir gerade gemerkt.“

„Im März 2020 hatten wir unseren letzten Übungsabend.“

Erika Hegemann, Chorleiterin in der Brauchtumsgruppe Selketal

24 Mitglieder hat die Brauchtumsgruppe. Sie kommen aus Straßberg und Güntersberge, wo normalerweise im Wechsel geprobt wird, und aus Siptenfelde; sie treten auf Heimatfesten auf; auch im Morada-Hotel waren sie regelmäßig. Allein: An Nachwuchs mangelt es. Die Mitglieder seien alle älter, Neue kämen nicht nach, „aber wer dabei ist, der ist auch mit Herzblut dabei“, sagt Erika Hegemann.

Doch weshalb das Fest? Warum das Lied von der „Köhlerliesel“? Der Regionalverband hat die Tafel neben der Köte erneuert, allerdings „nicht Eins zu Eins erneuert“, wie George sagt. Neben geschichtlichen Informationen zur Köhlerei steht auch die erste Strophe des Liedes darauf.

Die Aufschrift auf der alten Tafel sei nicht mehr lesbar gewesen, erklärt er. Dasselbe am Ortseingang von Güntersberge: Dort, am Weg Deutscher Kaiser und Könige, stand ein verwitterter Hinweis auf die Güntersburg, ursprünglich keine Tafel des Regionalverbandes. Der Inhalt wurde aber auch überarbeitet und erneuert. Wie so viele andernorts. „Wir nehmen sie mit in den Blick und tauschen sie peu à peu aus.“