Flitterwochen an der Adria Olympia nur noch am Fernseher: Christian Gille holte Olympia-Glanz nach Jeßnitz
Jeßnitz/Korcula - Fernseher und Internet sind ein Muss in diesem Urlaub des Ex-Kanuten Christian Gille: „Ich habe großen Wert darauf gelegt, dass das vorhanden ist“, stellt der 40-Jährige mit Jeßnitzer Wurzeln klar.
Seinen Laptop hat er ebenfalls mit auf die kroatische Insel Korcula gebracht. Denn der Wahl-Leipziger möchte in seinen Flitterwochen an der Adria unbedingt die Olympischen Spiele in Rio verfolgen. Wie schlägt sich die aktuelle Generation der deutschen Kanuten?
Zweimal olympisches Gold
2004 holte Gille in Athen im Zweier-Canadier Olympisches Gold, 2008 kamen in Peking noch einmal Silber und Bronze hinzu. Ganz Jeßnitz stand Kopf. Seit seinem Karriereende 2009 hat der frühere Spitzensportler längst umgesattelt und ist Berufsfeuerwehrmann geworden.
Heute kann der Wahl-Leipziger deshalb ohne Druck seinen Ex-Kollegen auf dem Wasser zusehen – was ihm viel Freude bereitet: „Ich habe drei Mal die Olympischen Spiele mitgemacht, es ist heute absolut entspannend, die Beine hochzulegen und die Wettkämpfe zu genießen.“
Dennoch brennt Gille weiterhin für den Sport und für Olympia. Die Kanurennen stehen dabei ganz oben auf seiner Liste. Die am Montag beginnenden Entscheidungen wird er um jeden Preis verfolgen. „Da ist auch die Uhrzeit egal, da ich im Urlaub bin“, meint er.
Ein Gefühl, das nur wenige kennen
Seine Favoriten hat Gille auch schon: Tina Dietze und Franziska Weber im Zweier sowie Sebastian Brendel im Einer. Gille weiß, was es bedeutet, bei den Spielen als Erster über die Ziellinie zu fahren. Ein Gefühl, das nur wenige Menschen auf der Welt mit ihm teilen können.
Ein langer harter Weg: „Du musst immer am Ball bleiben“, weiß der Feuerwehrmann und setzt fort: „Man muss Nervenstärke beweisen. Und wenn man mal eine Niederlage erleidet, muss man immer wieder an sich glauben und sich das Ziel Olympia setzen.“
Denn es sei die größte Ehre für einen Sportler, bei den Wettkämpfen dabei sein zu können. „Und wenn man die Olympischen Spiele dann noch mit einer Medaille um den Hals krönt, weiß man, dass sich die ganzen vielen Jahre Training gelohnt haben.“
Schöne Momente im Trainingslager
Dabei entstehen über die Jahre auch Freundschaften. So kennt der Ex-Kanute Gille die Gold-Hoffnung Sebastian Brendel noch aus gemeinsamen Zeiten auf dem Wasser. „Mit ihm habe ich in den Trainingslagern viele schöne Momente erlebt“, sagt Gille über seinen Kumpel Brendel.
Zum Beispiel in Kalifornien in Newport Beach bei einem Trainingslager: „Da sind wir einmal spontan nach Las Vegas rübergeflogen und haben die ganze Nacht im Casino gezockt.“ 200 Dollar hatten sie jeweils gesetzt und verloren, blickt Gille mit Freude zurück.
„Aber das war es wert, wir hatten Spaß.“ Heute trennen die beiden rund zehntausend Kilometer und der Beruf.
Paddeln in der ,Dachrinne’
Dem Sport hat Gille aber noch nicht abgeschworen. Er mache zwei bis drei Mal die Woche im Wechsel Ausdauer- und Kraftübungen. Paddeln gehe er hingegen kaum noch. Höchstens ein bis zwei Mal im Jahr, für Freunde.
„Wenn sie mal sehen wollen, wie man in der ,Dachrinne’ knien und locker wegpaddeln kann.“ Einige seiner Freunde hätten sich daraufhin schon selbst ausprobiert. „Leider dauerte es nur wenige Sekunden, bis sie baden gingen.“
Bislang fehlte die Zeit für Flitterwochen
Gille legt heute auf andere Dinge wert, als über das Wasser zu paddeln. Vor rund einem Jahr hat er seine Partnerin geheiratet. „Gefeiert wurde natürlich im Bootshaus im Klingerweg in Leipzig – meinem zweiten Zuhause“, sagt der 40-Jährige. Bislang fehlte noch die Zeit für die Flitterwochen, die nun mit einem Jahr Verspätung begonnen haben.
Sein anderes zu Hause hat Gille aber auch nicht vergessen: Etwa einmal im Monat besucht er seine Großmutter in Jeßnitz. „Und jedes Mal, wenn ich bei ihr bin, haben wir das Thema Kanu und analysieren heute noch zusammen die Rennen.“
Denn vor allem durch seine Großeltern sei Gille zum Kanu gekommen und habe dabei viel Unterstützung von ihnen bekommen. (mz)