Handball-Oberliga Handball-Oberliga: Kleine Reformation bei der HG 85 Köthen

Köthen - Ein Ex-Wolfener als Neuzugang bei der HG 85 Köthen - das lädt geradezu zu der Frage ein, ob Stefan Luther deshalb schon den einen oder anderen bösen Anruf bekommen hat. Schließlich waren sich die HSG Wolfen und HG 85 Köthen viele Jahre spinnefeind. „Bisher hat sich keiner bei mir gemeldet“, erzählt Luther. Und er selbst sieht das völlig gelassen: „Man weiß ja persönlich nie, wo einen die Reise hinführt. Und die Rivalität zwischen HSG und HG war bei mir eh nie ein Thema. Ich bin da eher neutral gestrickt.“
Meisterschaft, Aufstieg, Rückzug
Luther in Köthen - was sich wie große Reformation anhört, ist es im Kleinen für die HG 85 sogar. Mit der Verpflichtung des 28-jährigen gebürtigen Staßfurters ist dem Drittligaabsteiger etwas gelungen, was zu diesem Zeitpunkt des Jahres nicht zu erwarten war: Einen erfahrenen, in der Region beheimateten, gesunden und bezahlbaren Spieler in die Bachstadt zu locken. Nach den Abgängen einiger Leistungsträger sah die sportliche Zukunft für die HG-Männer nicht gerade rosig aus. Mit Stefan Luther hat sich das Bild jedoch verbessert.
Die Kader-Größe der ersten Mannschaft sieht nach den Verpflichtungen von Stefan Luther und Chris Panhans deutlich besser aus. Dreizehn Spieler gehören derzeit zum Team, das am 12. September gegen Zwickau in die Mitteldeutsche Oberliga startet.
Im Tor stehen Sebastian Loske und Chris Panhans.
Im Rückraum sind Martin Lux, Svajunas Kairis, Tobias Bauske, Tom Lüders (A), Tom Groll (A) und Julian Schilling (A) vorgesehen.
Am Kreis erhält Urgestein René Uelsmann Unterstützung von Hendrik Rakoczy (A).
Auf Linksaußen spielen Stefan Luther und Paul Lipka (A).
Die rechte Außenposition ist bisher nur durch Robert Kreller besetzt.
A = letztjährige A-Junioren (brä)
Die HG 85 Köthen verfügt nun über 13 Spieler. Nur eine Position, nämlich die des Rechtsaußen, ist bisher nicht doppelt besetzt (siehe „Sieben Erfahrene und fünf Jungspunde“). Luther spielt auf Linksaußen. Dort war er auch in der vergangenen Saison Stammspieler, als er für den USV Halle 53 Tore erzielte, die Meisterschaft in der Mitteldeutschen Oberliga und den damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga feiern konnte. Den Weg in die Drittklassigkeit wollte der Familienvater aber nicht gehen. Halle wurde in die Ost-Staffel eingeteilt, muss aber Strecken von mehr als 400 Kilometer in Kauf nehmen.
Der Aufwand wäre Stefan Luther zu viel gewesen. Deshalb wollte er zunächst für die zweite Mannschaft des USV in der Sachsen-Anhalt-Liga auflaufen. Doch dann kam die Anfrage aus Köthen. „Wir konnten uns schnell und gut einigen“, erzählt Luther. Sein Aufwand für die Mitteldeutsche Oberliga ist nicht einmal größer, als er in der Sachsen-Anhalt-Liga gewesen wäre. „Ich kann den Trainingsaufwand sehr gut mit meiner Arbeit in Wolfen verbinden“, so Luther. Er arbeitet nach wie vor in Wolfen als Immobilienkaufmann.
Was kann man, mit Stefan Luther, von der HG 85 Köthen erwarten? „Ich denke, die Mannschaft hat genug erfahrene Spieler, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird“, sagt Luther. Das „vordere Mittelfeld“ sei erstrebenswert.
Aber Stefan Luther weiß auch, dass die Situation, nach dem doch schon als mittelgroß zu bezeichnenden Kader-Umbruch, eine besondere ist. „Es wird sicher eine Herausforderung.“ Auch, weil nach aktuellem Stand die Nachwuchsspieler, die eigentlich langsam an den Männerbereich herangeführt werden sollten, von Beginn an ins Feuer geworfen werden müssen. Gerade deshalb sind die erfahrenen Spieler gefordert, die jungen zu unterstützen. Stefan Luther kennt das aus Halle und hat durchweg gute Erfahrungen damit gemacht: „Ich finde es sehr positiv, wenn ein Verein den jungen Spielern eine Chance gibt. Wir waren ja alle einmal in dem Alter und wollten bei den Männern spielen.“
Mentoren für die Jungen
Die Mischung sei wichtig, und die findet Stefan Luther bei der HG gelungen. „Es sind genug Erfahrene da, die die Unerfahrenen führen können.“ Er wird sich vor allem um Paul Lipka kümmern. Lipka spielt dieselbe Position wie Luther. Es ist davon auszugehen, dass Stefan Luther zu Saisonbeginn sehr viel Spielzeit bekommen wird. „Aber wenn Paul sehr gut trainiert und ein besseres Händchen als ich hat, warum sollte er dann nicht auch spielen?“, fragt Luther rhetorisch. Handball sei immer noch ein Mannschaftssport. Und was der Mannschaft gut tut, ist auch richtig. Da ist es egal, wie alt ein Spieler ist. Oder bei welchem Verein er früher einmal gespielt hat.