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Fußball Fußball: Osternienburg mit dem Herzen dabei

Von christian kattner 26.11.2014, 18:42
Ein Fußball liegt zum Eckball bereit.
Ein Fußball liegt zum Eckball bereit. dpa

osternienburg/MZ - Es war nur eine Randnotiz. Als der Fußball-Kreisfachverband Anhalt-Bitterfeld am 18. Juli auf seiner Internetseite den Rückzug der Osternienburger Männermannschaft aus der Kreisoberliga bekanntgab, hatte das aber sehr große Folgen. Der Spielplan war hinfällig, ein Absteiger aus der höchsten Spielklasse des Kreises stand bereits vor dem ersten Anpfiff fest. „Die Entscheidung ist uns damals nicht leicht gefallen“, sagt Thomas Doczekala rückblickend.

Aber sie war für den Vereinsvorsitzenden unumgänglich. Altersbedingt hatten einige Spieler aufgehört, andere hatten sich abgemeldet. Nicht immer auf die faire Art und Weise. So erhielt der Verein auch am 30. Juni, dem letztmöglichen Termin für Abmeldungen, zwei Vereinsaustritte per E-Mail zugeschickt. Zeit zum Handeln blieb da nicht mehr viel. Eine neue Mannschaft zusammenzustellen, war einfach nicht möglich. Nicht, ohne dafür auch Geld in die Hand zu nehmen. Und das gibt es in Osternienburg nicht mehr. „Wer Geld verdienen möchte, der soll arbeiten gehen“, sagt Thomas Doczekala, „bei uns gibt es das nicht mehr. Diejenigen, die jetzt noch bei uns sind, spielen gerne für Osternienburg, die sind mit dem Herzen dabei.“

Die fetten Jahre sind vorbei. Verzweifelt waren sie in Osternienburg dem Aufstieg in die Landesklasse hinterhergerannt, hatten immer wieder neue Anläufe und dafür auch Geld in die Hand genommen. Spieler wurden teilweise mit Amateurverträgen ausgestattet, die ihnen monatlich Geld garantierten. „Heute“, sagt Thomas Doczekala, „stehen wir auf gesunden Füßen. Aber wir bekommen noch immer zweimal im Jahr Post von der Berufsgenossenschaft.“

An die muss bei einem Amateurvertrag ebenfalls Geld gezahlt werden. Aber nicht mehr heute. Es verdeutlicht dem Vorsitzenden von Hertha Osternienburg aber eine wichtige Sache: „Da steckt ein riesiger bürokratischer Aufwand dahinter.“ Und eben auch ein finanzieller. Den war man in Osternienburg nicht mehr bereit aufzubringen.

Im vergangenen Jahr wurde ein neuer Vorstand gewählt. „Diejenigen, die früher das Geld gegeben haben, waren da nicht mehr dabei“, sagt Thomas Doczekala. Sportlich verlief bereits die vergangene Saison in der Kreisoberliga schwierig. Der 16. Tabellenplatz war eigentlich gleichbedeutend mit dem Abstieg in die Kreisliga. Durch die am Ende verwirrenden Abstiegsregelungen in den obersten Spielklassen des Fußball-Landesverbandes konnte Osternienburg dann doch in der Kreisoberliga bleiben.

Allerdings spielte das Team aufgrund des Rückzugs dort in dieser Saison keine Sekunde. Einige Spieler, wie etwa Matthias Radtke oder die Brüder Kai und Ronny Pidde sind trotzdem geblieben. Sie schnüren jetzt die Schuhe für die zweite Mannschaft in der 1. Kreisklasse West. Mit zwanzig Punkten aus zehn Spielen steht das Team dort im Moment auf dem vierten Tabellenplatz. Im Wettbewerb um den Kreisklassen-Pokal hat die Mannschaft sogar das Halbfinale erreicht und wird da am Sonnabend um 13 Uhr Gastgeber für die Spielgemeinschaft Krina/Pouch-Rösa II sein. „Wir haben schon lange nicht mehr in einem Halbfinale des Kreispokals gestanden“, freut sich Thomas Doczekala.

Irgendwann möchte der Vereinsvorsitzende die erste Mannschaft auch einmal wieder höherklassiger spielen sehen, spricht dabei aber nicht von der Landesklasse, sondern der Kreisliga. Nicht im nächsten oder übernächsten Jahr, aber vielleicht in fünf Jahren. Ohne Geld. Es geht um andere Werte. „Der Fußball soll Spaß machen“, sagt Thomas Doczekala. Und das macht er jetzt wieder. Auch wenn dafür die erste Mannschaft zurückgezogen werden musste. (mz)