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Kritik am MDV Kritik am MDV: Wie ein Tarif-Wirrwarr die Kunden in eine Schwarzfahrer-Falle lockt

Von Christian Schafmeister 29.05.2016, 16:46
RB-Fans können aus Halle nicht kostenfrei zum Heimspiel anreisen.
RB-Fans können aus Halle nicht kostenfrei zum Heimspiel anreisen. Imago

Halle (Saale)/Leipzig - Der Fahrgastverband Pro Bahn hat deutliche Kritik am Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) geübt. Grund sind die uneinheitlichen und teils schwer verständlichen Regelungen, die der MDV mit Veranstaltern von Messen, Konzerten und Fußballspielen zur Nutzung der Tickets als kostenlose Fahrausweise getroffen hat. „Das ist fatal und erzeugt bei Besuchern und Fahrgästen nur unnötig Missstimmung“, bemängelte Pro-Bahn-Sprecher Carsten Schulze.

Der Grund für das Wirrwarr liegt für ihn auf der Hand. „Alle Akteure versuchen zu geizen, keiner will das Geld für die bei Großveranstaltungen anfallenden Zusatzkosten auf den Tisch legen.“ Das führt zu bizarren Ergebnissen. Und draufzahlen müssen die Kunden.

Ein Zug, zwei Tickets

Wer etwa aus Halle mit der Bahn zu einem Spiel von RB Leipzig fahren möchte, der muss zunächst für 4,40 Euro einen Fahrschein bis Großkugel (Saalekreis) lösen und kann erst danach von dort im selben Zug kostenlos mit dem Stadion-Ticket weiterfahren. „Das ist lächerlich und birgt zudem die Gefahr, dass Fans in die Schwarzfahrer-Falle tappen“, betonte Schulze.

Grundsätzlich gelten RB-Tickets vier Stunden vor und nach dem Spiel in zwölf Tarifzonen des MDV, aber eben nicht in Halle. Und daran hält der Bundesliga-Aufsteiger in der neuen Saison fest, wenn noch mehr Fans aus dem Umland anreisen dürften. Bei vielen anderen Bundesligisten gilt die Eintrittskarte im gesamten Verbund. „Wir beobachten die Entwicklung“, sagte ein RB-Sprecher und verwies auf die „immensen Kosten“, die schon durch die jetzige Vereinbarung entstehen. Zahlen nannte er nicht.

Einheitliche Regelung benötigt

Doch auch die Fußballfans, die Mitte Mai zum Landespokalfinale Halle gegen Magdeburg aus der Landeshauptstadt oder dem Umland in die Saalestadt anreisten, konnten ihr Ticket nur in der Stadt selbst als Fahrschein nutzen. Und dafür hatte der Landesfußballverband als Veranstalter auch nur eine Gültigkeit für zwei Stunden vor und nach dem Spiel mit dem MDV ausgehandelt - also zwei Stunden weniger als bei RB-Spielen. „Wir benötigen bei solchen Großveranstaltungen einheitliche Regelungen, die im gesamten MDV-Gebiet gelten. Hier muss der Verbund endlich als Verbund auftreten“, forderte der Pro-Bahn-Sprecher.

Einfacher als die Fußballfans haben es Besucher der Leipziger Messe, die aus der Region Halle anreisen. Ihre Eintrittskarte gilt für den gesamten Tag als kostenloser Fahrausweise in acht Zonen - und zwar auch in Halle. Doch auch die Messe verhandele hart mit dem MDV, erklärte Sprecher Steffen Jantz. Forderungen nach einheitlichen Regelungen für alle Großveranstaltungen könne er nachvollziehen. „So wünschenswert das jedoch ist, wir müssen eben immer auch die wirtschaftliche Seite im Blick haben“, sagte der Sprecher.

Fatales Signal

Die Leipziger Verkehrsbetriebe setzen auf individuelle Absprachen mit den Veranstaltern. Denen wolle man die „bestmögliche Mobilitätslösung ermöglichen“, versicherte Sprecherin Katja Gläß. „Somit können und wollen wir die Regelungen zur Fahrtberechtigung auch nicht standardisieren.“ Für Kritik an den teils kundenunfreundlichen Regelungen verwies die Sprecherin auf die Veranstalter. „Die entscheiden schlussendlich über die Reglungen zur Fahrtberechtigung.“

Für Pro Bahn ist das keine Lösung. „So gewinnt der MDV sicher keine neuen Kunden, sondern sendet an die Fahrgäste das Signal: Ihr seid uns eigentlich völlig egal.“ Der MDV selbst hat sich auf mehrfache MZ-Nachfrage nicht geäußert.

Klar ist nur: Wer sich aus Halle den Auftritt der Rocklegenden Puhdys, Karat und City am 11. Juni in der Leipziger Arena anschauen möchte, braucht ebenfalls ein Extra-Ticket. Die Eintrittskarte gilt laut Veranstalter nur in Leipzig als Fahrschein. (mz)