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Bergbau Am Museum Grube Glasebach wird ein Bohrwagen ausgestellt: Montanverein Ostharz richtet Fläche her

Von Uwe Kraus 28.09.2020, 11:56
Der Montanverein Ostharz gestaltet das Gelände der Grube Glasebach um. Steine werden von einer Fläche verrückt, auf der ein Bohrwagen stehen soll.
Der Montanverein Ostharz gestaltet das Gelände der Grube Glasebach um. Steine werden von einer Fläche verrückt, auf der ein Bohrwagen stehen soll. Kraus

Straßberg - „Wir wollen etwas für die Menschen nach uns bewahren. Die Handy-Tablet-Fraktion soll hier an der Grube Glasebach sehen können, unter welchen schwierigen Bedingungen Rohstoffe abgebaut wurden, aber zum Beispiel auch erfahren, wozu der abgebaute Flussspat genutzt wird.“

Torsten Honkisch weiß, wovon er redet. Der Bergbauingenieur hat hier im Revier gearbeitet, kennt den „Straßberg-Neudorfer Gangzug“ und arbeitet nach dem Aus in Straßberg weiter im Bergbau. Doch am Samstag baut er mit weiteren Mitgliedern des Montanvereins Ostharz in Straßberg direkt auf dem Grubengelände. „Er hat hier heute den Hut auf und dafür gesorgt, dass wir das nötige Material bekommen haben“, erzählt Vorsitzender Heiko Schütz.

„Basalt-Actien-Gesellschaft“ spendete 135 Tonnen Schotter

Mit 135 Tonnen Quarzporphyr-Schotter, den die „Basalt-Actien-Gesellschaft“ gespendet hat, richten die Vereinsmitglieder den Außenbereich der Grube am Glasebacher Weg in Straßberg her.

„Wir begradigen eine Fläche, mit neu verlegtem Geotextil wollen wir die Ausstellungsfläche möglichst von Unkraut frei halten und dann hier auf der mit Schotter versehenen Fläche einen gerade restaurierten schienengebundenen Bohrwagen präsentieren“, so Schütz.

Es sei didaktisch gut, wenn die noch vorhandene Bohr- und Ladetechnik nebeneinander für den Besucher zusammengeführt wird. „Das soll dann eine Anmutung wie in der Grube haben“, fügt Torsten Honkisch an. Der gelbe Bohrwagen stand in den 1960er und 1970er Jahren unter Tage noch auf den Schienen und versah zuverlässig sein Werk.

1956 starben sechs Bergleute nach einem Wassereinbruch in 140 Meter Tiefe

Honkisch schreibt dem Montanverein Ostharz eine große Bedeutung zu. „Der Bergbau gehört zur Dorf-DNA. Mehrere hundert Jahre fuhren die Bergleute hier ein. Es wurde Silber abgebaut und bis in die nahe Vergangenheit Flussspat.

Der Ort lebt mit dem Abbau und hat hier im Unterharz davon durchaus auch profitiert. Darum sind nicht nur ehemalige Bergleute im Verein Mitglied, sondern auch Einwohner aus Straßberg und Umgebung.“

Vereinsvorsitzender Heiko Schütz weist nachdenklich auf ein Paar, das unweit des Förderturmes in Stille verharrt und Blumen niederlegt. Siegfried Lorenz, der Jahrzehnte in den Schacht eingefahren ist, blickt auf das Datum.

„1956 war es genau wie heute der 26. September, als es auf der sechsten Sohle in 140 Meter Teufe, wie wir Bergleute sagen, zu einem Wassereinbruch kam.“ Sechs Kumpel verloren damals ihr Leben. Mit einer Tafel erinnert der Montanverein an sie.

Die Vereinsmitglieder, rund 40 sind es heute noch, haben das Museum dort errichtet, wo 1689 die Grube in Straßberg erstmals unter dem Namen Seidenglanz erwähnt wurde. Seit 291 Jahren trägt sie nun den Namen Glasebach.

Heute hält die Arbeitsförderungsgesellschaft Harz mbH (AFG) Blankenburg als Museumsbetreiber hier das Zepter in der Hand. „Ich denke, wir wirken gut zusammen“, sagt Schütz. „Als Verein möchten wir etwas für die Weiterentwicklung hier oben tun. Darum packen wir wie heute auch mit an und stehen mit unserem Fachwissen zur Verfügung.“

Der Verein sieht großes Potenzial im Bergbaumuseum

Für Freunde der Bergwerksgeschichte und Harz-Besucher gilt das Bergbaumuseum Grube Glasebach aber als noch zu wenig populär. Die übertägige Radstube mit dem rekonstruierten Holzwasserrad, Originalteile der „Straßberger Schwingkunst“, eine Lampenstube, wunderschöne Modelle aus Holz und das Werkzeug zur kompletten Markscheide-Vermessung sowie die Sauerstoffselbstretter ziehen selbst Bergbau-Touristen aus dem europäischen Ausland in den Unterharz.

Torsten Honkisch sieht „hier noch viel Potenzial“. Und packt genau darum an diesem Samstag zu, wenn riesige Steinbrocken per Kran auf den Ausstellungsflächen verrückt werden müssen, Vlies verlegt wird und Schotter geräuschvoll aus den Schubkarren auf das Areal für die Bohrtechnik gleitet. (mz)