Bergbau-Geschichte Bergwerksmuseum Grube Glasebach Straßberg: Arbeitsförderungsgesellschaft Harz übernimmt den Betrieb

Straßberg - „Eine vollständig eingerichtete Grubenrettungsstelle - das habe ich noch nie gesehen“, sagt Gudrun Mehnert. Die Geschäftsführerin der Arbeitsförderungsgesellschaft Harz mbH (AFG) aus Blankenburg schwärmt von den Möglichkeiten, die Museumsgrube Glasebach in Straßberg weiterzuentwickeln. Die Exponate seien zum Teil einzigartig, zum Beispiel das riesige Wasserrad und die Werkzeuge zur kompletten Markscheide-Vermessung, die einst im Tagebau verwendet wurden.
Die Mitglieder des Montanvereins Ostharz „haben fleißig gesammelt“, erklärt Gudrun Mehnert im MZ-Gespräch. Die AFG hat den Betrieb des Museums übernommen, die offizielle Übergabe findet kommende Woche statt.
Arbeitsförderungsgesellschaft Harz übernimmt Betrieb des Museums
Bislang kümmerten sich die Freiwilligen des Montanvereins um die Grube, die der Stadt Harzgerode gehört. Rüdiger Sack ist einer der Gästeführer, der den Besuchern auch das Unter-Tage-Bergwerk gezeigt hat und weiter zeigen wird. Denn die Experten des Vereins arbeiten mit der AFG zusammen. „Die Stimmung ist gut“, sagt Rüdiger Sack auf Nachfrage. Er freue sich, dass die neue Betreibergesellschaft das Museum stärken wolle.
Frank Bodenstein ist der neue Betriebsleiter in Straßberg. „Wir nehmen gerade die letzten Umbauten vor der Saisoneröffnung am 1. April vor“, sagt er. Der Empfangsbereich für die Besucher wurde beispielsweise verschönert. Und die Küche hat neue Fliesen bekommen – sie wird für das künftige Imbiss-Angebot des Museums benötigt.
Bodenstein ist ebenfalls begeistert von der Grube Glasebach: Erhalten sei etwa die komplette Ausrüstung samt Befüllanlage von Sauerstoff-Selbstrettern – das sind kleine Atemschutzgerät mit Druckluft, die im Bergbau bei Gefahren zum Einsatz kommen.
Museum macht künftig keine Winterpause mehr zwischen November und März
„Es ist alles vom Altbergbau bis zum Bergbau der Neuzeit vorhanden“, berichtet Gudrun Mehnert. Die Freiluft-Ausstellung, die jüngere Anlagen zeigt, werde künftig in die Führung mit einbezogen. Unter Tage geht es durch die engen Gänge des einstigen Flussspatbergwerks.
Eine ganz neue Idee ist es, so die AFG-Chefin, Schmiedekurse in einer Bergschmiede anzubieten. Ein Schmied sei gefunden. Neu ist auch, dass es keine Winterpause des Museums zwischen November und März mehr geben wird.
Die Stadt Harzgerode hat die Arbeitsförderungsgesellschaft aus Blankenburg ganz bewusst mit dem Betrieb der Grube Glasebach beauftragt. Sie sei „in gute Hände“ abgegeben worden, sagte Verwaltungschef Marcus Weise (CDU). Denn die Gesellschaft hat viel Erfahrung: Sie betrieb erfolgreich das Schaubergwerk Drei Kronen und Ehrt in Elbingerode.
Dieses musste jedoch aus Sicherheitsgründen geschlossen werden – der große Grubenhohlraum musste verfüllt werden. Das Museum in Elbingerode war etwas anders: Unter Tage waren technische Anlagen ausgestellt. In Straßberg ist hingegen wenig Platz, die Besucher zwängen sich durch niedrige Gänge, werden aber mit Blicken auf funkelndes Gestein und echte Arbeitsplätze von vor 300 Jahren belohnt. (mz)
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Im Jahr 1689 wird die Grube in Straßberg erstmals erwähnt - unter dem Namen Seidenglanz. Seit
1729 trägt sie den heutigen Namen. Immer wieder wird der Bergbau eingestellt, aber erneut aufgenommen. Die Bergmänner fördern Flussspat - Eisenhütten
benötigten das Mineral. Der Bergbau in der Grube Glasebach wird bis 1855 betrieben, als sich die Spur des Flussspats verliert. Der Abbau wird 95 Jahre später wieder aufgenommen, bis er sich 1982 nicht mehr lohnt.
Als Bergwerksmuseum öffnet die Grube Glasebach 1995. Der Montanverein Ostharz betrieb bislang das Museum. Auch künftig werden die Mitglieder anpacken - etwa als Gästeführer. (mz)