Neuer Roman von Martin Suter Der passende Drink zum Kummer
„Wut und Liebe“ heißt das neue Buch von Martin Suter.

Halle/MZ - Die 65-jährige Betty Hasler hat recht genaue Vorstellungen von ihrem Lebensende: „Ein plötzlicher Tod mag etwas Schönes sein. Aber es kommt schon darauf an, wann genau plötzlich. Man lässt nicht gerne etwas unerledigt zurück.“
Natürlich wird es Tote geben im neuen, an diesem Mittwoch erscheinenden Roman „Wut und Liebe“ des Schweizer Bestsellerautors Martin Suter. Es gibt sie, weil der Tod zum Leben gehört und nicht, weil das Buch ein Krimi wäre. Zwar wird mit den Elementen des Genres gespielt, doch nur um sie schließlich kokett zu anderen Zwecken in Stellung gebracht zu haben.
Wer am Ende zuerst geht
Der vorgesehene Tatort zum Beispiel wird so oft begangen, begutachtet, geprüft, infrage gestellt, doch wieder priorisiert und aus diversen Perspektiven beschrieben, bis selbst der unbedarfteste Leser ahnt, dass hier nichts passieren wird. Und dann liegt da doch ein Toter.
Natürlich ist Martin Suter ein Profi auf dem Feld der menschlichen Leidenschaften, vor allem wenn sie wirklich Leiden schaffen. Man liest das Buch am besten in einem Ritt, schließt manchen seiner Protagonisten ins Herz, so sehr, dass man helfend zur Seite springen möchte.
Betty Hasler hat also etwas zu erledigen. Sie ist ein bisschen lebensmüde, seit ihr geliebter Pat gestorben ist. Weil sie seinem Kompagnon Pete die Schuld daran gibt, will sie nicht vor ihm diese Welt verlassen. Sie sitzt in einer Bar, in die es auch den halb so alten Noah verschlagen hat: Der gleiche Drink, der gleiche Kummer. Seine Freundin begehrt ihn zwar wie eh und je, nur will sie so nicht mehr leben, weil sie den Künstler mit einem hassenswerten Job durchfüttern muss.
Wo ist das Brötchen her?
Immer wieder legt Martin Suter falsche Fährten. Es gibt viel Wut und als ihr Gegenmittel die Liebe. Es gibt Freundinnentalk, Verführungsgeplänkel, Kneipengespräche. Ein Galerist etwa fragt den immer wieder anders scheiternden Noah auf dessen erster Vernissage: „Wo haben Sie das Brötchen her?“ Nicht alle Fragen im neuen Buch eines der großartigsten Unterhaltungsschriftsteller unserer Tage sind so einfach zu beantworten. Deswegen braucht es 300 Seiten und durch die rast man gern, schon um sich dem Tempo der Ereignisse anzupassen.
Martin Suter: Wut und Liebe. Diogenes, 296 Seiten, 26 Euro