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Schloss Burgkemnitz Schloss Burgkemnitz: 57 Millionen Euro für eine historische Sanierung zur Bildungsakademie

Von Detmar Oppenkowski 29.08.2016, 11:29
Aus der Vogelperspektive erhält man einen Eindruck von der Größe des Schlosses.
Aus der Vogelperspektive erhält man einen Eindruck von der Größe des Schlosses. André Kehrer

Burgkemnitz - Bodo Reinhardt verfolgt aufmerksam das Treiben rund um das Burgkemnitzer Schloss. „Jahrelang wurde händeringend nach einem Investor für das historische Ensemble gesucht“, sagt der Hobby-Ortschronist, der die lange und wechselvolle Geschichte des Hauses aus dem Effeff kennt.

„Nachdem viele Jahre nichts passiert ist, sind viele Menschen hier froh, dass der Dornröschenschlaf des Schlosses nun beendet ist.“

Neue Verwendung: Bildungsakademie für Führungskräfte

Wachgeküsst hat es - wenn man so will - ein Prinzenpaar aus Leipzig. Bereits im vergangenen Jahr haben es die beiden Privatinvestoren, die derzeit noch nicht namentlich genannt werden wollen, vom Landkreis erworben, um den Gebäudekomplex in eine Bildungsakademie für Führungskräfte samt Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie umzubauen.

„Wir haben im Frühjahr zunächst mit der Entrümpelung des Gebäudes begonnen. Danach erfolgte der Rückbau von Elementen, die zu DDR-Zeiten hinzugefügt wurden und nicht zur ursprünglichen Bausubstanz gehören, sowie die Trockenlegung“, sagt der neue Schlossherr über bereits erfolgte Arbeiten, die er selbst gestemmt habe.

Bevor allerdings mit der Sanierung und Restaurierung begonnen werden kann, müsse man auf den Rücklauf von Bau- und Fördermittelanträgen warten. „Wir denken aber, dass das in den nächsten Monaten passiert, so dass wir nach jetzigem Stand voraussichtlich im November richtig loslegen können.“ Innerhalb von drei Jahren sollen die drei Schlossflügel für knapp 5,7 Millionen Euro saniert werden.

So originalgetreu wie möglich sanieren

„Wir wollen alles so originalgetreu wie möglich wiederherstellen.“ Daher halte man nicht nur engen Kontakt zu den für die Pflege und Instandhaltung von historischen Denkmälern verantwortlichen Behörden und Experten, sondern recherchiere auch sehr viel selbst.

„So ist ein Kontakt zur Familie von Bodenhausen, also den ursprünglichen Eigentümern, zustande gekommen.“ Von ihnen habe man Auszüge eines Originaltagebuchs bekommen. „Darin kann man nachlesen, was damals bei der Errichtung und dem Ausbau des Schlosses gemacht wurde. Man kann in diesen Unterlagen auch die Detailverliebtheit in vielen Bereichen sehen“, sagt der Schlossherr und führt vom Foyer mit den charakteristischen vier Säulen zunächst in den Salon und dann in die Speise- und Jagdzimmer.

Mit Hilfe von historischen Dokumenten

Um zu erahnen, wie es dort früher mal aussah, hat das Leipziger Paar viele Postkarten, Bilder und Zeichnungen zusammengetragen. Auf ihnen sind Anhaltspunkte zu finden, die Aufschluss darüber geben, wie Stuckdecken und Holzvertäfelungen aussahen oder welche Möbel und anderes Interieur in den Räumen standen.

„Davon wollen wir vieles wieder zurückholen.“ Dabei habe man bereits Unterstützung aus dem Dorf erfahren. „Neben einem Originalsiegel und einer Ritterschlagsurkunde haben wir auch Tore und Fenstergitter bekommen.“

Auch Unterlagen aus der Zeit, als das Haus als SED-Parteischule genutzt wurde, habe man gefunden. Daher sei es vorstellbar, dass man mit all dem Material auch ein eigenes Museum einrichtet, um die lange und wechselvolle Geschichte des Schlosses zu dokumentieren. (mz)

Neben dem Untergeschoss mit dem Foyer konnten auch die früheren Speise- und Jagdzimmer angeschaut werden.
Neben dem Untergeschoss mit dem Foyer konnten auch die früheren Speise- und Jagdzimmer angeschaut werden.
André Kehrer
Zum ersten Schlossfest in Burgkemnitz kamen am Sonnabend zahlreiche Einwohner des Ortes, um sich innen wie außen selbst ein Bild vom Baufortschritt zu machen.
Zum ersten Schlossfest in Burgkemnitz kamen am Sonnabend zahlreiche Einwohner des Ortes, um sich innen wie außen selbst ein Bild vom Baufortschritt zu machen.
André Kehrer