Neuer Chefarzt Ameos-Klinikum in Halberstadt: Andreas Wurlitzer ist neuer Chefarzt der Gefäßchirurgie

Halberstadt/Thale - Rückkehrer stehen im Moment hoch im Kurs – Menschen, die ihre alte Heimat neu entdecken und dort wieder heimisch werden wollen. Die Geschichte von Andreas Wurlitzer aber ist komplizierter – und der promovierte Mediziner ist nicht der Typ für allzu einfache Antworten.
Dass er seit Januar Chefarzt für Gefäßchirurgie im Ameos-Klinikum in Halberstadt ist und wieder in Thale lebt, ist das Ergebnis einer langen Kette von Ereignissen.
Der gebürtige Thüringer studierte Medizin in Leipzig. „Zunächst wollte ich Hausarzt werden“, erinnert sich der 59-Jährige. Während der Famulatur, im Praktikum, das angehende Ärzte im Studium ableisten müssen, entdeckte er seine Faszination für die Chirurgie. Damit war sein Weg in den Harz vorgezeichnet. „Damals gab es ja eine Absolventenlenkung. Wenn ich nach Thüringen zurückgewollt hätte, dann hätte ich Kinderarzt werden müssen.“ Stellen für Chirurgen gab es jedoch zu jener Zeit in Quedlinburg. Wurlitzer griff zu und trat 1987 seinen Dienst in der Bodestadt an.
19 Jahre arbeitete Wurlitzer am Harzklinikum Quedlinburg
19 Jahre lang arbeitete er am Quedlinburger Harzklinikum, zuletzt als Oberarzt. „Das war schon Heimat“, sagt er rückblickend. Dass das Quedlinburger Klinikum so lange sein berufliches Zuhause war, hat viel mit Günther Bauermeister zu tun. 1994 kam der Spezialist aus Goslar als Chefarzt für Gefäß- und Viszeralchirurgie nach Quedlinburg. „Er brachte eine ganz moderne Chirurgie mit“, sagt Wurlitzer.
2003 verließ sein Mentor und Vorbild das Krankenhaus. „Das war ein großer Verlust“, so Wurlitzer. Der Oberarzt dachte darüber nach, es ihm gleichzutun – aus persönlichen Gründen und wegen des Gefühls, dass da noch mehr gehen könnte. Die Thorax-Chirurgie interessierte ihn. „Und ich habe mich gefragt, ob ich mich als ,Ossi’ im Westen behaupten könnte.“
Mit 47 Jahren begann Wurlitzer eine Facharzt-Ausbildung
Mit 47 Jahren wagte er 2006 den Sprung, ging nach Hildesheim und begann eine neue Facharztausbildung. Doch nach drei Jahren wurde im Partnerkrankenhaus in Salzgitter ein Chefarzt für Gefäß- und Viszeralchirurgie gesucht – und Wurlitzer kehrte in sein angestammtes Fachgebiet zurück.
Die Frage nach Ost und West stellt sich ihm seitdem nicht mehr. „Das ist eine Erkenntnis aus den vergangenen Jahren: Ich sehe kein Gefälle. Was die Leute bewegt, ist hier wie dort das Gleiche“, sagt er – die Arbeit, die Familie, die Liebe.
Was ihn der Abschied von Quedlinburg lehrte: Das Leben ist nicht zu Ende, nur weil es woanders fortgesetzt wird. „Es geht immer weiter“, sagt Wurlitzer – erneute Umzüge inklusive. 2015 ging er nach Mittweida. Das passte fachlich und geografisch, denn seine drei Kinder leben in Schwedt, Leipzig und Erlangen, sodass die Wege sich verkürzten.
Neustart mit kleinem Team am Ameos-Klinikum Halberstadt
Aus familiären Gründen entschloss er sich aber 2019 doch zur Rückkehr in den Harz und für den neuen Job am Ameos-Klinikum - mit einem kleinen Team, das er in den höchsten Tönen lobt, und einem jungen Oberarzt aus Jordanien, den er gern als seinen Nachfolger sähe. Denn dieser Neustart soll der letzte gewesen sein. (mz)