Karriereschritt Meister Karriereschritt Meister: 174 Handwerker haben die Prüfung bestanden

Halle (Saale) - René Schumann muss sich schon wieder die Augen reiben. Der feine Staub, den der riesige Schaufelradbagger und die Fahrzeuge im Kohletagebau von Amsdorf aufwühlen, liegt wie ein Nebel in der Luft. Setzt sich auf dem gelben Helm, dem T-Shirt und der Haut ab. „Wenn du hier fertig bist, musst du erstmal in der Umkleide duschen“, sagt der 28-Jährige im ölverschmierten Overall.
Obwohl sein Job ziemlich dreckig ist, ist er für ihn ein Traumjob. Als Instandhaltungsmechaniker wartet er die gigantischen Maschinen, die täglich unzählige Tonnen Erdmasse bewegen. „Hier ist alles XXL, das macht es so faszinierend“, sagt Schumann, der schon als Kind gerne an Fahrrädern herumschraubte. Der Schaufelradbagger hat ganz andere Dimensionen: Er wiegt mehr als 2.000 Tonnen, die Zähne sind so groß wie Badewannen. Um sie zu tauschen, braucht es Erfindungsreichtum. „Mit der bloßen Hand klappt das nicht, da muss schon ein Radlader helfen“, erzählt er. Und dann kommt er zum zweiten Grund, der den Beruf für ihn so gut macht: Teamarbeit. „Hier ist einer auf den anderen angewiesen“, sagt Schumann.
Meister als nächster Karriereschritt
Dennoch: Er will nicht bis zur Rente Instandhaltungsmechaniker bleiben. Vor drei Jahren fasste er den Entschluss, seinen Meistertitel zu machen. Aus eigenen Stücken, unabhängig von seinem Arbeitgeber Romonta. „Ich dachte mir: Das kann’s doch nicht gewesen sein“, erzählt Schumann. Doch der nächste Karriereschritt war anstrengender, als er zunächst dachte.
Drei Jahre lange paukte er nach seinen Schichten, ging freitags und samstags nochmal in die Schule. „Wochenende und Urlaub gab es fast gar nicht“, sagt Schumann. Durch die erste Prüfung fiel er sogar durch. Stress, die Arbeit, keine Freizeit. „Etwas nicht zu bestehen, kannte ich bis dahin nicht“, erzählt er. Deshalb packte ihn der Ehrgeiz. Die Belohnung waren bessere Noten, die ihn noch mehr motivierten. Das Ergebnis: Er legte dieses Jahr die beste Meisterprüfung als Instandhaltungsmechaniker ab. „Und jetzt bin ich nicht nur stolz, sondern habe ganz neue berufliche Perspektiven“, sagt Schumann.
Auf der nächsten Seite geht es um die Friseuse Jana, die sich mit Naturkosmetik selbstständig gemacht hat.
Diese Perspektive war es auch, die die Friseurin Jana Lehnert aus Unterrißdorf in die Meisterschule brachte. Sie arbeitete bereits 14 Jahre lang in einem Salon, wollte sich aber selbstständig machen und auf Naturkosmetik spezialisieren. Im Keller ihres Hauses eröffnete sie ihr Geschäft. „Um das langfristig zu betreiben, brauchte ich den Meister“, sagt die 35-Jährige. Für zwei Jahre erhielt sie eine Ausnahmegenehmigung. Diese Zeit nutzte die verheiratete Mutter, um nebenbei den Meisterbrief zu machen.
„Das Gute war, dass ich da noch nicht so viele Kunden hatte und mich mehr auf die Schule konzentrieren konnte“, erzählt sie. Nach so langer Zeit wieder die Schulbank zu drücken fiel ihr schwer. „Man verlernt das Lernen“, sagt sie. Der Wunsch, sich als Naturfriseur selbstständig zu machen, ein Alleinstellungsmerkmal in der Region zu haben und komplett ohne Chemie zu arbeiten, war aber größer.
Kollegen sind sich der Chancen als Meister nicht bewusst
Was sie bei einigen ihrer Kolleginnen vermisste: den Ehrgeiz. „Oft wirkte es so, als hätten sie den Meister machen müssen und waren sich gar nicht über die Chancen bewusst“, berichtet Jana Lehnert. Sie kann nun ihr eigener Chef sein, in einer Branche, um die es trotz Mindestlohn finanziell nicht gut steht. „Je mehr ich arbeite, desto mehr verdiene ich.“
Zuletzt erzählt Elektrotechniker Maik was seinen Beruf so vielfältig macht.
Das Gehalt war für den Elektrotechniker Maik Kühling nicht ausschlaggebend. „Ich wollte den Meister erst gar nicht machen, mein Chef bat mich darum“, sagt der Hallenser, der für das Unternehmen B+M arbeitet, das ihn für die Meisterschule sogar ein Jahr freistellte. Mit 43 ist er einer der ältesten und zugleich der beste Elektrotechniker, der die diesjährige Meisterprüfung bestanden hat. Dabei hatte er schon immer Prüfungsangst.
Nach der Wende direkt die Ausbildung möglich
Als er noch zur Schule ging, waren seine Noten nicht gut. Kühling wollte auf die Elektrotechnische Oberschule, wurde aber nicht zugelassen. „Deshalb bemühte ich mich um das Abitur und eine Berufsausbildung“, erzählt er. Als dann die Wende kam, wurde die Kombination abgeschafft und er konnte direkt eine Ausbildung machen. „Da hatte ich Glück“, sagt er.
Erst nach und nach merkte er, wie vielfältig der Beruf ist. Elektrotechniker knipsen nicht nur Kabel ab, sondern entwerfen komplexe Schaltungen und Systeme für Büros und Wohnhäuser. „Vom Hausanschluss bis zur letzten Datendose ist alles dabei“, erklärt Kühling. Machte er das früher häufig selbst, ist er nun mehr der Planer. „Papierkram und Vorschriften“, wie er sagt. Denn jedes Bauteil hat eine Zulassung, über die er den Überblick behalten muss. Meist am Schreibtisch.
Das war ein entscheidender Aspekt für seine Weiterbildung. Kühling muss weniger auf Montage sein und kann somit mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Vorher besuchte er unter der Woche mehrmals Baustellen in Deutschland und vor allem im Raum Frankfurt, jetzt steuert er vieles von seinem Bürotisch in Halles Süden aus. „Ich muss nicht mehr ständig bei den Baustellen vor Ort sein“, sagt Kühling. Was seine Frau gut findet.
Die Meisterprüfung bestanden174 Jungmeister der Handwerkskammer Halle haben in 17 Gewerken ihre Prüfung bestanden, 41 davon sind Frauen. Die meisten kommen aus der Region, bei den seltenen Berufen Zahntechniker und Hörgeräteakkustiker sogar aus dem gesamten Bundesgebiet.
BÄCKER
Sandra Behrendt (Zwenkau), Christin Bruder (Wimmelburg), Anke Deimig (Wettin-Löbejün), Thomas Krause (Merseburg), Sebastian Manigel (Weißandt-Gölzau), Jens Telle (Eisleben)
DACHDECKER
Sven Bentzius ( Harzgerode), Christian Grießbach (Schkopau), Maik Grünewald (Freyburg), Thomas Peterz (Weißenfels), Jens Schmidt (Dingelstedt)
ELEKTROTECHNIKER
Daniel Bartholome (Obhausen), Martin Bohnefeld (Wettin-Löbejün), Stephan Breitfeld (Naumburg), Lars Brückmann ( Helbra), Uwe Drexler (Bad Camberg), Jens Ehrhardt (Neuhaus), Johann Engelmann (Amberg), Marco Förster (Halle), Daniel Forth (Allstedt), Mario Füchsel (Sangerhausen), Lukas Gohr (Halle), Matthias Haase (Gedern), Sebastian Heckel (Halle), Patrick Hempel (Sangerhausen), Steffen Henze (Halle), Christian Hoffmann (Halle), Kevin Krieg ( Sondershausen), Maik Kühling (Halle), Sebastian Ludwig (Kemberg), Markus Mühlmann (Halle), Nico Müller (Allstedt), Philipp Müller (Eisleben), Philipp Scharf (Landsberg), André Sonntag (Berlin), Thomas Staack (Schönbrunn), Enrico Thies (Brandenburg), Michael Thon (Berga), Johannes Uber (Bitterfeld-Wolfen), Tobias Völkl (Colditz), Raik Wäldchen (Petersberg), Steffen Witteck ( Kemberg)
FEINWERKMECHANIKER
Clemens Witkowsky (Königerode)
FLIESEN-, PLATTEN- UND
MOSAIKLEGER
Steffen Bischoff (Mücheln), Martin Wagemann (Barnstädt)
FRISEUR
Christiane Hahn (Sangerhausen), Nadine Kampa (Helbra), Jana Lehnert (Eisleben), Jacqueline Protze (Leipzig), Doreen Rudolf (Allstedt), Janett Salzmann (Zeitz), Kürdistan Sancar (München), Kathrin Seidel (Halle), Anja Sonnenberg (Halle), Sandra Zincke (Gräfenhainichen)
HÖRGERÄTEAKUSTIKER
Sonja Dießelhorst (Porta Westfalica), Christian Docter (Cottbus), Florian Drilling (Berlin), Enrico Fleig (Potsdam), Sandra Furmanek (Ludwigsfelde), Franziska Günzke (Ballenstedt), Jana Maria Haubrock (Dortmund), Michael Heinrich (Rostock), Johanna Hochstein (Schmallenberg), Alexandra Hofmann (Berlin), Angelina Kanthak (Berlin), Marcel Karmienke (Lehrte), Markus Kucklinski (Dortmund), Mathias Lange (Lage), Manuela Nehls (Brüel), Charlene Netack (Dortmund), Sandra Cornelia Ninas (Hamburg), Thomas Peelen (Kempen), Friederike Poppy (Potsdam), Andreas Schneider (Vippachedelhausen), Julia Schoop (Hamburg), Stefanie Siewert (Halle), Sascha Christian Silkenbeumer (Görlitz), Katrin Stenz (Steinhöfel), Mareike Stich (Hannover), Claudia Stöhr (Heinsberg), Lisa Torkuhl (Hamburg), Maximilian Ulbricht (Berlin), Nicole Ulrich (Schwedt an der Oder), Rieke von Rönn (Drochtersen),
Julia von Urban (Hamburg)
INSTALLATEUR UND HEIZUNGSBAUER
Sven Bayer (Wettin-Löbejün), Maximilian Halbenz (Wittenberg), Maximillian Jangel (Halle), Marek Leermann (Dessau-Roßlau), Georg Nattrodt (Obhausen), Jens Nötzel (Eisleben), Matthias Obst (Merseburg), Torsten Prochnow (Querfurt), Kai-Uwe Richter (Teutschenthal), Michael Saeftel (Zeitz), Carsten Schenk (Wettin-Löbejün), Jens Senftleben (Allstedt), Andreas Teske (Könnern), Sandro Töpel (Tömmelsdorf), Thomas Vollrath (Hergisdorf), Mirko Wiedermann (Naumburg)
KFZ-TECHNIKER
Alexander Bärwald (Salzatal, Alexander Block (Leipzig), Patrick Steffen Freygang (Landsberg), Rico Göhler (Bad Bibra), Christian Gründler (Salzatal), Martin Hedler (Kabelsketal), Mario Jauck (Leuna), Christian Krug (Obhausen), Stefan Krummhaar (Ermsleben), Marcel Kurze (Schkölen), Steffen Lenneper (Allstedt), Frank Lieder (Eimen), Heiko Müller (Mücheln), Steven Niechciol (Naumburg), Felix Pahl (Leipzig), Maximilian Pulst (Wimmelburg), Marcel Rähme (Bad Lauchstädt), Daniel Rein (Allstedt), Tom Rohne (Halle), Mathias Schollbach (Dessau-Roßlau), Philipp Schuster (Leipzig), Benjamin Stier (Merseburg), Dirk Trier (Halle), Moritz Wieser (Wittenberg), Dennis Wronski (Bitterfeld-Wolfen)
MALER UND LACKIERER
Michael Bahn (Mansfeld), Ulrich Bogun (Osternienburg), Daniel Busch (Sylda), Tobias Galert (Leipzig), Axel Garthoff (Nebra), Cornelius Germer (Halle), Lars Hach (Wallhausen), Stefan Scheuch (Sangerhausen), Maik Sielaff (Halle), Daniel Simchen (Stendal), Norman Winker (Querfurt)
MAURER UND BETONBAUER
Roy Seyfarth (Elsteraue)
METALLBAUER
Martin Bartel (Plötzkau), Stefan Busch (Barnstädt), Mathias Kuhne (Gräfenhainichen), Mark Müller (Landsberg), René Schumann (Obhausen), Markus Stawiak (Sandersdorf)
TISCHLER
Tobias Engler (Bitterfeld-Wolfen), Marcus Langner (Sondershausen)
ZAHNTECHNIKER
Henda Achour (Rüsselsheim), Riccardo De Rugeriis (Viernheim), Jeanett Dräger (Bernau), Benjamin Haas (Schneeberg), Sabrina Hartung (Wittenberg), René Hennig (Leipzig), Manuel Imhof (Bruchsal), Florentina Ionescu (Obertshausen), Ole Jankowski (Duderstadt), Holger König (Neukirchen), Silviu Korab (Mindelheim), Tom Krostack (Bad Düben), Moritz Lipp (Lechbruck), Lucas Mies (Berlin), Eduard Mittelstedt (Mannheim), Erkan Oral (Sindelfingen), Marian Rother (Berlin), Mario Schlüter (München), Nelli Schneider (Augsburg), Simone Seyfert (Leipzig), Isolde Stephan (Augsburg), Kay Ulrich (Sangerhausen), Daruysh Wahab (Mainaschaff), Anne Wenger (Viernheim), Marco Zech (Halberstadt), Thomas Zettler (Friedberg)
ZIMMERER
Steffen Baumann (Schönebeck)
In der Klasse war er direkt der Senior. Die meisten seiner Kollegen waren zwischen 20 und 30 Jahren alt. „Ich rate jedem dazu, erst einmal im Beruf Erfahrung zu sammeln, ehe er sich an den Meister wagt“, sagt Kühling. (mz)

