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Hoch- und Grundwasser Hoch- und Grundwasser: Neuer Schutz mit alten Gräben

Von HENDRIK KRANERT-RYDZY 21.01.2011, 21:22

MAGDEBURG/MZ. - Zu DDR-Zeiten war der Begriff Melioration in aller Munde - es gab sogar eine eigene Facharbeiterausbildung für diese Experten für Trockenlegung feuchten Terrains. Im Rhinluch und im Oderbruch wurde damals ganzen Landstrichen sprichwörtlich das Wasser abgegraben, aber auch die meisten gewöhnlichen Äcker waren mit Rohrleitungen und Gräben zur Entwässerung durchzogen. Doch erst 21 Jahre nach der letzten Meliorationskampagne rücken die alten Wasserbauanlagen wieder zurück ins Bewusstsein.

Denn hektarweise Ackerland in Sachsen-Anhalt mutet seit Wochen wie die Marschen an der Nordsee an - überall riesige Wasserflächen, wo sonst fette Krume glänzt. Ursache dafür ist vor allem, dass die Entwässerungssysteme inzwischen desolat sind. Gräben wurden zugeschüttet oder nicht mehr gepflegt, Rohrleitungen beim Pflügen zerstört. "Wir habe uns lange Zeit keine Sorgen gemacht", gestand am Freitag Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) nach einem Krisentreffen mit Landräten und Bürgermeistern. Jetzt werden deren Sorgen immer größer. Denn nicht nur auf den Äckern steht das Wasser, sondern auch in den Kellern zahlreicher Häuser. Selbst in Halle-Neustadt gibt es große Probleme.

Nach dem Krisentreffen erklärte Böhmer, dass die Wasserhaltungsanlagen auf den Äckern wieder reaktiviert werden müssen, damit die Schwierigkeiten in den nächsten Jahren nicht noch größer werden. Bis Ende Februar sollen dazu Arbeitsgruppen mit Kommunalvertretern und Hochwasserexperten des Landes in den einzelnen Regionen gebildet sein. Spätestens acht Wochen später soll ein erster Überblick über die spezielle Situation vor Ort vorliegen. "Im Moment weiß ja kein Mensch, was von den alten Meliorationssystemen noch funktioniert", sagte der Chef des Landesbetriebes für Hochwasserschutz, Burkhard Henning. Daher ist auch noch völlig offen, was alles erneuert werden muss, wie lange das dauert - und was es kostet. Henning ist aber wie Böhmer der Meinung, dass etwas passieren muss: "Das steigende Grundwasser bereitet uns deutlich mehr Probleme als das aktuelle Hochwasser."

Wobei auch da deutlich wurde, wo im Land dringender Handlungsbedarf besteht - vor allem an der Schwarzen Elster. Henning erklärte, dass hier ab dem Frühjahr mit der umfassenden Sanierung der Deiche und zum Teil mit Deichrückverlegungen begonnen werden soll. Auf diese Weise soll dem kanalisierten Fluss bei Hochwasser mehr Raum gegeben werden. "Die Planungen laufen auf Hochtouren, im April werden wir sie in der Region vorstellen", so Henning. Allein in diesem Jahr sollen zwischen vier und sechs Millionen Euro verbaut werden.