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Bildung  Sekundarschule Muldenstein will Gemeinschaftsschule werden

Von Katrin Noack 16.04.2016, 15:05
Die Sekundarschule in Muldenstein - hier die Klasse 8a beim MZ-Medienprojekt - will Gemeinschaftsschule werden.
Die Sekundarschule in Muldenstein - hier die Klasse 8a beim MZ-Medienprojekt - will Gemeinschaftsschule werden. Archiv/Ruttke, Rebsch

Köthen/Muldenstein - Die Sekundarschule in Muldenstein in der Gemeinde Muldestausee möchte Gemeinschaftsschule werden und hat dies beim Landesschulamt beantragt. Kommendes Schuljahr soll es losgehen. Wie seit diesem Schuljahr in Gröbzig, sollen Schüler ab der 5. Klasse bis zur 10. Klasse lernen, ohne die Trennung in Gymnasium oder Sekundarschule. Doch der Kreistag Anhalt-Bitterfeld muss zustimmen.

Das ist nicht sicher. Um die Schüler an der Gemeinschaftsschule auf das Abitur vorzubereiten, braucht Muldenstein ein Gymnasium als Kooperationspartner. Schulleiter Detlef Schreiber hatte darum im benachbarten Bitterfeld-Wolfen beim Heinrich-Heine-Gymnasium Wolfen und beim Walther-Rathenau-Gymnasium Bitterfeld angefragt. Doch die Vertreter beider Schulen lehnten ab.

Schneider fragte dann beim Fachgymnasium des Anhaltischen Berufsschulzentrums „Hugo Junkers“ in Dessau-Roßlau. Dort wäre eine Kooperation möglich. Der Haken: Das Fachgymnasium liegt außerhalb des Landkreises und etwa 27 Kilometer entfernt von Muldenstein. Für Anhalt-Bitterfeld könnte diese Gemeinschaftsschule teuer werden. Fahrtkosten, Gastschulgeld und sogar Unterbringungskosten könnten anfallen. Zündstoff für Diskussion.

Die Sekundarschule Muldenstein muss als Gemeinschaftsschule einige Bedingungen erfüllen. Das pädagogische und organisatorische Konzept muss stimmen. Die Schule braucht als Kooperationspartner ein Gymnasium, mit dem sich die Schule über Inhalte austauschen kann. Diese Lösung gibt es, weil Muldenstein mit 234 Schülern zu klein ist, um eine eigene gymnasiale Oberstufe einzurichten.

Ziel der Schulform ist es, Schüler länger im Klassenverbund lernen zu lassen. Sie sollen nicht schon nach der 4. Klasse ihren Fähigkeiten nach auf das Gymnasium gehen oder in die Sekundarschule. Es gilt die Annahme, dass sich Schüler unterschiedlich entwickeln und manche erst später soweit sind und dann doch auf das Gymnasium gehen können. Die Schüler werden dann auf die Anforderungen vorbereitet.

Im Bildungsausschuss enthielten sich die Mitglieder mehrheitlich der Stimme. Im jüngsten Kreis- und Finanzausschuss waren die Vertreter der Linken, SPD und Freien Wähler für die Gemeinschaftsschule, FDP und CDU dagegen. Zunächst erklärte Sabine Engst, Dezernentin auch für den Bereich Bildung beim Landkreis, warum die Gymnasien in Bitterfeld-Wolfen ablehnten: „Beide Schulleiter haben darauf hingewiesen, dass Personal fehlt“. Das wurde im Ausschuss bezweifelt.

Kathrin Hinze (Linke) sagte: „Wir haben uns gewundert, dass die Schulen keine Kooperation eingehen“. Der Landkreis habe die Schule in Muldenstein für Millionen von Euro umgebaut. Da sei es gut, wenn die Schüler bis zum Ende der 10. Klasse in einer Schule bleiben könnten.

Landkreis müsste zahlen

„Das hängt nicht an den Lehrern“, betonte sie. Andreas Dittmann (SPD) wurde deutlicher: Er habe den Eindruck, die Bitterfelder haben Angst, Schüler nicht zu bekommen. „Damit treiben wir die Schüler nach Dessau“, mahnte er. Ralf Sonnenberger lobte das Konzept der Gemeinschaftsschule: „Sie berücksichtigt die unterschiedliche Entwicklung der Schüler“.

Für die CDU waren die Kosten ein entscheidendes Gegenargument. „Wenn die Gemeinschaftsschule mehr kostet, kann ich das nicht befürworten“, sagte Bernhard Northoff. Ein berechtigter Einwand. Nach dem Landesschulgesetz muss der Landkreis für seine Schüler Gastschulgeld zahlen, wenn sie außerhalb unterrichtet werden.

Die Kooperation mit der Dessauer Schule macht es wahrscheinlich, dass Schüler aus Muldestausee dort Abitur machen wollen. Dann müsste der Landkreis zahlen, pro Schüler und Jahr etwa 767 Euro. Hinzu kämen wenigstens die Kosten für die Schülerbeförderung, die schnell in den fünfstelligen Bereich gehen könnte, wie in der Beschlussvorlage zu lesen ist.

Die sechs Mitglieder des Kreis- und Finanzausschusses einigten sich nicht, stimmten aber mehrheitlich für die Umwandlung der Schule in Muldenstein. Nun liegt es am Kreistag.

Individuelle Lernzeiten

Der entschied damals auch mehrheitlich für die Gemeinschaftsschule Gröbzig. Dort läuft das erste Schuljahr mit der neuen Schulform, Schüler der Klasse 5 und als Probelauf der Klasse 6 werden so unterrichtet, wie Schulleiterin Christine Makerlik auf MZ-Nachfrage schildert. So haben die Schüler individuelle Lernzeiten, in denen sie nach unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad Aufgaben lösen. Zudem gibt es Lerngruppen mit unterschiedlichen Niveaus.

Für ein bis zwei Schüler komme ein Wechsel auf das Köthener Ludwigsgymnasium in Frage, mit dem die Gemeinschaftsschule kooperiert. Bei ihnen schauen die Lehrer, dass die Schüler die schwierigen Aufgaben lösen, so Makerlik. Damit die Schüler in Gröbzig gut vorbereitet werden, tauschen sich auch die Lehrer beider Schulen regelmäßig über die Lehrinhalte aus. In Gröbzig scheint die neue Schulform zu funktionieren. Allerdings: Hier werden die Schüler auch für das Abitur im Landkreis bleiben. (mz)