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Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt: Hydranten fehlt vielerorts der Druck

Von Anne Schneemelcher 21.12.2015, 19:24
Hydrantenkontrolle in Merseburg
Hydrantenkontrolle in Merseburg Silvio Kison Lizenz

Merseburg - Peter Ebisch beobachtet, wie bräunliches Wasser auf die Straße plätschert. Der 58-Jährige kontrolliert einen Hydranten in Frankleben (Saalekreis). „Das kann dauern, bis das klar wird“, sagt er und deutet auf die braune Suppe. Ebischs Arbeit wirkt beschaulich - kann aber Leben retten. Dann, wenn die Feuerwehr das Wasser zum Löschen braucht.

Alle zwei Jahre überprüft der Wasserversorger Midewa seine Hydranten. Auch, ob sie überwachsen, überbaut oder unauffindbar sind. Bei der Hydranten-Kontrolle wird das Trinkwassernetz gespült - gleichzeitig messen Mitarbeiter wie Ebisch den Wasserdruck. Damit sich Vorfälle, wie in Hoym (Salzlandkreis), nicht wiederholen. Dort brannte ein Möbelhaus bis auf die Grundmauern nieder. Das Wasser aus einem Hydranten soll lediglich aus dem Schlauch getröpfelt sein - Schuld war der Druck. Ähnliche Probleme gibt es in Schkopau (Saalekreis). Hinter vorgehaltener Hand klagen die Feuerwehren über fehlende und defekte Hydranten. Den Missstand bestätigt eine aktuelle Analyse, die die Gemeinde Schkopau in Auftrag gegeben hat. Zum Teil kann im Brandfall nur die Hälfte der bebauten Fläche der Gemeinde mit Wasser aus dem Hydrantennetz gelöscht werden - manche Wohn- und Gewerbegebiete wären gar nicht abgesichert.

Schwachpunkte in der Löschwasserversorgung

Für den Landesfeuerwehrverband ein Unding: „Das ist eine Schande, dass die Feuerwehren unter diesen Bedingungen arbeiten müssen“, sagt Erich Wasserthal, Vize-Verbandsvorsitzender. Die Vorfälle offenbaren, dass es Schwachpunkte in der Löschwasserversorgung im Land gibt. Der Grund: Infolge des Bevölkerungsrückgangs wird vielerorts weniger Wasser verbraucht. Der Druck wurde an die Versorgung verhältnismäßig angepasst.

Das wird auch in Frankleben deutlich - an einem der 4 400 Hydranten der Midewa-Niederlassung „Saale-Weiße-Elster“. Der Hydrant wäre im Brandfall eine schlechte Wahl. Beim Mindestdruck von 1,5 Bar könnte mit 27 Kubikmetern Wasser pro Stunde gerechnet werden. „Damit kann man nicht löschen, nur mal kurz draufhalten“, erklärt Ebisch. „Aber Hydranten sind vor allem für Instandsetzungs- und Reinigungsarbeiten im Trinkwassernetz gedacht - nicht allein für Löschwasser.“

Nach weniger als einer Stunde ist das Wasser in Frankleben klar. „Jetzt sind die Rohre gespült“, erklärt Ebisch. Gespült wird über Hydranten, die vor allem dort stehen, wo sie für Instandsetzungen wichtig sind. Die Daten zum Wasserdruck und Zustand werden nach der Kontrolle in ein Computerprogramm eingepflegt und stehen so auch den Gemeinden zur Verfügung, die für die Löschwasserversorgung verantwortlich sind. Da im Brandfall Menschenleben von einem Hydranten abhängen könnten, verweigert die Midewa der Feuerwehr die Nutzung der Hydranten nicht. Dennoch verweist Midewa-Geschäftsführer Uwe Störzner auf das Gesetz, dass die Verantwortung den Kommunen zuschreibt. Sie haben für Löschteiche und unterirdische Zisternen zu sorgen, wenn kein offenes Gewässer in der Nähe ist - oder der Druck auf einem Hydrant nicht ausreicht. Doch die Kommunikation zwischen Feuerwehren, Gemeinden und Wasserversorgern läuft nicht wie gewünscht. Einen Plan zur Verbesserung der Löschwasserversorgung gibt es nicht. Die Landkreise sollen jedoch stärker „sensibilisiert“ werden, „dieses Thema gegenüber ihren Kommunen noch einmal zur Diskussion zu stellen“, sagt Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes.

Schwierge Lage in Gewerbegebieten

Schkopau zumindest will aufgrund der Hydranten-Analyse nachrüsten. Feuerwehren sollten in der Lage sein, einen Zimmerbrand zu löschen, sagt Bürgermeister Andrej Haufe (CDU). Doch die Kameraden kritisieren weiter die Versorgung in Gewerbegebieten. „Jahrelang galten mit Styropor verkleidete Hallen als Non plus ultra“, so Wasserthal vom Feuerwehrverband. „Heute wissen wir, dass diese Objekte nicht beherrschbar sind. Der Dämmstoff ist zwar schwer entflammbar, aber wenn es brennt, liegt eine Halle von 30.000 Quadratmetern in 15 Minuten in Schutt und Asche.“ Da bringen Alternativen wenig - vor allem nicht, wenn wie in Hoym, der nah gelegene, 40 Meter hohe Wasserturm nicht voll Wasser war. (mz)