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Moderne Landwirtschaft in Quellendorf Kuhstall in Quellendorf: Landwirte GbR baut modernes Zuhause

Von Helmut Dawal 05.05.2016, 12:31
Geschäftsführer Klaus Schönfeldt in dem noch leeren Stall.  Zu Beginn der nächsten Woche werden die ersten Kühe in ihr neues Domizil gebracht.
Geschäftsführer Klaus Schönfeldt in dem noch leeren Stall.  Zu Beginn der nächsten Woche werden die ersten Kühe in ihr neues Domizil gebracht. Heiko Rebsch

Quellendorf - „Der Stall ist gebaut worden, um den Kühen einen möglichst hohen Komfort zu bieten.“ So formuliert es Klaus Schönfeldt, Geschäftsführer der Quellendorfer Landwirte GbR. In den Neubau an der Quellendorfer Molkereistraße, der Platz für 320 Milchkühe bietet, seien neueste Erkenntnisse der Tierhaltung geflossen, „gepaart mit unseren langjährigen Erfahrungen“, wie Schönfeldt betont.

Das Raumklima ist ein wichtiger Faktor für das Tierwohl. „Die Kühe müssen ausreichend Luft haben“, erklärte Schönfeldt. Deshalb sei der Stall in West-Ost-Richtung gebaut worden. In der Hauptsache wehe der Wind aus Richtung Westen und ziehe durch den Stall. Ein System aus Folienjalousien an den Seiten des Stalles, die sich auf und ab bewegen, werde durch Regen-, Wind- und Temperatursensoren geregelt und sorge für ein optimales Raumklima.

Hochliegeboxen und Kuhmatratzen

Außerdem wurde der Neubau mit einem speziell isolierten Dach ausgestattet. Zusätzlich wurde noch ein sogenanntes Jet-Dach draufgesetzt, so dass auch im Sommer genügend frische Luft in den Stall gelangen und die warme Luft von den Kühen nach oben entweichen kann. Im Winter könne der Stall geschlossen und mit der Körpertemperatur der Tiere aufgewärmt werden. „15 Grad, so wie jetzt gerade, das ist die Wohlfühltemperatur bei den Kühen“, erläuterte der Geschäftsführer.

Ein weiterer Aspekt ist der Liegekomfort. Eingebaut wurden Hochliegeboxen mit Kuhmatratzen. Die Matratzen bestehen oben und unten aus Gummi, dazwischen wurde Schaumstoff eingearbeitet. Oben drauf kommt Strohmehl. „Die Kühe haben eine trockene und weiche Liegefläche.“

Zum anschaulichen Beweis lässt sich Schönfeldt an einem Liegeplatz auf die Knie fallen. „Es schmerzt nicht“, versicherte der Landwirt. Auch die 600 bis 800 Kilo schweren Kühe sollen keine Schmerzen haben, wenn sie sich hinlegen. Eine optimale Liegezeit trage zur Milchleistung bei. „Wenn die Kühe liegen, kauen sie wieder und produzieren Milch.“

Massage für die Kühe

Laufkomfort ist das nächste Stichwort. Auf dem Weg von ihren Plätzen zum Melkkarussell haben die Kühe breite und trittsichere Gänge. Nicht zuletzt spricht Schönfeldt von Fressplatzkomfort. „Auf der einen Seite hat jede liegende Kuh ihren eigenen Fressplatz. Auf der anderen Seite müssen sich 1,3 Tiere einen Fressplatz teilen“, informierte er. Diese Unterteilung in zwei Gruppen hänge mit der Laktationskurve der Kuh zusammen.

Noch andere Raffinessen sind in dem neuen Stall zu finden. Beispielsweise eine Futtertischbrücke. Diese Brücke schützt vor Verunreinigung des Futters, das auf dem Futtertisch verteilt werden muss.

Außerdem stechen in dem neuen Stall vier knallgelbe Bürsten ins Auge, die auf den ersten Blick wie Reinigungsbürsten aus der Autowaschanlage aussehen. Tatsächlich können sich die Kühe hier ihren Rücken massieren lassen - noch ein Komfortmerkmal.

Gegen den Trend investieren

So viel Tierwohl hat natürlich seinen Preis. Der neue Stall hat laut Klaus Schönfeldt 1,45 Millionen Euro gekostet. „Wir haben für jeden Kuhplatz rund 4.500 Euro investiert.“ Außerdem seien eine neue Mistplatte und der Verbindungsgang zur Altanlage gebaut, die Außenanlage befestigt und das Gelände eingezäunt worden.

Unterm Strich hat der Landwirtschaftsbetrieb rund zwei Millionen Euro ausgegeben, finanziert durch die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld. Und all das in einer Zeit, in der die Bauern über niedrige Milchpreise klagen.

Klaus Schönfeldt bestätigt, dass gegenwärtig kein Geld mit der Milchproduktion zu verdienen ist „Der Milchpreis ist auf einem historisch lang anhaltendem Tief. So lang hatten wir es in den vergangenen 25 Jahren noch nie gehabt. Da wirkt das schon etwas komisch, wenn man gerade in dieser Zeit investiert“, räumte er ein.

Standort Zehbitz vorerst geschlossen

Doch das Investitionsvorhaben sei schon vor zwei Jahren geplant gewesen. „Und wir waren uns klar darüber, dass wir in unserem Unternehmen weiterhin Milchproduktion machen wollen“, schilderte der Geschäftsführer. Er setzt auf die Gesetze der Marktwirtschaft. „Jetzt geht es darum, wer am längsten durchhält. Und je niedriger der Preis wird, umso mehr werden aufgeben.“

Die Zahl der gehaltenen Kühe erhöht sich durch den Neubau nicht. Derzeit stehen in einem Stall in Zehbitz Jungrinder, die in nächster Zeit in Quellendorf untergebracht werden. In der Molkereistraße sind dann alle 1.450 Tiere des Unternehmens an einem Platz konzentriert. „Der Standort Zehbitz wird vorerst geschlossen“, so Geschäftsführer Klaus Schönfeldt. (mz)