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Handball-3. Liga Handball-3. Liga: "Schüler" gegen "Lehrer"

Von Marcus Bräuer 17.09.2014, 20:45
Köthens Spielertrainer Steffen Fischer ist auf der Suche nach der richtigen Taktik gegen Bernburg.
Köthens Spielertrainer Steffen Fischer ist auf der Suche nach der richtigen Taktik gegen Bernburg. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/Bernburg/MZ - Sie kennen sich, sie schätzen sich. Und: Steffen Fischer und Christian Pöhler haben eine besondere Beziehung zueinander. Der eine, Pöhler, half dem anderen, Fischer, auf dem Weg, Trainer zu werden. Am Freitagabend treffen sie nun aufeinander, wenn der von Christian Pöhler trainierte SV Anhalt Bernburg den von Steffen Fischer trainierten Aufsteiger HG 85 Köthen empfängt (Spielbeginn: 19 Uhr, Bruno-Hinz-Halle).

Fischer-Handball = Pöhler-Handball?

Fischer ist seit diesem Jahr Inhaber einer B-Trainer-Lizenz. Einer seiner Ausbilder war Christian Pöhler, der über eine A-Lizenz verfügt. Wie war denn der „Lehrer“ Christian Pöhler? Steffen Fischer holt aus: „Einer der absolut vom Fach kommt, der Handballtraining vorlebt. Er hat gefordert und nicht nur durchgewunken. Ich konnte sehr viel von ihm mitnehmen.“

Und wie war der „Schüler“ Steffen Fischer? Christian Pöhler überlegt. „Anfangs musste er sich an die Trainerrolle gewöhnen“, sagt der Anhalt-Coach, „aber er hat sich immer besser hereingedacht und viel Aufwand betrieben.“ Dass er sich mit 24 Jahren die Aufgabe eines Spielertrainers aufbürdet, sieht Pöhler gelassen. „Grundsätzlich sollte man das Alter sekundär betrachten, es zählt nur die Leistung“, so Pöhler. Der Bernburger Trainer, Jahrgang 1980, ist auch noch kein „alter Hase“ im Trainergeschäft. Entscheidend sei, das Wissen so anzuwenden, dass es auf der Platte zum Erfolg führt. „Als junger Trainer, der zudem gleichzeitig Spieler ist, braucht es aber auch Vertrauen und Geduld vom Verein“, sagt Pöhler: „Und das scheint in Köthen gut zu funktionieren.“

Wenn der eine den anderen zum Teil ausgebildet hat, ähneln sich dann auch die Spielweisen? Ist Fischer-Handball gleich Pöhler-Handball? „Ich denke schon, dass man in der Spieltaktik Unterschiede erkennt“, sagt Steffen Fischer. Zu Beginn seiner Tätigkeit hatte er Vieles beibehalten, was die HG 85 in der letzten Saison erfolgreich gemacht hatte. „In den letzten drei Wochen habe ich aber Spielideen eingebracht, die uns voranbringen werden“, so Fischer. Seit etwa drei Wochen kann er auch endlich mit dem Großteil des Kaders arbeiten, in der Saisonvorbereitung fehlten häufig Spieler.

Vier Spieler fehlen zur Zeit Christian Pöhler. Und davon drei längerfristig. Toni Pajung (Schulter), Kilian Kraft (Knie) und Gabor Pulay (Hand) werden gegen Köthen definitiv nicht spielen. „Enrico Lampe wird aller Voraussicht nach auch ausfallen“, sagt Pöhler. Bernburgs Sportlicher Leiter, Enrico Nefe, beugte aufgrund dieser Verletztenmisere im Internetforum des Anhalt-Fanclubs „Bärenpower“ vor. Er bittet darum, am Freitag nicht zu viel von der gehandicapten Mannschaft zu erwarten. Es wirkt so, als sei die HG 85 Köthen plötzlich Favorit, auch wenn Nefe das nicht schreibt. Steffen Fischer macht deshalb klar, wer am Freitagabend das Spiel gewinnen muss. „Bernburg ist bärenstark und trotz allem klarer Favorit. Das Niveau aller Spieler ist hoch“, sagt der HG-Trainer. Christian Pöhler sagt es anders, meint aber das gleiche: „Wir können uns auf die Spieler verlassen, die fit sind. Alle sind gut, ich bin von allen überzeugt.“

Unbekümmertheit als Vorteil

Durch die eingeschränkten Wechselmöglichkeiten ist aber Pöhlers Potenzial, Überraschungseffekte herzustellen, gesunken. Anders für Steffen Fischer, dem erneut alle Spieler zur Verfügung stehen. Beim Heimsieg gegen Leipzig überraschte Fischer mit Robert Kreller, Kevin Model und Martin Lux (statt Svajunas Kairis) in der Startformation. Veränderungen schließt Fischer für Freitag nicht aus. „Die Startaufstellung ist bei uns flexibel. Es wird aber immer deutlicher, wo die Stärken der Mannschaft liegen. Und die wollen wir unterstreichen“, sagt der HG-Spielertrainer.

Hat Steffen Fischer am Freitagabend nun einen kleinen Vorteil? Christian Pöhler gibt ein eingeschränktes Ja: „Vielleicht den Vorteil der Unbekümmertheit, Köthen hat nichts zu verlieren.“ Aber: „Wir haben das Spiel ganz klar als Derby im Kopf.“ Christian Pöhler strahlt Stärke aus. Steffen Fischer kann das auch. Am Freitag spielen sie erstmals gegeneinander.

In der Heinz-Fricke-Halle findet heute von 15 bis 18 Uhr der Kartenvorverkauf für das Derby statt.

Christian Pöhler (links) braucht am Freitagabend einen starken Artur Gawlik im Tor.
Christian Pöhler (links) braucht am Freitagabend einen starken Artur Gawlik im Tor.
Archiv/Schulze Lizenz