Fußball-Kreisliga Fußball-Kreisliga : Freude und Wut

Bitterfeld/Köthen/MZ - Am frühen Montagabend, die Stimmung war schon ausgelassen, klingelte bei Alexander Bittl das Telefon. Die Zeitung war dran, wollte wissen, was er, Bittl, der Trainer der zweiten Mannschaft des 1. FC Bitterfeld-Wolfen, denn so von dem fußballerischen Pfingstwochenende hielt. „Wir sind froh, dass wir den Aufstieg perfekt gemacht haben“, sagte Bittl, der sich mit seiner Mannschaft zum Essen beim Sponsor befand. Die Reservemannschaft des 1. FC Bitterfeld-Wolfen hatte mit dem 4:2-Sieg am Sonnabend gegen den VfL Großzöberitz den engsten Verfolger distanziert. Am Pfingstmontag folgte ein mühsames 1:0 beim TSV Mühlbeck. Da Großzöberitz zeitgleich nur 2:2 gegen den PSV Köthen spielte, steht der 1. FC nun uneinholbar auf Platz eins der Kreisliga.
Watzke kritisiert Schiedsrichter
Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen. Das Ende der Hinrunde war nicht so verlaufen, wie sich Bittl das vorgestellt hatte. Niederlagen gegen Großzöberitz (3:4), Prosigk (2:3) und Spören (0:1) hatten das Ziel Aufstieg in Gefahr gebracht. Doch in der Rückrunde fing sich die Elf. Von den zwölf Ligaspielen im Jahr 2013 gewann Bitterfeld-Wolfen elf, spielte einmal unentschieden. Es war nicht immer schön, wie der 1. FC spielte. „Aber wichtig waren die Punkte. Egal, wie wir sie holen“, sagt Trainer Alexander Bittl.
So war es auch am Montag beim Spiel gegen Mühlbeck. Bitterfeld-Wolfen dominierte die erste Hälfte und kam in der 16. Minute zur verdienten Führung. Sören Penzel war bis in den Strafraum durchgebrochen, hatte dann das Auge für Denny Schreier, der problemlos einnetzte. In der Folge hätten die Gäste mehrmals das 2:0 machen müssen. Doch es misslang. Und so wurde es im zweiten Durchgang eine hakelige Angelegenheit. Mühlbeck kam besser ins Spiel, erarbeitete sich Chancen, aber nutzte sie nicht. Bitterfeld-Wolfens Kapitän Markus Molzahn hatte die beste Chance, um alles klar zu machen. Doch er verschoss einen Elfmeter.
„Wir hätten uns sicher nicht beschweren können, wenn es unentschieden ausgegangen wäre“, sagt Bittl. Den Aufstieg seiner Mannschaft findet er aufgrund der Ergebnisse im Jahr 2013 aber verdient. „Egal wer uns am Spieltag zur Verfügung stand, alle haben mitgezogen“, so der Trainer.
Groß war die Feier am Montagabend nicht. Zum einen, weil am nächsten Tag die Arbeitswoche startete. Zum anderen soll erst groß gefeiert werden, wenn die erste Mannschaft nachzieht und in die Verbandsliga aufsteigt. „Dann wird es eine richtige Aufstiegsfeier geben. Jetzt genießen wir erst einmal nur den Moment“, so Bittl.
Freud und Leid sind im sportlichen Wettstreit Nachbarn. Und manchmal kommt noch Wut dazu. Und wütend war Mario Watzke seit Sonnabend häufig. „Innerhalb so kurzer Zeit so beschissen zu werden, das brauche ich mir nicht anzutun“, schimpfte der Trainer des VfL Großzöberitz. Sein Team hatte am Sonnabend beim 2:4 gegen Bitterfeld-Wolfen den Anschluss verpasst. Doch Watzke sieht die Schuld klar beim Unparteiischen. „Der wusste nicht, worum es geht“, so Watzke: „Ich bin überzeugt: Hätte der Schiedsrichter nicht so einen Mist gepfiffen, hätten wir auch gewonnen.“
Watzkes Zorn machte sich vor allem an einer Szene in der 18. Minute fest. VfL-Kapitän Christian Bruder war in einen normalen Zweikampf verwickelt. Der Ball landete im Seitenaus. Alle wollten weiterspielen. Plötzlich unterbrach Schiedsrichter Marcus Hötl die Partie, lief zu Bruder und zeigte ihm die Rote Karte. „Er will eine versuchte Tätlichkeit gesehen haben“, sagte Watzke, der es nicht fassen konnte. „Nach dem Spiel hat er mir gesagt, dass die Rote Karte ein Fehler war. Das nützt mir aber nichts“, so Watzke weiter. Die Hektik nach dem Platzverweis nutzte nur Bitterfeld-Wolfen. René Pietzner traf zum 1:0 (20.), kurz darauf erhöhte Jens Kozlowski auf 2:0 (22.). Wiederum nur zwei Minuten später gelang René Faßhauer aber schon der Anschlusstreffer.
Aufstieg noch nicht aufgegeben
Kurz vor der Pause war Christian Prehl dann nicht einverstanden mit einem Freistoßpfiff und meckerte. Dafür sah er die Gelbe Karte. Nur kurz darauf foulte er seinen Gegenspieler dann zu hart und sah die Ampelkarte. Mario Watzke hatte an diesen Entscheidungen nichts auszusetzen, gab aber zu bedenken: „Wenn der Schiedsrichter das Spiel vorher nicht mit der Roten Karte auf den Kopf stellt, meckert mein Spieler erst gar nicht.“
Zu neunt war dann eigentlich nichts mehr möglich.
Aber Großzöberitz kämpfte und glich tatsächlich in der 49. Minute durch einen verwandelten Elfmeter von Nicky Hortig aus. „Das war kein Elfer“, amüsierte sich Watzke: „Genauso wie der Elfer zum 3:2 für Bitterfeld-Wolfen.“ Markus Molzahn hatte den 1. FC wieder in Front gebracht. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr schwanden die Kräfte des dezimierten VfL Großzöberitz. Andy Dreßler machte dann mit dem 4:2 alles klar (86.). Mario Watzke wird an dieser Niederlage noch lange zu knabbern haben. Durch die Platzverweise fehlten ihm zwei wichtige Spieler für das Montagsspiel, das prompt 2:2 ausging und den Aufstieg in weite Ferne rückte. „Wir müssen jetzt Gröbzig-Fan sein und dürfen nicht mehr patzen“, so Watzke. Nur wenn kein Landesklasseteam in die Kreisoberliga absteigt, darf auch der Zweitplatzierte der Kreisliga aufsteigen (siehe „Kreisfußball hängt von Landesklasse ab“). „Wir sind alle am Boden zerstört. Aber ich bin fair und gratuliere Bitterfeld-Wolfen zum Aufstieg“, sagte Watzke.
Versöhnen könnte ihn aber wohl nur der eigene Aufstieg. Und den will er noch nicht aufgeben: „Ich bin stolz auf die Mannschaft und solange es rechnerisch noch möglich ist, bleibe ich ein Kampfschwein.“