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Hochschulfinanzierung Hochschulfinanzierung: Das Ende einer langen Debatte um Geld und Studiengänge

Von Kai Gauselmann 29.01.2015, 07:00
Der lange Weg bis zur Einigung: Am 19. März 2013 kündigen Regierungschef Reiner Haseloff (CDU, rechts) und Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) an, dass die Hochschulen drastisch sparen müssen.
Der lange Weg bis zur Einigung: Am 19. März 2013 kündigen Regierungschef Reiner Haseloff (CDU, rechts) und Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) an, dass die Hochschulen drastisch sparen müssen. dpa Lizenz

Magdeburg - Die Hochschulstrukturreform ist von der Dauer und Intensität her die wildeste landespolitische Debatte, die Sachsen-Anhalt seit seiner Wiedergründung erlebt hat. Nun hat das lange Tauziehen um die Einsparziele bei Sachsen-Anhalts Hochschulen zumindest formal ein Ende. Am Donnerstag unterzeichneten die Hochschulrektoren und Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) die Zielvereinbarungen für die Zeit bis 2019. Darin ist geregelt, wie viel Landeszuschüsse die einzelnen Hochschulen künftig über den Zeitraum von fünf Jahren als Grundfinanzierung erhalten sollen. Dazu gehört nicht, was die Hochschulen individuell als laufendes Defizit abbauen müssen. In Halle etwa liegt das bei gut 6,5 Millionen Euro. Da die Zielvereinbarungen jetzt unterschrieben, kann an den Hochschulen zumindest bis 2020 nicht weiter gespart werden. Die MZ zeigt im Überblick, was die Reform für die einzelnen Hochschulen bis 2020 bedeutet:

Hochschule Anhalt: Das Studienkolleg soll es nur noch in Köthen geben, der hallesche Standort wird geschlossen. Kooperationen sollen mit Halle (Agrarwissenschaften), Merseburg (Ingenieurwissenschaften, Informatik) sowie mit der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau aufgenommen oder ausgebaut werden. Die Hochschule erhält künftig jährlich gut 33,1 Millionen Euro inklusive eines Zuschusses für Investitionen - 348.500 Euro weniger als bisher. Insgesamt hat die Hochschule für 250 Studienplätze weniger Geld, will das aber mit mehr Drittmitteln ausgleichen. 22 Stellen sollen gestrichen werden.

Hochschule Merseburg: Hier soll es ein einheitliches Grundstudium für alle Ingenieurwissenschaften geben, also eine Straffung des Angebots. Die drei Säulen Ingenieur- und Naturwissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Kultur- und Medienwissenschaften sollen stärker miteinander verzahnt werden. Es soll unter anderem auch eine „Plattform für Polymerwissenschaften und Kunststofftechnik“ mit der Uni Halle geben und auch Kooperationen mit Anhalt (Ingenieurwissenschaften, Informatik). Die Hochschule erhält jährlich 18,3 Millionen Euro - gut 195.000 Euro weniger.

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle: Die Hochschule soll unter anderem eine Umbenennung der Studiengänge Kunsterziehung und Kunstpädagogik prüfen. Dabei geht es um die Ausrichtung der Lehrangebote für Kunstvermittler. Auch der Studiengang Kunstpädagogik soll überprüft werden. Jährlich erhält die einzige Kunsthochschule des Landes künftig gut 13,7 Millionen Euro und damit etwa 74.000 Euro weniger. Inklusive Defizitabbau muss die Hochschule aber insgesamt auf Einsparungen von einer halben Million Euro kommen. 30 Studienplätze und fünf Professuren stehen zur Debatte.

Einzelheiten zu den Hochschulen Halle, Magdeburg, Harz Magdeburg-Stendal, lesen Sie auf Seite 2.

Universität Halle: Die größte Hochschule hat als einzige noch keine größeren Strukturanpassungen zur Umsetzung der Einsparungen vorgesehen. Das Land hatte unter anderem die Schließung ganzer Institute wie Medien- oder auch Geowissenschaften vorgegeben - allein: Die Uni verweigerte Beschlüsse zur Umsetzung. Nach wie vor hat das Land die Institute und Studiengänge als Reformbaustelle benannt, ob und wie die Uni dort kürzt, ist ihr aber überlassen. Sie soll bis Winter dazu ein Konzept vorlegen. Tut sie es nicht, passiert laut Zielvereinbarung: nichts. Der Landeszuschuss ist unabhängig von den Strukturmaßnahmen bis Ende 2019 gesichert. Allerdings muss die Uni auf jeden Fall mit weniger Landeszuschuss klarkommen. Sie erhält nun jährlich gut 135,5 Millionen Euro und damit etwa 1,7 Millionen weniger. Dazu muss das aufgelaufene Defizit von 6,5 Millionen abgebaut werden. Durch die Kürzung fehlt rechnerisch für 670 der 13.700 Studienplätze das Geld.

Universität Magdeburg: Die zweitgrößte Hochschule des Landes hat sich stärker in die Pflicht nehmen lassen. Dort gibt es schon Beschlüsse, die fünf Fakultäten zu zweien zu fusionieren. Das geisteswissenschaftliche Fächerangebot soll reduziert, dafür Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften gestärkt werden. Der jährliche Landeszuschuss sinkt um gut eine Million auf etwa 84 Millionen Euro. Auch hier muss ein Altdefizit von 3,5 Millionen Euro abgebaut werden.

Hochschule Harz: Die Hochschule mit Standorten in Wernigerode und Halberstadt soll ihr Angebot straffen und Kooperationen prüfen. Beim Tourismusmanagement soll sie stärker auf Internationalisierung setzen und einen Austausch mit einer ausländischen Partnerhochschule realisieren. Die Harzer erhalten vom Land rund 14,3 Millionen und damit gut 146.000 Euro weniger. Mit der Streichung von fünf Stellen wird die inklusive Defizitabbau nötige Einsparung von jährlich 210.000 Euro erreicht.

Hochschule Magdeburg-Stendal: 160 Studienplätze und acht Stellen fallen durch die Streichung der Studiengänge für Übersetzer weg. Mit der Magdeburger Uni sollen Studiengänge und die Nutzung zentraler Einrichtungen abgestimmt werden. Kooperationen soll es unter anderem im Fachbereich Wasser- und Kreislaufwirtschaft mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung geben. Der jährliche Landeszuschuss sinkt um etwa 300.000 Euro auf 25,3 Millionen Euro. (mz)

Am 29. November 2013 unterzeichnen Armin Willingmann (re.), Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, und Reiner Haseloff (CDU) den „Bernburger Frieden“ - ein Zwischenschritt zur jetzigen Einigung. Links steht Udo Sträter, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle.
Am 29. November 2013 unterzeichnen Armin Willingmann (re.), Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, und Reiner Haseloff (CDU) den „Bernburger Frieden“ - ein Zwischenschritt zur jetzigen Einigung. Links steht Udo Sträter, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle.
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Am 19. April 2013 entlässt Haseloff Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff nach einem Streit um die Sparpolitik an den Hochschulen.
Am 19. April 2013 entlässt Haseloff Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff nach einem Streit um die Sparpolitik an den Hochschulen.
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Zeitgleich wird Hartmut Möllring (beide CDU) zum Nachfolger berufen.
Zeitgleich wird Hartmut Möllring (beide CDU) zum Nachfolger berufen.
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