1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. Kanusport: Kanusport: Eroberung der Elbe

Kanusport Kanusport: Eroberung der Elbe

Von Rainer Schultz 10.03.2015, 14:34
Ingeborg Barth war mit ihren 76 Jahren die älteste Teilnehmerin, die an der diesjährigen Mittelelbefahrt mitmachte. Am Samstag legten die Kanuten einen Zwischenstopp in Wittenberg ein.
Ingeborg Barth war mit ihren 76 Jahren die älteste Teilnehmerin, die an der diesjährigen Mittelelbefahrt mitmachte. Am Samstag legten die Kanuten einen Zwischenstopp in Wittenberg ein. r. schultz Lizenz

Wittenberg/Köthen - Die Märzsonne hat sich am Wochenende bereits mit ihren wärmenden Strahlen durchgesetzt. Nahezu 60 Boote säumen den Uferbereich am Fährhaus des kleinen Elbstädtchens Pretzsch. An einem Feuer wärmen sich die Teilnehmer der 32. Mittelelbefahrt noch mal, bevor die Boote ins Wasser gelassen werden. Das Ziel heißt nach 28 Kilometern Wittenberg - und ein Köthener ist bereits zum 32. Mal dabei.

Familiär, ja freundschaftlich geht es unter den Kanuten zu. Viele sind „Wiederholungstäter“. „Du bist ja auch wieder mit dabei, Dieter“, begrüßt der Köthener Uwe Laqua (71 Jahre alt), mit 32 Teilnahmen an dieser Tour der Rekordhalter, seinen Freund Dieter Stempel (62) aus Wittenberg, der nunmehr seit 55 Jahren im Boot sitzt. Im Gespräch erfährt man so einiges von abenteuerlichen Flussfahrten. Da schwelgt der 77-jährige Manfred Renger vom Sportclub Berlin-Grünau gern in Erinnerung, als er von seiner großen Tour 2009 berichtet, die von der Donauquelle bis zur Mündung führte. Halb Europa, darunter Frankreich, Polen, Italien, Ungarn und Belgien waren seine Reiseziele. Seit 1957 betreibt er diesen Sport. Diesmal fährt Renger im Zweier mit der vitalen Ingeborg Barth (76) aus Sömmerda, einer ehemaligen DDR-Meisterin im Wildwasserkanu.

Zedernholz-Kajak und "Quotenwessi"

Aufmerksamkeit erregt unterdessen ein ganz besonderes Boot. Es handelt sich um ein 5,80 Meter langes Kajak aus Zedernholz Marke Eigenbau. Der gelernte Zimmermann Henning Mewald (47) aus Osterwieck investierte für dieses Unikat über 300 Arbeitsstunden und freut sich auf die heutige Tour. „Ich bin übrigens der „Quotenwessi“, stellt sich Gerd Bode (60) aus Göttingen mit einem Lächeln im Gesicht vor. Der neben ihm stehende Thomas Wricke (48) aus Coswig quittiert diese Bemerkung ebenfalls mit einem Lächeln. Frank Giesecke von der gastgebenden WSG hält das Ganze als Fotochronist im Bild fest.

Die Mittelelbefahrt ist eine Zweietappenfahrt für Kanuten und führt von Pretzsch über Wittenberg bis Dessau-Roßlau. Organisiert wird die Tour von der Wassersportgemeinschaft Wittenberg. Die 1. Etappe endet nach 28 Kilometern in Wittenberg. Die Schlussetappe endete nach 46 Kilometern in Dessau-Roßlau.

Die 32. Auflage verzeichnete 85 Teilnehmer aus 13 Bundesländern, darunter 32 Frauen. Die Strömungsgeschwindigkeit der Elbe betrug 4,8 Kilometer pro Stunde. Ältester Teilnehmer war Manfred Renger (77) aus Berlin, älteste Teilnehmerin die ehemalige DDR-Meisterin im Kanuslalom Ingeborg Barth (76) aus Sömmerda.

Jonas aus Jessen war mit zwölf Jahren jüngster Kanute. Das Durchschnittsalter aller Teilnehmer lag bei 49,3 Jahren. Den weitesten Anreiseweg hatte Simone Rühle aus München.

Teilnehmer aus allen Ecken Deutschlands

Organisationschef Peter Boost unterweist unterdessen noch mal alle Teilnehmer auf gewisse Sicherheitsfragen, wie das Tragen der Schwimmweste oder das Manövrieren an Fährüberfahrten. Roland Stelzer und Dirk Fricke aus Berlin loben indessen Wittenberg in höchsten Tönen. „Eine wirklich nette Kleinstadt mit tollen Gastgebern. Da kommen wir gern noch mal her“, klingt das Kompliment aus ihrem Munde. Garci Thetmann aus der Hauptstadt ist einer von denen, der in seinem Zelt zuvor die etwas kühle Nacht verbrachte. „Das gehört einfach dazu“, meint der Berliner Naturbursche. Simone Rühle ist aus München angereist. „Wittenberg ist für mich ein Muss“, lautet ihre Liebeserklärung an die Lutherstadt. Auch Sachsen-Anhalts Kanuverbandschef Harald Zeiler lässt es sich nicht nehmen, erneut mitzufahren.

Perfekte Bedingungen

Rote Milane umkreisen gerade die Szenerie. Einzelne Graureiher schreiten über die Elbwiesen. Ein imposantes Bild und ein gewisser Hauch von Freiheit umgeben die Wassersportler, als endlich ihre Boote vom Wasser umspült werden. Nach einigen Kilometern reicht es erst einmal. Nun ist Kräfte auftanken im „Schiffchen“ angesagt.

Die Temperatur ist inzwischen in zweistellige Bereiche vorgedrungen, da kommt man schon mal ins Schwitzen. Bereits nach 14 Uhr erreichen die ersten Boote das Elbufer das WSG-Gelände in Wittenberg. Friedemann Ehrig (WSG) und Enkel Klaus Wilhelm (14) haben es auch geschafft. Es duftet schon nach Kaffee und Kuchen, nun beginnt der gemütliche Teil. Auch für Uwe Laqua, den Rekordteilnehmer aus Köthen. (mz)