Krankenversicherung wird für viele günstiger Krankenversicherung wird für viele günstiger: Darum streicht die AOK den Zusatzbeitrag

Halle (Saale) - Die Krankenversicherung wird für viele Menschen in Sachsen-Anhalt im kommenden Jahr günstiger: Die AOK Sachsen-Anhalt, die größte Krankenkasse im Land, streicht den derzeit von ihr erhobenen Zusatzbeitrag von 0,3 Prozent ab dem kommenden Jahr komplett. Versicherte und Arbeitgeber beziehungsweise Rententräger teilen sich dann nur noch den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent auf Gehalt oder Rente.
Ein AOK-Versicherter mit einem Bruttoeinkommen von 2.500 Euro muss dann jährlich 45 Euro weniger zahlen, bei 4.500 Euro Einkommen sind es 81 Euro weniger im Jahr. Durch den niedrigen Beitrag erwartet die Kasse nun viele neue Mitglieder. „Die Kosten spielen für viele eine große Rolle“, sagte Anna Mahler, Sprecherin der AOK Sachsen-Anhalt.
Der Grund für die Streichung ist allerdings kein freiwilliger: Die AOK hat derzeit zu viel Geld auf der hohen Kante. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte die gesetzlichen Krankenkassen im Januar per Gesetz dazu gezwungen, überschüssige Finanzreserven abzubauen. Demnach dürfen die Rücklagen den Umfang einer Monatsausgabe nicht mehr überschreiten.
AOK will bis 2021 Rücklagen von 600 Millionen Euro abbauen
Überschüssiges Geld müssen sie in den nächsten drei Jahren ausgeben. Spahn hatte den Krankenkassen vorgeworfen, unnötig Geld zu horten und so die Beitragszahler zu belasten. Die AOK wird mit dem abgeschafften Zusatzbeitrag bis 2021 Rücklagen in Höhe von 600 Millionen Euro abbauen. „Wir wollen die Versicherten möglichst schnell entlasten“, sagte Mahler.
Mit dem Zusatzbeitrag können gesetzliche Krankenkassen anfallende Mehrausgaben ausgleichen. Er wird zusätzlich zum gesetzlichen Beitrag erhoben. Die Höhe kann von den Kassen selbst bestimmt werden. Der Gesetzgeber will so auch einen Wettbewerb zwischen den Kassen ermöglichen. Seit Januar wird auch der Zusatzbeitrag von Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezahlt.
Dass die AOK, in der mehr als ein Drittel aller gesetzlich Versicherten Sachsen-Anhalts Mitglied sind, überhaupt so viel Geld angehäuft hat, begründete Mahler damit, „dass wir in guten Zeiten Rücklagen anlegen wollten“. Denn schon jetzt sei absehbar, dass die Vorhaben des Bundesgesundheitsministers in den nächsten Jahren teuer werden. 2020 rechnet die Kasse schon mit steigenden Ausgaben, wenn bundesweit unter anderem mehr als 13.000 Pflegekräfte auf Kassenkosten eingestellt werden.
Große Konkurrenten halten am Zusatzbeitrag fest
Die beiden größten Wettbewerber der AOK halten indes an ihren Beiträgen fest: Bei der IKK gesund plus und Barmer werden auch im kommenden Jahr 0,6 beziehungsweise 1,1 Prozent Zusatzbeitrag fällig. Dass es jetzt zu einem Mitgliederschwund kommt, glaubt die IKK gesund plus nicht. „Unsere Erfahrung zeigt: Die Wechselfreudigkeit der Menschen hält sich in Grenzen“, so der Sprecher der Krankenkasse, Gunnar Mollenhauer.
Er warnte davor, bei der Wahl der Kasse nur auf den Preis zu schauen: So hätten viele Kassen heute ein Bonussystem, mit dem Versicherte sich etwa durch Vorsorgeuntersuchungen oder Sport Geld zurückholen könnten: „Das wiegt den geringeren Beitrag wieder auf.“ Auch Barmer-Sprecher Christopher Kissmann verweist auf individuelle Vorteile anderer Kassen. „Es kann am Ende sogar günstiger sein, sich für eine teurere Kasse zu entscheiden“, erklärt Kissmann.
Kassen-Sprecher Mollenhauer kann sich einen Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen: Dass die AOK trotz erwarteter Mehrausgaben die Beiträge senke, zeige, dass sie vom Bund mehr Geld zugewiesen bekommt, als sie eigentlich braucht: „Das hat schon Geschmäckle.“ (mz)