Handball Handball: Wechsel stand früh fest
BERNBURG/MZ. - Frank Grohmann weiß um die Brisanz. "Wenn man als Handballer von Köthen nach Bernburg geht, ist das ungefähr so wie ein Wechsel als Fußballer von Dortmund zu Schalke oder umgekehrt", so der letztjährige Spieler der HG 85 Köthen. Dort unterschrieb er im November 2010, wechselte nach dem Abstieg aus der 3. Liga aber nach Bernburg, um dort weiterhin in dieser Spielklasse aufzulaufen.
Früh stand für den Linkshänder fest, dass er bei der HG nicht bleibt. "Ich wollte eine Veränderung. Der Anruf von Bernburgs Sportlichen Leiter Enrico Nefe kam gerade zur rechten Zeit. Ich habe sehr früh mit offenen Karten gespielt und hätte die HG 85 auch im Falle der Qualifikation für die dritte Liga verlassen. Unter den Fans habe ich mir damit nicht nur Freunde gemacht, obwohl ich mich bis zum Schluss voll reingehangen habe", erzählt der 1,93 Meter große und 93 Kilogramm schwere gelernte Rechtsaußen, der sich aber im halbrechten Rückraum eigentlich wohler fühlt. "Dabei fehlen mir für die Aufbauposition eigentlich ein paar Zentimeter und ein paar Kilogramm Muskelmasse für die nötige Durchschlagskraft."
In seiner Familie dreht sich alles um den Handball. Schwester Janine (25) spielt bei Werder Bremen II. Mutter Gundula gewann mit dem SC Magdeburg 1981 den DDR-Meistertitel, spielte an der Seite von Nationalspielerin Kornelia Kunisch und Barbara Hofmann unter der Regie von Trainer Hubert Lindner. Und Frank Grohmann geht in der kommenden Saison für den SV Anhalt Bernburg auf Torejagd.
Nicht gegen den Abstieg
"Ich will mit dem Abstieg nichts zu tun haben und hoffe, dass wir unter den ersten sechs, sieben Mannschaften landen werden. Vor allem freue ich mich auf die Heimspiele, denn die Atmosphäre in der Hinz-Halle ist einfach phantastisch. Dort ist der SV Anhalt eine Macht", erklärte der Linkshänder.
Grohmann wurde zwar 1990 in Magdeburg geboren, verlebte dort aber nur die ersten Monate. Berufsbedingt zog die Familie nach Syke, wo jetzt immer noch Janine und Mutter Gundel, die Bremens Handballerinnen als Co-Trainerin betreut, leben. Beim SV Werder spielte er bis zur D-Jugend erst einmal Fußball. "Die Jungs haben in Syke alle Fußball gespielt. Da kam etwas anderes eigentlich gar nicht in die Tüte. Ich habe mich dann aber trotzdem für Handball entschieden. Als ich zwölf Jahre wurde, hat meine Mutti ihre alten Verbindungen nach Magdeburg wieder angezapft. Sie kannte die Nachwuchstrainer und ehemaligen Spieler Helmut Kurrat oder Harry Jahns sehr gut. Mutti hatte die Kontakte, ich das Talent. So landete ich auf der Sportschule", beschrieb Grohmann die Rückkehr in seine Geburtsstadt im Jahr 2002.
Mit der B-Jugend des SCM gewann er 2006 den Deutschen Meistertitel, wurde außerdem zweimal Vizemeister. Er spielte mit Fabian Böhm (Bergischer HC), Dario Quenstedt (TuS Nettelstedt-Lübbecke), Jewgeni Pewnow (Füchse Berlin) und Oliver Krechel (DHfK Leipzig) zusammen. Bereits mit 16 Jahren stand er auf eigenen Füßen, zog aus dem Internat aus und lebte mit seinem Kumpel Marco Hüls in einer WG. Nach der Jugend spielte Grohmann unter den Trainern Kurrat und Christian Prokop bei der Reserve des SC Magdeburg, ehe er im November 2010 nach Köthen kam.
Berufliche Gründe bei Wechsel
Der Aufbau eines beruflichen Standbeins war neben der besseren sportlichen Perspektive ein weiterer Grund für Grohmanns Wechsel von der Bach- in die Saalestadt. Seit dem 1. August hat der Neuzugang des SV Anhalt eine Lehre als Bürokaufmann begonnen. "Das ist schon eine kleine Umstellung und etwas anderes als das Lotterleben im Internat, wenn früh um sechs der Wecker klingelt und ich abends um 22 Uhr nach dem Training ins Bett falle. Mein sportliches Ziel bleibt jedoch trotz der beruflichen Ausbildung die zweite Bundesliga", so Grohmann.
Auf dem Weg dorthin hat er auf jeden Fall kompetente Hilfe: "Meine Mutti gibt mir sehr viele wertvolle Tipps und ist meine Beraterin. Wir telefonieren täglich."