Harz-Berlin-Express Ärger über Harz-Berlin-Express: Reisende muss nach Online-Ticketkauf eine weitere Fahrkarte im Zug kaufen

Ilsenburg - „Natur pur erleben im Harz - einem der beliebtesten Wanderregionen in Deutschland“ - mit diesem Spruch wirbt Transdev für seinen Harz-Berlin-Express (HBX), der jedes Wochenende zwischen dem Harz und der Hauptstadt pendelt.
Auf dem Flyer ist ein glücklich lächelndes Paar abgebildet, das mit Wanderrucksack auf einem Baumstamm sitzt. Bettina Eyermann dagegen ist das Lachen längst vergangen. Und das nicht nur, weil der HBX-Werbespruch eine grammatikalische Katastrophe ist.
59 Euro im Zug statt knapp 14,50 Euro
Denn die 43-jährige Mitarbeiterin einer Unternehmensberatung in Berlin musste sich im Harz-Berlin-Express nach Ilsenburg eine neue Fahrkarte kaufen - obwohl sie am Abend zuvor bereits eine auf der Homepage der Deutschen Bahn AG gebucht hatte. Statt knapp 14,50 Euro (siehe Infobox) musste sie so 59 Euro ausgeben - fast das Vierfache.
Das Problem: Sie hatte übersehen, dass bei der Online-Buchung über die Bahn-Website unter dem Preis von 22 Euro für die einfache Strecke die kleingedruckte Bemerkung „Teilpreis“ erschien. Dahinter verbirgt sich ein Link, der beim Anklicken einen Hinweis aufpoppen lässt: „Im Ticketpreis enthaltene Strecke: von Genthin nach Ilsenburg.“
Strecke Berlin-Alex-Genthin ist nicht im Preis enthalten
Dagegen sei der Abschnitt von Berlin-Alexanderplatz nach Genthin nicht durch den Preis von 22 Euro abgedeckt. Auf dem ausgedruckten Ticket sind jedoch die Abfahrt um 7.12 Uhr vom Gleis 2 am Alex mit dem Hex 80400 und die Ankunft an Gleis 1 um 10.29 Uhr in Ilsenburg vermerkt. Dass der Fahrschein erst ab Genthin gilt, ist zu erahnen, wenn man das gedruckte Muster am Kopf der Seite zu entziffern versucht. Verwirrend. Was stimmt denn nun?
„Die Dame, die das Ticket gekauft hat, hat den entscheidenden Hinweis nicht beachtet“, sagt ein Bahnsprecher auf MZ-Anfrage. Und er verweist auf den Hinweis mit dem Teilpreis. Aber warum ist die Fahrkarte von Genthin nach Ilsenburg gültig, in Berlin und Brandenburg aber nicht? „Es gilt in diesem Zug ein besonderer Fahrpreis“, sagt der Bahnsprecher.
Nasa-Sprecher erklärt: Tickets gibt es nur direkt im Zug zu kaufen
Transdev-Sprecher Thomas Kleinrensing verweist auf Nachfrage an die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa). Die Nasa bestellt bei Transdev - und ab dem 9. Dezember bei Nachfolger Abellio - Nahverkehrszüge in Sachsen-Anhalt, auch den HBX.
„Dieser Harz-Berlin-Express ist was Besonderes“, sagt Nasa-Sprecher Wolfgang Ball. „Wir wollten damit eine attraktive Verbindung von Berlin in den Harz schaffen. Für die Berliner ist der Harz das nächste Mittelgebirge“ Gleichzeitig aber solle vermieden werden, dass dieses Angebot von Reisenden genutzt wird, die dann noch weiterfahren - etwa von Berlin nach Göttingen oder Kassel.
„All jene, die nicht in den Harz, sondern weiter wollen, müssen wir aus diesem Zug fernhalten“, sagt Ball. Darum seien die Tickets nur direkt im Zug zu bekommen, nicht über das Internet. Darauf werde auf Laufbändern auf den Bahnhöfen und auf Schildern am Zug hingewiesen.
Reisende ist verwirrt: Warum kann man Tickets trotzdem online kaufen?
„Vielen Dank für die Erläuterung“, sagt Bettina Eyermann. „Die ist aber praktisch völlig unverständlich.“ Wenn es die Tickets für den HBX eigentlich nur im Zug gibt - „warum kann man sie dann auch im Internet kaufen?“, fragt sie. „Und dann steige ich in den Zug, und mir wird die Weiterfahrt verweigert.“ Zwei weitere Passagiere in im Harz-Berlin-Express habe das auch betroffen. Mittlerweile hat die Bahn ihr den Kaufpreis für die Fahrkarte erstattet. (mz)