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Fußball Fußball: Franczaks Prunkstück

Von Philip Thomisch 11.08.2013, 21:01
André Ochmann (l.) ist eine der Stützen, auf die Trainer Peter Franczak (r.) bauen kann.
André Ochmann (l.) ist eine der Stützen, auf die Trainer Peter Franczak (r.) bauen kann. Heiko Rebsch Lizenz

Edderitz/MZ - Wer André Ochmann und und seinen Trainer Peter Franczak beim SV Edderitz beobachtet, denkt schnell, dass Ochmann so etwas wie der verlängerte Arm des Übungsleiters auf dem Spielfeld ist. Ein junger Führungsspieler also - doch der erste Anschein täuscht ein wenig. Etwas verlegen meint Ochmann: „Ich bin ja kein Co-Trainer, sondern immer noch Spieler dieser Mannschaft. Natürlich habe ich auf dem Feld auch den Mund offen, aber wir haben ja drei, vier Spieler, die auf dem Feld die Ansagen machen. Keine Mannschaft hat nur einen Leitwolf.“

„Edderitz ist erste Anlaufstelle“

Peter Franczak gibt seinem Mittelfeldspieler Recht, sträubt sich förmlich, einen seiner Spieler höher herauszuheben als den anderen: „Ich sage immer“, erzählt der 70-jährige Fußballlehrer, „eine erfolgreiche Mannschaft braucht drei gute Spieler, drei sehr gute Spieler und vier Dreckschweine, die die ganze Arbeit machen.“ Addiert man noch den Torhüter hinzu, so wird Franczaks Überzeugung vom mannschaftsorientierten Fußball deutlich: „Das sollte aber keine Gurke sein“, lacht der Edderitzer Trainer, „denn zwei Schüsse bekommst du ja in jedem Spiel aufs Tor - mindestens.“ Nicht zuletzt mit dieser Philosophie steuerte der Trainer seinen SV Edderitz im letzten Jahr zielsicher in Richtung Landesklasse.

Auch André, Ochmann, der sich im Laufe seiner jungen Karriere auch schon bei Askania Bernburg und beim FC Carl Zeiss Jena II vorstellte, war einer der Faktoren, die das Team besser machten als die Konkurrenz. Der 21-Jährige studiert Sportwissenschaften in Jena und möchte nun dennoch bei seinem Heimatverein bleiben, um in der Landesklasse anzugreifen. „Edderitz ist meine erste Anlaufstelle. Das habe ich immer gesagt“, betont die Offensivkraft, „wir möchten auf einem einstelligen Tabellenplatz landen - gut und gerne auch unter die ersten fünf kommen.“ Peter Franczak pfeift ihn da ein bisschen zurück: „Die Klasse zu halten, ist unser Primärziel. Wir sind aber auch nicht umsonst Meister geworden in der Kreisoberliga.“ Der Coach weiß um seine Möglichkeiten. Er weiß auch, dass André Ochmann erst kürzlich von Reppichaus Trainer Danny Brehmer als „Prunkstück im offensiven Mittelfeld“ des SV Edderitz bezeichnet wurde. Doch Franczak hat den Fußball verstanden. Er weiß für sich selbst, worauf es im Team ankommt. „Ich sage immer“, meint er in ernstem Ton, „die Spieler auf der Bank sind die wichtigsten. Ohne die würden wir mit elf Mann zum Spiel fahren, einer verletzt sich und da haben wir den Salat.“ Deshalb will er seinen Kader am liebsten in Zukunft noch verbreitern. Die Vorbereitung hat gezeigt, dass sich die „Edderitzer Jungs“, wie sich die Spieler gern nennen, durchaus in der Landesklasse durchsetzen könnten.

Frage des Selbstvertrauens

Eindrucksvollen Siegen gegen Kanena (8:1) und den HSV Gröbern (7:0) stand jedoch ein schwaches Wochenende gegenüber: Binnen zweier Tage kassierte Edderitz neun Tore, verlor gegen Reppichau (1:5) und Lokomotive Dessau (3:4). „Das war ein krasser Unterschied zwischen diesen Spielen“, erinnert sich André Ochmann, „und gegen Reppichau war schon ein bisschen Prestige dabei. Die Spieler hatten am Tag nach der Niederlage nicht mehr so viel Selbstvertrauen.“

Eine Sache, die Edderitz in Zukunft besser aushalten muss. Das Wort „Niederlage“ war für das Team um Kapitän Marek Mennicke ein Fremdwort in der Kreisoberliga. „Man muss auch das Verlieren lernen“, ist sich Trainer Franczak über die Auswirkungen auf die Teamchemie bewusst. Er setzt stets auf mehrere Stützen auf dem Rasen: Routinier Peter Bergk, Kapitän Marek Mennicke und auch André Ochmann können diese Rolle erfüllen. „Manchmal ist er auch Alleinunterhalter“, schmunzelt Peter Franczak über seinen jüngsten Spielmacher, „und ich habe keine Lieblinge, ich mag sie nämlich alle.“ Er weiß, was er an seinem Team hat und die Spieler wissen es umgekehrt vom Übungsleiter. „Ein Prinzip an dem wir uns orientieren“, fügt Peter Franczak an, „ist, dass der Torjubel immer dem Spieler gehört. Das Tor aber der ganzen Mannschaft.“ Im letzten Testspiel vor der sehnsüchtig erwarteten Saison gab es daher wieder Grund zur Freude. Edderitz stand wieder als Einheit auf dem Feld. Für Peter Franczak ist das gesamte Team das „Prunkstück“.