Stundenlang im Sattel 275 Kilometer von Blankenburg nach Blankenburg
Warum 18 Radler an nur einem Tag den gesamten Harz umrundet haben.
Blankenburg/MZ - Am Morgen regnet es, als sich in Blankenburg der Peloton in Bewegung setzt, nach 275 Kilometer strahlt am Abend in der Blütenstadt die Sonne. 18 Radler umrundeten an einem Tag den gesamten Harz. „Kein sportlicher Wettkampf, sondern das Projekt ambitionierter Hobbyfahrer“, erzählt der Blankenburger Torsten Jahns, dem gemeinsam mit dem Halberstädter Alexander Genschmar die Vorbereitung oblag. „Zwei, drei von uns sind die Strecke schon mal allein gefahren, wir suchten noch ein paar Interessenten, plötzlich waren wir 18. Darunter zwei Frauen aus Stuttgart und Hamburg.“ Eine von ihnen steckt derzeit voll in den Vorbereitungen auf den „Ironman Hawaii“
Keine Drängelei, keine Positionskämpfe und keine Verletzungen
Für den 39-jährigen Jahns und Genschmar keineswegs eine „Freundesrunde“. „Man kennt sich flüchtig aus den sozialen Netzwerken oder bisher gar nicht. Aber dazu ist ja Sport auch da: zum Sich-Kennenlernen. Acht, neun Stunden auf dem Rad, da tauscht man sich schon aus.“ Es gab Teilnehmer, die lassen es mit 2.000 Kilometer im Jahr vergleichsweise moderat angehen, andere haben 25.000 auf dem Tacho, das schaffen die meisten Autos nicht.
Torsten Jahns weiß, solche Marathons wie die Harzumrundung gewinnen an Popularität. „Es gibt Touren von der West- an die Ostküste der USA oder die Alpenüberquerung.“ Ihn begeistert der Kurs von Blankenburg, an Quedlinburg vorbei nach Ballenstedt, dann über Mansfeld, Sangerhausen, Nordhausen in den Westharz und über Osterode, Seesen, Vienenburg und Ilsenburg zurück nach Wernigerode und Blankenburg.
Ihm geht es darum, in der Gemeinschaft unterwegs zu sein, miteinander statt gegeneinander. „Dadurch gibt es keine Drängelei, keine Positionskämpfe und so keine Verletzungen. Aber nach 275 Kilometern hatten manche noch die Kraft für einen kleinen Zielsprint“, beobachtete Jahns, der dieses Mal das Begleitfahrzeug fuhr, während Mitorganisator Genschmar die Runde vorher akribisch gecheckt hatte, um die Pausenpunkte exakt zu definieren, um nicht überrascht zu werden. Schließlich sollte es „entspannte Verpflegungspausen geben“.
„Auch wenn wir drumherum fuhren, es summierte sich auf 2000 Höhenmeter“
Die privat organisierte Tour, für die keine Straßensperrungen nötig waren und die aus Sicherheitsgründen vorwiegend auf Nebenstraßen verlegt war, stellt Torsten Jahns nicht etwa auf einer großen Harz-Landkarte vor. „Unterdessen zieht jeder seine Strecke auf den Fahrradcomputer, der fast alles auswerten kann.“ Nicht immer froh waren die Radsportler über die Straßenqualität, freuten sich aber auch über bestens präparierte Radwege zwischen Sangerhausen und Nordhausen.
Viele der Teilnehmer der Harzumrundung gestehen, es war bisher die längste Radrunde, die sie je an einem Tag gedreht haben. Schnell teilte sich die Gruppe, schließlich reichte das Altersspektrum der bunt gemischten Truppe von 16 bis 59 Jahren. „Aber man traf sich immer wieder.“ Als „keineswegs tellerflach“ charakterisieren die Organisatoren die Strecke. „Auch wenn wir drumherum fuhren, es summierte sich auf 2000 Höhenmeter.“ Geblitzt wurde dabei niemand, auch wenn der Schnellste nach achteinhalb reinen Stunden im Sattel mit Durchschnittstempo 32,6 Kilometer pro Stunde unterwegs war.