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Café eröffnet bald Am dritten Hammer Mägdesprung Selketal eröffnet bald Café Carl: Edith und Detlef Behrens Braunschweig sanierten Wohnhaus für Hüttenarbeiter

Von Susanne Thon 29.01.2020, 08:56
Edith und Detlef Behrens aus Braunschweig eröffnen ihr Café Carl im März. 22 Gäste finden hier Platz. Auch im Freien wird es Sitzplätze geben.
Edith und Detlef Behrens aus Braunschweig eröffnen ihr Café Carl im März. 22 Gäste finden hier Platz. Auch im Freien wird es Sitzplätze geben. D. Leppin

Mägdesprung - Beinahe wären sie in einem alten Schloss kurz vor der Ostsee gelandet. Dann kamen sie aufs Selketal, ins Selketal, und „als wir das Haus gesehen haben, hat’s Peng gemacht“, sagt Detlef Behrens. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Seit 2013 gehört das Gebäude mit den dicken Wänden aus dem Plattenschiefer der Tanner Grauwacke ihm und seiner Frau Edith. Der Baustoff wurde über Jahrhunderte in einem Steinbruch hinter der Mägdesprunger Kirche gebrochen.

Seitdem sie das Haus haben, pendeln die Behrens zwischen Braunschweig, ihrem Wohn- und Arbeitsort, und Mägdesprung, um ihren Sanierungstraum im III. Hammer, einem der vier ehemaligen Hammerwerke des Hüttenwerks Mägdesprung, zu verwirklichen. Für Behrens ist der III. der schönste Hammer.

Ihr Konzept sieht neben der Wohnvermietung auch den Gästebetrieb vor. Acht Wohnungen gibt es in dem einstigen Wohnhaus für die Hüttenarbeiter, teils vermietet, teils Ferienwohnung, eine ist zurzeit Baustelle. „Es war nie das Ziel, ein Objekt nur mit Ferienwohnungen zu schaffen. Ein Haus muss leben“, sagt Behrens. Jetzt ist ein entscheidender Punkt erreicht: Das Café soll im März öffnen.

Acht Wohnungen gibt es in dem einstigen Wohnhaus für die Hüttenarbeiter

Entstanden ist das kleine, gemütliche Café Carl in einer der Wohnungen. 22 Plätze bietet es. Auch im Freien, im Hof und auf der Terrasse, werden die Gäste, wenn es draußen wieder wärmer ist, sitzen können. Und in der kalten Jahreszeit können Wanderer nach einer anstrengenden Tour sogar in einem der Ohrensessel Platz nehmen, die Füße hochlegen und sich am Ofen aufwärmen.

Viel Liebe zum Detail haben Edith und Detlef Behrens hier walten lassen. Augen- und Gaumenschmaus solle es sein, sagen sie. Die Kaffeekultur wollen die beiden beleben, neben Cappuccino und Espresso auch frisch gebrühten Kaffee aus der Druckkanne anbieten und Kuchen nach Hausfrauenart. Was nicht heißt, dass nicht jeder auch „seine Stulle mitbringen darf. Wer Lust auf Kuchen hat, wird ihn ja trotzdem essen“, sagt Behrens.

Die Preise wolle man so gestalten, „dass es auch Familien Spaß macht, herzukommen“. Auf den Punkt gebracht: „Wir wollen machen, was uns selbst gefällt.“ Das Café Carl wird freitags bis montags von 12.30 bis 18 Uhr geöffnet haben.

Edith und Detlef Behrens versprechen Familien-freundliche Preise

Auch wenn man es annehmen könnte, weil Behrens, tätig im Bereich der Software- und Konstruktionsdienstleistungen, selbst Ingenieur ist: Der Name des Cafés geht nicht etwa auf den Hüttenmeister Carl Andreas Bischof zurück, der einer der Mitbegründer des Vereins Deutscher Ingenieure war. Wie auch beim Carlswerk steht Alexander Carl, der letzte regierende Herzog von Anhalt-Bernburg, Pate.

Ein Spaziergang war und ist die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Hauses nicht. Rund 300.000 Euro verbaute die Familie nach eigenen Angaben bereits. „Wir wollen eigentlich schon seit drei Jahren fertig sein“, sagt der Bauherr.

Er ging das Vorhaben nicht blauäugig an, hätte auf die eine oder andere Überraschung allerdings gut und gern verzichten können. So war eine der Wohnungen vom Hausschwamm befallen. Sie musste von Grund auf wieder hergerichtet, sämtliche organische Materialien entfernt werden.

Mit alten Klinkern wurde das Dach saniert, eine Dachrinne angebaut. Die gab es nicht mehr, weshalb Wasser auch ungehindert eindringen konnte. Die Toiletten auf dem Hof verschwanden, Bäder entstanden, eine Biokläranlage nahmen die Bauherren in Betrieb.

Sie ließen die Fenster nach historischem Vorbild erneuern, Türen aufarbeiten und, wenn es nicht mehr anders ging, originalgetreu nachbauen. Sie brachten alte Holzböden wieder ans Tageslicht - „nach der siebenten Teppichschicht kam das zum Vorschein“, sagt Edith Behrens und deutet auf den Fußboden - und verlegten dicke Dielen. Wände, Decken, Treppen - überall musste Hand angelegt werden.

„Das sind Hobby und Liebe“, sagt Detlef Behrens über die Sanierung des Hauses

Vieles, sagt Detlef Behrens, sei in Eigenleistung erledigt worden. In welchem Zustand sich das Haus befand, wird noch beim Blick in die Räume deutlich, in denen sich künftig das Büro der Braunschweiger befinden wird. Das hier habe nicht mit Gewinn zu tun, sagt Behrens, „das sind Hobby und Liebe“, ein Ausgleich zum Job.

„Es ist ein Segen für Mägdesprung, dass dieses imposante Haus übernommen wurde und damit sachkundig denkmalgerecht erhalten wird“, sagt Wolfdieter Ludwig vom Eisenhüttenverein Mägdesprung „Carl Bischof“, wissend, dass die Auflagen des Denkmalschutzes nicht immer einfach zu erfüllen sind. Detlef und Edith Behrens sind inzwischen ebenfalls Vereinsmitglieder, er seit kurzem sogar stellvertretender Vorsitzender.

Wer weiß mehr über die Geschichte des dritten Hammerwerkes in Mägdesprung?

Für die Geschichte der Hütte - und die des III. Hammers - interessiert er sich, gern würde er noch mehr erfahren. Wann sein Haus gebaut wurde, lässt sich nicht eindeutig sagen. „Es gibt keine Aufzeichnungen“, sagt Behrens. Es muss zwischen 1827 und 1850 gewesen sein.

Fest steht, dass das zweite Gebäude im III. Hammer, ein baugleiches, später errichtet wurde, 1870. Wer Erinnerungen hat, alte Bilder, frühere Bewohner kennt oder vielleicht selbst mal da gewohnt hat - gern würde er mit den Menschen in Kontakt treten.

Und noch mehr interessiert ihn: etwa, was das für ein Fundament es ist, das er auf einem Hügel - zum Haus gehören an die 12.000 Quadratmeter Land - freigelegt hat, ob hier wirklich mal ein Glockenstuhl stand. Angefunden hat sich während der Arbeiten am Haus und im Gelände noch viel mehr: der Rahmen eines „Prinzessinnenspiegels“ - ein Kunstguss -, ein Hufeisen, ein Bügeleisen, Schlackestücke ... Im Café ist alles ausgestellt.

Wer etwas weiß, Bildmaterial hat und mit Edith und Detlef Behrens in Kontakt treten möchte, kann per E-Mail an [email protected] wenden. (mz)